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Die Angst der Woche

Die Angst der Woche

Titel: Die Angst der Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Krämer
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diesen Fällen steht der Abwehraufwand in keinem Verhältnis zur Höhe der vermeintlichen oder tatsächlichen Risiken.
    Auf dem Höhepunkt der Milzbrandpanik 2003 machten amerikanische Internetapotheken große Geschäfte mit dem Antibiotikum Cipro; kurz nach Panikausbruch wurde das eines der bekanntesten Medikamente in den USA. Eine 60-Tage-Packung – das ist die empfohlene Dosis für die Behandlung von Milzbrand – kostete 900 Dollar und wurde von Tausenden von Amerikanern ohne jeden Nutzen auch vorsorglich geschluckt, es hätte gegen Milzbrand nichts genützt. In Deutschland wiederum verschwendet man derzeit viel Geld auf die Bekämpfung von Nahrungsmittelallergien. Mit Sprüchen wie »ein innovativer Bluttest, mit dem verzögerte Nahrungsmittelallergien aufgedeckt werden können« werben Anbieter für sogenannte IGG-Antikörpertests, die angeblich alle möglichen Auslöser für Darm- und Hauterkrankungen, Migräne und Übergewicht schnell identifizieren können. Diese Labortests seien aber »irreführend und sinnlos«, sagen unisono deutsche, österreichische und schweizerische Allergologenverbände. Die Anbieter machten sich nur die Ängste und den Leidensdruck der Patienten zunutze, der Nachweis von IGG-Antikörpern liefere keinerlei Hinweise auf eine Allergie, die Kosten von 300 bis 400 Euro für einen Antikörpertest seien zum Fenster hinausgeworfen. Und nur der liebe Gott im Himmel weiß, wie viele der mehr als 30 Milliarden Euro, die wir in Deutschland jährlich für Arzneimittel bezahlen, für ähnlich dubiose Zwecke ausgegeben werden.
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    Dass nicht nur verängstigte Bürger, sondern auch hoch angesehene politische Instanzen durch unangemessene Risikovorsorge mit beiden Händen Geld zum Fenster hinauswerfen, zeigt die regierungsamtliche Reaktion – nicht nur in Deutschland – auf die Vogel- und die Schweinegrippe. Nachdem zu Anfang des Jahres 2005 haufenweise tote Vögel auf sämtlichen Fernsehschirmen der Welt zu sehen gewesen waren, kauften westliche Regierungen für rund eine Milliarde Euro vom Schweizer Pharmakonzern Roche das im Wesentlichen wirkungslose Grippemittel Tamiflu. Und vier Jahre später langte man noch einmal zu; allein in Deutschland gaben die zuständigen Stellen für 27 Millionen nie gebrauchte Impfstoffdosen rund 500 Millionen Euro Steuergelder aus. Davon hätte man drei Universitäten ein Jahr lang finanzieren können. Insgesamt kostete die Schweinegrippehysterie den deutschen Steuerzahler mehr als eine Milliarde Euro.
    Zur Erinnerung: Im Winter 2010/2011 sind weniger als 300 Personen in Deutschland an den Folgen dieser neuen Virusinfektion gestorben, weniger als ein Zehntel der Menschen, die ohnehin pro Jahr in Deutschland an den Folgen einer Grippe sterben.
    Ein weiteres einschlägiges Trauerspiel ist die Überreaktion von Verbraucherministerin Künast auf BSE. Diese Krise war, nach einem zögerlichen Beginn im Jahr 1986, bis 1997 auf England isoliert geblieben, dann erreichte sie im November 2000 auch die Bundesrepublik – eher zufällig wurde in Schleswig-Holstein auf dem Hof des Bauern Peter Lorenzen das erste deutsche BSE-erkrankte Rind entdeckt: Der Bauer hatte freiwillig eines seiner geschlachteten Rinder testen lassen – positiv. Einen Monat später gab es einen weiteren BSE-Fall in einem bäuerlichen Familienbetrieb im Allgäu. Insgesamt sind bei in Deutschland geborenen Rindern bis zum Höhepunkt der Krise im Mai 2001 65 BSE-Fälle bestätigt worden, danach gingen die Zahlen monoton zurück. Trotzdem wurden bis Ende 2010 über 20 Millionen deutsche Rinder auf BSE getestet, zu Kosten von anfangs jährlich 150 Millionen Euro, in 406 Fällen war das Ergebnis positiv, das sind zwei Tausendstel Promille.
    Absolut gesehen und erst recht im Vergleich zum Ausland ist das wenig – »BSE hat in Deutschland gar nicht stattgefunden«, schreibt der Spiegel 2011. Bis Ende 2000 waren allein in England 180 000 Kühe erkrankt und mussten getötet werden. Sehr viel weniger, aber immer noch Tausende bis Zehntausende von Fällen gab es auch in Irland, Portugal, Frankreich und der Schweiz. Allein in Frankreich sollen über 40 000 BSE-infizierte Rinder legal geschlachtet und das Fleisch legal verkauft worden sein ( Spiegel Online , 5.7.2004). Aber nirgends war die Panik

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