Die Angst des wei�en Mannes
über die sich bereits der gewaltige Schatten Chinas legt, würden sich Washington und Moskau einen verbissenen Kleinkrieg um die Nutzung von Militärbasen und den Verlauf von Pipelines liefern.
Wer erinnere sich heute noch daran, daß seinerzeit die fanati schen und finsteren Horden der Taleban durch die kombinierte Aktion der USA und Pakistans ins Leben gerufen wurden? Den unersättlichen Ölkonzernen und ihren Lobbys war es in erster Linie darum gegangen, eine Stabilisierung der internen Verhält nisse Afghanistans zu erwirken, wo die diversen Mudjahidin-Frak tionen nach Abzug der Sowjetarmee in eine unbeschreibliche Anar chie abgeglitten waren. Die Bush-Administration war bereit, die schlimmsten Auswüchse des islamischen Fundamentalismus am Hindukusch in Kauf zu nehmen, wenn ihr als Gegenleistung aus reichend Sicherheit geboten würde, um den Transport der immen sen Öl- und Gasreserven Zentralasiens an Rußland und Iran vorbei durch afghanisches Territorium über Herat und Shindand bis zu den pakistanischen Häfen am Indischen Ozean zu gewährleisten.
Das Abkommen zwischen Mullah Omar, dem Emir der Koran schüler, und dem US-Konzern Unocal war in Kandahar reif zur Unterschrift, und niemand fragte damals danach, ob die Frauen Af ghanistans weiterhin die Burka tragen würden und ob die einhei mische Bevölkerung einer exzessiven Auslegung der Scharia aus geliefert sein würde. Diverse antiamerikanische Anschläge der mit den Taleban verbündeten Organisation El Qaida, die in der Tragö die von Nine Eleven gipfelten, hatten dieser skrupellosen Planung ein radikales Ende bereitet.
Dem amerikanischen Geheimdienst war es in Zusammenarbeit mitobskuren NGOs und diversen Agentengruppen gelungen, durch sorgfältig geplante Verschwörung und unter dem fadenscheinigen Vorwand der Demokratie und der Menschenrechte die Rosen-Revolution Georgiens und die Orange-Revolution der Ukraine zu inszenieren. Neokonservative Kreise in Washington hatten versucht, die in der gebirgigen Einsamkeit Asiens isolierte Republik Kirgistan ebenfalls zu einer amerikanischen Einflußzone zu gestalten und auf die amerikanischen Vorstellungen von »Nation Building« auszurichten. Was wirklich die amerikanische Diplomatie bewogen hatte, ausgerechnet in Kirgistan die sogenannte Tulpen-Revolution auszulösen und den Präsidenten dieser Republik, den Kirgisen Askar Akajew, zu stürzen, der als einziger der dortigen Potentaten kein prominentes Mitglied der sowjetischen Führungsclique, ja nicht einmal Mitglied der Kommunistischen Partei war, bleibt ungewiß.
Bei ihrem Drang, zusätzliche Positionen zu okkupieren, die ei nerseits die Russen auf die ihnen verbliebene Föderation zurückge drängt, andererseits die Chinesen einer systematischen Einkreisung aus allen Himmelsrichtungen ausgesetzt hätten, waren die ame rikanischen Emissäre auch in Usbekistan rigoros vorgegangen. Sie hatten sich dabei den Zorn und das Mißtrauen des Tamerlan-Verehrers Islam Karimow zugezogen, der sich immerhin auf eine Masse von 25 Millionen Untertanen stützen konnte.
In Kirgistan, wo die US Air Force über die Basis Manas verfügte, mag ihre Forderung, eine zusätzliche Awacs-Überwachung für die ganze Region einzurichten, den ansonsten recht verträglichen Staatschef Akajew mit Rücksicht auf das immer noch beachtliche Gewicht Moskaus zu einer schroffen Ablehnung veranlaßt haben. Daß dieser ehemalige Präsident der Akademie der Wissenschaften, der auch im Ausland ein gewisses Ansehen hatte, in einen Sumpf familiärer Korruption verstrickt war, daß er sich an den öffentlichen Finanzen schamlos bereicherte, hätte niemand schockieren dürfen, denn in dieser Hinsicht wurde der Kirgise von seinen Kollegen weit übertroffen. Wie dem auch sei, es kam in Bischkek zur »Tulpen-Revolution«. Plündernde Banden meist usbekischer Herkunft fie lenüber die Hauptstadt her und verwüsteten deren Zentrum. Die Polizei erwies sich als machtlos, und Akajew flüchtete nach Moskau.
Als Nachfolger im Präsidentenamt riß im Jahr 2005 der robuste Intrigant Kurmanbek Bakijew, halb Kirgise, halb Usbeke, die Macht an sich. Ob die Amerikaner mit diesem Wechsel eine sehr glückli che Wahl getroffen hatten? Was Bestechlichkeit, Veruntreuung von Staatsgeldern und Ausbau einer raffgierigen Mafia angeht, so über traf Bakijew seinen unglücklichen Vorgänger bei weitem. Pro forma ließ er zwei Oppositionsparteien zu, aber als es im Dezember 2007 zu Parlamentswahlen kam, sorgte er dafür, daß
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