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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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Erfahrungsschatz Folgendes zu berichten:
    Â 
    Die Sonne scheint heiß auf unserer Haut,
das hat man ihr gar nicht zugetraut.
Doch schuld daran ist das Ozon,
das befindet sich im Himmel seit Jahren schon.
    Â 
    Wir fangen Wale aus dem Meer,
auch Fische mögen alle sehr.
Nur bei uns nicht, aus der Ruhr,
denn hier hinterlässt PFT seine Spur.
    Â 
    PFT steht dabei für bestimmte organische oberflächenaktive Verbindungen, bei denen die Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst vollständig durch Fluoratome ersetzt worden sind. Diese Verbindungen werden wegen ihrer vielfach geschätzten physikalisch-chemischen Eigenschaften heute industriell hergestellt und in einer Vielzahl von Produkten verwendet. Sie sollen aber krebserregend sein.
    Da darf man sich schon fragen: Woher weiß die kleine Elena das so genau? Von den Eltern? Von den Lehrern? Fest steht jedenfalls, das Angsthaben fängt schon in den Kinderschuhen an.
    Â 
    Â 
    Oder machen die Medien doch die Angst? Und ohne die deutschen Medien gäbe es die ganze Malaise in diesem Ausmaß nicht? Für diese alternative Vermutung spricht der von dem großen Friedensforscher Johan Galtung einmal so genannte typische »teutonische intellektuelle Stil«, die Art und Weise, wie deutsche Intellektuelle – und dazu zählen sich unsere Medienmacher mit verbiesterter Entschlossenheit – Welt und Umwelt zu erklären suchen. Galtung unterscheidet zwischen einem typisch japanischen, französischen, angelsächsischen und eben auch teutonischen intellektuellen Stil. Den Franzosen gehe es nach Galtung vor allem um Eleganz und Klarheit, sie lassen auch gern einmal fünf gerade sein, wenn das der Schönheit eines Arguments nutzt. Der Japaner achtet in erster Linie auf die Verankerung in der Tradition: Wie haben die großen Meister das gesehen, wie fügen sich meine eigenen Ansichten in das existierende Gedankengebäude ein? Die Angelsachsen sind Pragmatiker und Problemlöser, sie packen Dinge vom Ende her an, das heißt von dem Problem, das es zu lösen gilt, und lösen es dann, und dann kommt das nächste Problem. Und wenn die dabei verwendeten Theorien sich widersprechen, dann stört das einen Angelsachsen kaum.
    Â»In einer solch glücklichen Lage ist der rein teutonische Intellektuelle nicht«, schreibt Galtung. Er ist der Erbauer großer gedanklicher Pyramiden, und »er trägt das Risiko, womöglich mit ansehen zu müssen, wie seine Pyramide in Stücke fällt. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass er seine Arbeit mit einer gewissen inneren Nervosität in Angriff nimmt, die sich in Muskelverspannung ausdrückt und einem Gesicht, aus dem die letzte Spur von Humor und Distanz gewichen ist. Keine Anekdote, keine Analogie, keine Euphorie und kein spielerisches Jonglieren mit Bedeutungen – nichts vermag das Desaster zu verschleiern, das eine teutonische Pyramide treffen kann; und stürzt sie ein, kann mit ihr der intellektuelle Einsatz eines ganzen Lebens zerfallen.«
    Das könnte einiges erklären. Denn ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt dieses Pyramidenbauens ist die bigotte Selbstgefälligkeit vieler deutscher Intellektueller, mit der sie ihre Sicht der Dinge für die einzig wahre halten. Und diese auch mit Zähnen und Klauen verteidigen: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders« (Luther). Und hat ein solcher intellektueller Medienmacher erst einmal die Chemie, die grüne Gentechnik oder die Kernkraft als Wurzel alles Bösen ausgemacht, hält er es für seine Menschenpflicht, nicht zu ruhen, bis das Unheil ausgerottet ist. Zum Beispiel war Luther auch ein großer Hexenjäger. »Staunend nahmen die Nachbarn den fast religiösen Eifer wahr, der die deutsche Ökologiebewegung von Beginn an beseelte. ›Le waldsterben‹ ging, wie ›le blitzkrieg‹ und ›l’ersatz‹, als Fremdwort ins Französische ein. Schrille Töne, Ausdruck apokalyptischer Ängste, mischten sich immer wieder in den Chor der Besorgten, die in den Wäldern kranke Bäume mit weißen Farbkreuzen markierten« (Der Spiegel) .
    Verstärkt wird dieser intellektuelle deutsche Sonderweg möglicherweise noch durch die Nachwirkungen der Romantik mit all ihrem Hang zur Technikfeindlichkeit und zur »Verrätselung der Welt« (Zöllner), die besonders in Deutschland bis heute überlebt. Und die von Max Weber so genannte

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