Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
am Hinterkopf, an Armen und Beinen, das wars.
„Eigenartig“, sagte er leise.
„Was?“
„Sie hat sich nicht besonders heftig gewehrt.“
„Denkst du, sie kannte den Typen?“
„Ja, vielleicht. Haben die Auskratzungen unter den Fingernägeln was gebracht?“
„Nichts. Der Bluttest ist zurück. Unser Täter ist 0 positiv. Wie fast die Hälfte der Bevölkerung von New Orleans.“
„Außer mir“, sagte Quentin und blätterte den Bericht weiter. „Ich bin A positiv.“ Er stutzte stirnrunzelnd. „Du und Walden, ihr habt keine Frauen in der Bar befragt?“
„Die Kellnerinnen. Ansonsten haben wir uns auf die Jungs konzentriert. Warum?“
„Denk mal nach, Johnson. Da ist diese hinreißende Frau, die mit ihrem exhibitionistischen Getanze die Aufmerksamkeit aller Männer in der Bar auf sich lenkt. Im Prinzip beschneidet sie damit die Chancen aller anderen anwesenden Frauen. Richtig?“
„Richtig.“ Der andere Detective kratzte sich am Kopf. „Also?“
„Also bleiben ein paar ziemlich frustrierte Hennen zurück. Und was passiert, wenn Hennen frustriert sind?“
„Sie hacken aufeinander ein.“
„Nicht in diesem Fall. Sie beobachten Nancy Kent und ihr Treiben auf der Tanzfläche und ihren Erfolg bei Männern sehr genau. Wir müssen mit diesen Ladies reden.“
Johnson nickte. „Das ergibt Sinn.“
Quentin richtete sich auf. „Ich statte Shannon heute Nachmittag einen Besuch ab, hole mir eine Namensliste und beginne sie abzuarbeiten.“
„Heiliger Bimbam“, erwiderte Johnson, „ich glaube, er hat einen Plan.“
12. KAPITEL
Mittwoch, 17. Januar,
15 Uhr.
Ben hielt vor dem Blumenladen an. Das Schild über der Tür versprach: „Die Perfekte Rose“.
Der Arbeitsplatz von Anna North.
Es war nicht schwierig gewesen, sie zu finden. Sie hatte ihr letztes Buch der Organisation „Big Brothers, Big Sisters of America“ und ihrer „kleinen Schwester“ Jaye gewidmet. Die örtliche Direktorin der Organisation war eine Bekannte von ihm. Er hatte Kontakt zu ihr aufgenommen, und sie hatte vorgeschlagen, er solle Anna in der „Perfekten Rose“ aufsuchen.
Ben räusperte sich. Vielleicht hätte er besser vorher angerufen. Es wäre höflich gewesen, andererseits aber auch leichter, ihn am Telefon abzuwimmeln. Er wollte sich jedoch nicht abweisen lassen. Dieses Interview für sein Buch war ihm wichtig, es war ihm ein wirkliches Anliegen.
Seit der Sendung über ungelöste Rätsel Hollywoods in E! dachte er viel über Anna North nach und hatte sogar ihre Bücher gelesen. Dabei hatte er zwischen den Zeilen eine Menge über sie erfahren. Auf Grund dieser Informationen und seiner Kenntnisse über ihre Vergangenheit und Gegenwart versuchte er ihre Reaktion auf sein Erscheinen einzuschätzen. Sie würde ärgerlich sein, dass er sie entdeckt hatte, und wenn er sie so gut verstand, wie er glaubte, würde es sie auch ängstigen. Er musste vermeiden, dass sie wie ein in die Enge getriebenes Tier reagierte, und sie für sich einnehmen.
Tief durchatmend schob er die Tür des Blumenladens auf. Anna erschien im Durchgang zum Arbeitsraum. Er erkannte sie an ihrer herrlichen roten Mähne, die der ihrer Mutter sehr glich.
„Guten Morgen“, grüßte er und kam lächelnd an den Tresen.
Sie erwiderte sein Lächeln. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Der Augenblick der Wahrheit. „Ich bin Benjamin Walker.“ Er streckte ihr die Hand hin. „Dr. Benjamin Walker.“
Etwas erstaunt, gab sie ihm die Hand. „Schön, Sie kennen zu lernen.“
„Ganz meinerseits.“
„Also, was kann ich für Sie tun? Wir haben schöne neue Hortensien bekommen. Und unsere Rosen sind immer …“
„Perfekt?“ Er lächelte. „Eigentlich bin ich Ihretwegen hier.“
„Meinetwegen?“
„Lassen Sie mich zunächst einmal sagen, dass ich Ihre Arbeit bewundere.“
„Meine Arbeit? Oh, Sie meinen die Blumenarrangements. Tut mir Leid, ich fürchte, ich kann dieses Lob nicht einheimsen, obwohl ich es gerne täte. Dalton Ramsey ist der Besitzer des Ladens und die künstlerische Kraft hinter unseren Kreationen.“
„Sie missverstehen mich, Anna. Ich bin ein Fan Ihrer Romane.“
Sie wurde bleich. „Meine Ro… Woher wissen …“
„Justine Blank ist eine Bekannte von mir. Sie sagte mir, wie ich Sie erreichen kann.“
Anna schien verwirrt und beunruhigt, deshalb erläuterte er rasch: „Ich bin Psychologe und ziemlich harmlos, wie Justine bestätigen kann. Mein Spezialgebiet sind die Auswirkungen von Kindheitstraumata auf
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