Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
ehrlich gesagt, ziemlich langweilig. Ich schlage vor, Sie angeln sich ein williges kleines Ding, bei dem Ihre Masche zieht. Bei mir verschwenden Sie nur Ihre Zeit.“
Sie wollte sich von ihm lösen, doch er legte sich ihre Hand in Herzhöhe auf die Brust. „Ach, Cher, haben Sie Mitleid mit einem guten alten Cajun-Jungen. Tanzen Sie mit mir.“
„Bei dem Namen Quentin Malone bezweifle ich, dass Sie auch nur einen Tropfen Cajunblut in den Adern haben, eher einen guten Schuss irischen Whiskey.“
Er zog sie lachend wieder an sich. „Sie schätzen mich falsch ein, Anna.“
„Dalton sagte, Sie hätten mich beobachtet. Warum?“
„Was glauben Sie wohl?“
„Treiben Sie keine Spielchen mit mir, Detective. Und kommen Sie mir nicht mit dem Blödsinn, ich sei die Schönste im Saal. Ich bin weder naiv noch unkritisch genug, Ihnen das abzukaufen.“
Sein Lächeln schwand. „Vielleicht bin ich der Ansicht, Sie brauchten Schutz.“
„Vor wem? Vor Dalton etwa?“ Sie schnaubte verächtlich. „Also bitte.“
Er übte mit der Hand an ihrer Taille mehr Druck aus. „Vor der Sorte Mann, die sich in Lokalen wie diesen ihre Opfer suchen. Vor einem Raubtier, das nach Frauen wie Ihnen Ausschau hält, die sich auf der Tanzfläche ungeniert austoben, nicht ahnend, dass er sie belauert.“
„Soweit ich weiß, waren Sie der Einzige, der mich belauert hat.“
„Aber ich gehöre zu den Guten.“
„Woher soll ich das wissen?“ Sie hob das Kinn und ärgerte sich über seinen Versuch, ihr Angst zu machen. „Weil Sie eine Marke tragen?“
„Zum Beispiel, weil ich eine Marke trage.“
„Verzeihen Sie, wenn das mein Vertrauen in Sie nicht gerade steigert.“ Sie löste sich wütend aus seinen Armen. „Und was soll das überhaupt heißen, ich tobe mich ungeniert auf der Tanzfläche aus? Was wollen Sie damit sagen? Dass ich eine Schlampe bin, die es darauf anlegt, Männer heiß zu machen?“
„Das habe ich nicht gemeint. Schauen Sie, Anna, zwei Frauen wurden umgebracht. Beide hatten rotes Haar. Beide verbrachten ihren letzten Lebensabend mit Freunden in Tanzlokalen und amüsierten sich. Daran ist gar nichts auszusetzen. Nichts, außer dass sie die Aufmerksamkeit eines Killers auf sich lenkten, der sie beobachtete.“
Sie bekam Gänsehaut auf den Armen und fragte mit geröteten Wangen: „Versuchen Sie mir Angst zu machen?“
„Ja. Weil man vorsichtig wird, wenn man Angst hat.“
Darauf hätte sie ihm gern etwas Bissiges erwidert, doch plötzlich musste sie an eine vertrauensselige Dreizehnjährige und ihren sechsjährigen Freund denken.
„Manchmal ist es witzlos, vorsichtig zu sein“, erwiderte sie leise mit bebender Stimme. „Manchmal wird man nur deshalb zum Opfer, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Ich komme schon klar, Detective Malone. Lassen Sie mich in Ruhe.“
Sie ließ ihn stehen und ging davon, wich tanzenden Paaren aus und erntete neugierige und ärgerliche Blicke.
Er folgte ihrer Aufforderung nicht, holte sie am Rande der Tanzfläche ein, packte sie am Ellbogen und drehte sie zu sich herum. „Tut mir Leid, wenn ich Sie verärgert habe.“
„Das haben Sie allerdings. Und nun zum zweiten Mal: Lassen Sie mich in Ruhe!“ Sie entriss ihm den Arm und ging zu Dalton. „Ich will heim. Gib mir bitte meine Tasche.“
„Was ist los?“ Er sah verwirrt zu Malone. „Ich verstehe nicht. Was ist …“
„Ich habe diese Wirkung auf Frauen“, bedauerte der. „Große Füße, große Klappe. Der Fluch des Malone-Clans.“
Anna blieb ernst und streckte die Hand aus. „Meine Tasche, Dalton. Und die Jacke bitte.“
Dalton gab sie ihr. „Ich schnappe mir Bill, und wir gehen zusammen.“
„Nicht nötig. Ihr zwei bleibt und amüsiert euch.“ Sie beugte sich hinunter und küsste ihn auf die Wange. „Sag Bill, dass ich mich verabschiedet habe. Wir sehen uns morgen früh.“
Dalton zögerte, doch Quentin erklärte ihm: „Machen Sie sich keine Sorgen, ich bringe sie heim. Geben Sie mir nur eine Minute, damit ich meinem Partner Bescheid sagen kann.“
Sie sah ihn ungläubig an. „Sie werden mich keinesfalls heimbringen. Wir verabschieden uns hier.“
Anna ließ ihn wieder stehen, er folgte ihr. „Ich weiß, dass Sie wütend auf mich sind, aber seien Sie nicht dumm. Da draußen läuft ein Mörder herum.“
Sie würde keine Angst haben, sie ließ sich keine Angst machen. Sie war im French Quarter zu Hause. Auf dem Heimweg lebten Dutzende Freunde, bei denen sie notfalls Hilfe fand. Auf Grund
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