Die Angst der Woche
ist zwar längst nicht mehr so stark wie vor 100 Jahren, als man erstmals diesen Faktor mit dem Lungenkrebs in Verbindung brachte, wird aber auch heute noch genannt. Und dann erhöhen auch bestimmte Lungenerkrankungen wie zum Beispiel Tuberkulose die Wahrscheinlichkeit für Lungenkrebs. Es ist also gar nicht so einfach, den Beitrag des Zigarettenrauchens an sich zu isolieren.
Das ist das groÃe Manko der Epidemiologie: Man kann nie sicher sein, ob sich die beiden Vergleichsgruppen nicht auch noch in anderer Hinsicht unterscheiden auÃer der, die man gerade ins Visier genommen hat. In der angesehenen Wissenschaftszeitschrift Science berichtet ein amerikanischer Forscher von einem solchen Trugschluss in Bezug auf Kaffeetrinken und Pankreaskrebs. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Kaffeetrinken das Risiko für diese Art von Krebs erhöht. Erst nachträglich stellten die Forscher fest, dass in der Kaffeetrinkergruppe auch die Raucher überproportional vertreten waren, dass also das Rauchen, nicht das Kaffeetrinken die Ursache für die erhöhen Krebsraten gewesen war. In späteren Studien konnte dann der Kaffee auch nicht mehr als Krebserreger bestätigt werden, hier wurde also umgekehrt einem unschuldigen Faktor der Beitrag des Rauchens untergeschoben.
Auch die in den 90er-Jahren grassierende Hausvogelhysterie hat sich inzwischen als Produkt einer nicht berücksichtigten Hintergrundvariablen herausgestellt: In verschiedenen Medien war berichtet worden, Halter von Hausvögeln hätten verglichen mit dem Rest der Bevölkerung ein siebenmal höheres Risiko, an Lungenkrebs zu sterben. Wie aber spätere Studien belegen konnten, liegt diese höhere Sterblichkeit nicht an den Hausvögeln, sondern daran, dass Vogelfreunde eher niederen sozialen Schichten angehören, in denen man mehr raucht.
Aus diesem Grund â weil Rauchen systematisch mit anderen Risikofaktoren korreliert â sind auch fast alle Studien, die Krebs mit Alkohol in Verbindung bringen, mit groÃer Vorsicht zu genieÃen. Denn auch Rauchen und Trinken gehen oft zusammen, und wenn man die Effekte des Rauchens nicht korrekt herausrechnet, hat man auch hier schnell den falschen Schuldigen dingfest gemacht. Das schon erwähnte Wissenschaftsjournal Science hat einmal die folgenden, durch epidemiologische Studien â tatsächlich oder vermeintlich â identifizierten Krebserreger aufgelistet (fast alle zu Unrecht angeklagt, die meisten Ergebnisse konnten durch Nachfolgestudien nicht bestätigt werden):
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Cholesterinreiche Diät: um 65 Prozent erhöhtes Risikoverhältnis für Rektumkarzinom bei Männern.
Verzehr von Joghurt mindestens einmal im Monat: verdoppeltes Risiko für Eierstockkrebs bei Frauen.
Rauchen von mehr als 100 Zigaretten im Leben: um 20 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisko für Frauen.
Fettreiche Ernährung: verdoppeltes Brustkrebsrisiko für Frauen.
Starke Dioxinbelastung über längere Zeit: 50  Prozent erhöhtes Risiko für alle Arten von Krebs.
Wöchentliche Spülung der Geschlechtsorgane: vierfach erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen.
RegelmäÃige Benutzung von stark alkoholhaltiger Mundspülung: um 50 Prozent erhöhtes Mundkrebsrisiko.
Verwendung von Phenoxy-Unkrautvernichtungsmittel auf Rasen: um 30 Prozent erhöhtes Risiko für bösartiges Lymphom bei Hunden.
Geburtsgewicht von 3,6 kg oder mehr bei der Geburt: um 30 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen.
Sterilisation (Vasektomie): um 60 Prozent erhöhtes Risiko für Prostatakrebs bei Männern.
Pestizidbelastung im Blut: um den Faktor 4 erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen.
Trinken von mehr als 3,3 Liter Flüssigkeit an einem Tag (insbesondere chlorhaltiges Leitungswasser): Verdopplung des Risikos von Blasenkrebs.
Psychischer Stress am Arbeitsplatz: um den Faktor 5 erhöhtes Risiko für Mastdarmkrebs.
Ernährung mit vielen gesättigten Fetten: um den Faktor 6 erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bei nichtrauchenden Frauen.
Verzehr von mehr als 20 Gramm verarbeiteten Fleischs am Tag (zum Beispiel Fleischwurst): um 70 Prozent erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs.
Verzehr von rotem Fleisch fünfmal pro Woche oder häufiger: verdoppeltes Risiko für Dickdarmkrebs.
Arbeiten in der Nähe von elektromagnetischen Feldern: um 37 Prozent erhöhtes
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