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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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Brustkrebsrisko für Frauen.
    Verzehr von rotem Fleisch zweimal pro Tag: Verdopplung des Brustkrebsrisikos für Frauen.
    Regelmäßiges Zigarettenrauchen: um 70 Prozent erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Jemals eine Höhensonne genutzt: um 30 Prozent erhöhtes Risiko für schwarzen Hautkrebs.
    Abtreibung: um 50 Prozent erhöhtes Risiko für Brustkrebs.
    Ãœber- oder unterdurchschnittlich lange Menstruationszyklen: Verdopplung des Risikos für Brustkrebs.
    Fettleibigkeit (Adipositas) bei Männern (die schwersten 25 Prozent der Studie): Verdreifachung des Risikos für Speiseröhrenkrebs.
    Verzehr von Olivenöl nur einmal täglich oder weniger: um 25 Prozent erhöhtes Risiko für Brustkrebs.
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    Laut Science sind alle diese Ergebnisse zweifelhaft und höchstwahrscheinlich falsch. Aber die Schlagzeilen in den Zeitungen und die warnenden Berichte in den einschlägigen Fernsehmagazinen waren dennoch garantiert.
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    Sehen wir uns die Mechanik solcher Tartarenmeldungen an einem konkreten Beispiel, der Gefahr durch Überstunden im Büro, einmal näher an. »Eine Langzeitstudie belegt: Wer zu viele Überstunden macht, der erhöht sein Krankheitsrisiko. Es drohen Herzinfarkt, Angina Pectoris, Ängste oder Depressionen.« So schreibt die Süddeutsche Zeitung am 14. Mai 2010. Die Basis dieser Meldung war eine Langzeitstudie namens Whitehall II, die seit 1985 die Gesundheit von über 6000 Angestellten in britischen Behörden untersucht. Keine dieser Personen hatte zu Beginn der Studie Herzprobleme. In den elf Jahren danach gab es 369 Fälle von Herzkrankheiten aller Art, auch tödliche Herzinfarkte, insgesamt 180 davon bei Angestellten, die regelmäßig Überstunden abgerechnet hatten. Das ist ungefähr die Hälfte aller Fälle.
    Als Erstes fällt hier auf, dass offenbar 369 weniger 180, also 189 Erkrankungen bei Angestellten auftraten, die keine Überstunden gemacht hatten. Ob das viel oder wenig ist, hängt nun entscheidend davon ab, wie viele Überstundenmacher es insgesamt gab. Waren das nur 1000, ist die Hälfte aller Fälle viel. Waren das mehr als 3000, ist die Hälfte aller Fälle wenig, ja sogar ein Zeichen, dass Überstunden vor Herzkrankheiten schützen.
    Nun, der Anteil der Überstundenmacher unter den untersuchten Angestellten betrug 46 Prozent. Damit sind die Überstundenmacher sowohl bei den Herzkranken als auch bei den Angestellten insgesamt leicht in der Minderheit, und der gesunde Menschenverstand würde sagen: »Außer Spesen nichts gewesen.«
    Wie in der Studie außerdem noch nachzulesen, waren die Überstundenmacher auch häufiger in führenden Positionen tätig, schliefen weniger und waren auch, die üblichen Klischees bestätigend, weit öfter als die anderen verheiratet (ein Ehepartner macht Überstunden, sagen böse Zungen, um nicht nach Hause gehen zu müssen, und hat daher seine Herzprobleme). Die Autoren der Studie behaupten zwar, alle weiteren möglichen Verursacher von Herzerkrankungen korrekt herausgerechnet zu haben, aber das bezweifle ich einmal ganz entschieden. Wie ich in einer eigenen Studie mit Harald Sonnberger schon vor längerer Zeit zu meinem großen Entsetzen herausgefunden habe, sind fast alle derartigen Regressionsmodelle, mit denen man dieses Herausrechnen versucht, nur äußerst unvollkommene Abbilder der Wirklichkeit; wenn man eine einzige wichtige erklärende Variable vergisst, können sich die Vorzeichen und Kausalrichtungen aller übrigen ins Gegenteil verkehren.
    Sofort sich aufdrängende weitere Erklärungen für die geringfügig erhöhte Anfälligkeit für Herzkrankheit bei Überstundenmachern könnten etwa sein, dass diese Leute gerne Vorstand werden möchten und dass der dadurch bedingte Stress, und nicht die Überstunden als solche, sie in die Krankheit treibt. Aber angesichts der ohnehin nur geringen Effekte lohnen sich dergleichen Spekulationen kaum; hier wie bei sehr vielen anderen epidemiologischen Tartarenmeldungen der letzten Jahre bleibt am Schluss nur festzuhalten: Viel Lärm um so gut wie nichts!
    Wenn Sie also morgen in der Zeitung lesen »Alzheimer durch Kaffeesahne« oder »Schachspielen fördert Parkinson«, dann lassen Sie sich nicht die gute Laune trüben. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind diese Meldungen nur

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