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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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hatten nicht mal ein Handy dabei.
    Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne, und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach ›Aufsichtspflicht‹. Kannst du dich noch an ›Unfälle‹ erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen … Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Magen für immer weiter, und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.
    Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar, und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!
    Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen.
    Und du gehörst auch dazu.
    Herzlichen Glückwunsch!«
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    Literatur:
    A. Häusser und G. Maugg: Hungerwinter: Deutschlands humanitäre Katastrophe 1946/47 , Berlin 2008 (Propyläen)
    Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe : Leitfaden Umweltmedizin (2007)
    W. Krämer: Armut in der Bundesrepublik  – Zur Theorie und Praxis eines überforderten Begriffs , Frankfurt 2000 (Campus)
    B. Lomborg: Apokalypse No!, Lüneburg 2002 (zu Klampen! Verlag)
    D. Maxeiner und M. Miersch: Lexikon der Öko-Irrtümer , Frankfurt a. M. 1998 (Eichborn)
    Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung/Conseil d’Analyse économique: Monitoring economic performance, quality of life and sustainability, Wiesbaden 2011
    E. Showalter: Hysterien. Hysterische Epidemien im Zeitalter der Medien , Berlin 1997
    St. Widmann: »Der Rhein ist wieder fischreich geworden«, Mainz: Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte, Heft 3/1996, S. 11 – 13
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5 Warum haben wir vor gewissen Gefahren Angst, vor anderen dagegen nicht?
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    Die 500 000-Euro-Frage bei Günther Jauch: Was ist eine Naturfaser? A: Trevira, B: Dralon, C: Lycra, D: Asbest.
    Wie aus der Pistole geschossen antwortet der Kandidat: »D kann ich ausschließen, das ist schädlich, also muss es künstlich sein.«
    D ist richtig, die Antwort kostete den Kandidaten 375 000 Euro
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    Angst ist etwas Wunderbares. Ohne sie wären wir Menschen lange ausgestorben. Rund 7000 Generationen der Spezies Homo sapiens hat die Erde bisher gesehen, von unser aller Urmutter in den Steppen Ostafrikas bis zu Bill Gates. Und ganz sicher waren auch Vorfahren dabei, die hatten keine Angst. Sie blieben, wenn der Säbelzahntiger nahte, einfach stehen. Und wurden aufgefressen. Damit haben sich ihre Gene nicht vermehrt, die Eigenschaft, keine Angst zu haben, pflanzte sich nicht fort.
    Ein guter Teil der modernen, so leicht ausnutzbaren und immer wieder ausgenutzten Angstbereitschaft ist also nur ein Ausfluss der Tatsache, dass wir im Grunde immer noch – wie das Desmond Morris in seinem Weltbesteller so anschaulich beschreibt – nichts anderes als nackte Affen sind. Carl Sagan, der berühmte Astrophysiker, hat das einmal sehr schön auf den Punkt gebracht: Ein Nobelpreisträger sitzt an seinem Schreibtisch im Büro, da tritt sein Vater durch die Tür. Und dann, so wie man sich nun mal die Klinke in die Hand gibt, der Vater des Vaters. Und dann der Vater des Vaters des Vaters usw. Nach einer Woche kommt der erste Vierfüßler herein. Und diese Vierfüßler, und die aus ihnen hervorgegangenen ersten

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