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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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großer Hitze. Oder das deutsche Verbraucherministerium warnt vor belastetem Olivenöl in Supermarktregalen und Lebensmitteln. Nach wie vor stießen Lebensmittelkontrolleure auf Oliventresteröle (»Aceite de orujo«) mit Bestandteilen von krebserregenden Substanzen, sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Auch in Öl eingelegte Lebensmittel wie Muscheln enthielten häufig derartige Stoffe. Dann findet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in jeder vierten Fischkonserve den krebserregenden Stoff Benzo(a)pyren und in Erfrischungsgetränken das ebenfalls krebserregende Benzol. Labors entdecken in allen möglichen Lebensmitteln große Mengen des krebserregenden Acrylamid, das beim Backen, Frittieren und Braten von stärkehaltigen Lebensmitteln entsteht. Und in England werden nach einer Warnung der Gesundheitsbehörde FSA vor Chilipulver Millionen von Lebensmittelpackungen aus den Supermarktregalen entfernt. Das aus Indien geliefert Chilipulver wurde in einer Worcestersauce verarbeitet, die wiederum Bestandteil Hunderter anderer Produkte ist, und soll einen Farbstoff enthalten, der unter Verdacht steht, Krebs auszulösen. Und so weiter.
    Soll, könnte, möglicherweise, steht im Verdacht, nicht auszuschließen, dass …
    Für die Medien steht der jeweilige Schuldige jedoch fest, sie haben den Grund für die Zunahme von Krebs gefunden. Und die Hamburger Zeit vertritt die eindeutige veröffentlichte Mehrheitsmeinung, wenn sie schreibt: »Denn Krebs, darüber gibt es kaum noch Zweifel, das ist die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, das sind die Chemikalien, mit denen wir hantieren, die Pillen, die wir schlucken. Krebs ist um uns und in uns. Krebs ist unser Tribut an die Industrialisierung, die Folge eines ungezügelten Wirtschaftswachstums, das auf die Qualität der Umwelt keine Rücksicht nahm.«
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    Die amerikanischen Sozialforscher Robert Lichter und Stanley Rothman haben einmal versucht, diese Vorliebe der Medien für künstliche Krebsursachen in Zahlen zu fassen, und dazu über mehrere Jahre die abendlichen Hauptnachrichtensendungen der großen amerikanischen TV-Netzwerke ABC, CBS und NBC, die Magazine Time , Newsweek und US News and World Report sowie die Titelseiten der New York Times , der Washington Post und des Wallstreet Journals nach Nachrichten zum Thema Krebs durchsucht. Insgesamt wurden sie 1206-mal fündig, in 498 Fällen wurden menschengemachte Chemikalien als Krebsverursacher genannt. Mit großem Abstand (219 Nennungen) folgte das Rauchen, fast genauso viele Meldungen zitierten Nahrungsmittelzusätze, Arzneimittel, ionisierende Strahlen oder Pestizide und Asbest. Mit ganz großem Abstand – jeweils unter 100 Nennungen – folgten die wahren Killer: Alkohol, ungesunde Lebensweise und Naturgifte. Und in nur neun von 1206 Fällen wurde das Alter im Zusammenhang mit Krebs erwähnt. »In den letzten zwei Jahrzehnten haben die Medien den menschengemachten krebserregenden Substanzen weit mehr Aufmerksamkeit gewidmet als allen anderen bekannten Krebserzeugern, Tabak eingeschlossen. Darüber hinaus berichten sie äußerst ausführlich über die Krebsrisiken durch Lebensmittelzusätze, Umweltverschmutzung, Pestizide, Hormonbehandlung oder Radioaktivität. Weit mehr Medienberichte waren diesen Auslösern gewidmet als etwa der Ernährung, der UV-Strahlung oder dem Asbest, die von Wissenschaftlern als weit gefährlichere Krebserzeuger eingestuft werden. Tatsächlich benannten die Medien Nahrungsmittelzusätze genauso oft als Krebserzeuger wie unvernünftiges Essen und UV-Strahlung zusammen.«
    In Deutschland ist die Lage ähnlich. Leider hat mir die Zeit gefehlt, wie Lichter und Rothman die ganze Lawine an Krebsberichten der letzten Jahre und Jahrzehnte auszuzählen, aber man muss nur das Stichwort Krebs in die Suchmaschine der Süddeutschen Zeitung oder der Frankfurter Rundschau eingeben, um zu erkennen: Genauso ist das auch bei uns. Man reitet systematisch auf der Technik, der Chemie, der Industrie herum und karikiert Krebs vor allem als Folge von Profitgier und verantwortungslosem Umgang mit der Natur.
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    Natürlich gibt es selbst gemachte Gründe für einen frühen Tod an Krebs zuhauf. Jenseits allen Zweifels als Krebsauslöser überführt sind das Rauchen und das fette

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