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Die Angstmacher

Die Angstmacher

Titel: Die Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Krueger
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Marktführer halten. Die Versicherer greifen vehement in den Markt der Online-Vermittler ein, weil sie gerade keine Preistransparenz wollen. Sie versuchen, das Geschäftsmodell der unabhängigen Online-Vermittler zu zerstören, um das Feld selbst besetzen und die Bedingungen für Vergleiche bestimmen zu können. So verlangt das versichererdominierte Portal transparo.de keine Provisionen von Versicherern, die über die Onlineplattform Abschlüsse bekommen. Diese Gebühren sind aber die Geschäftsgrundlage für unabhängige Vergleichsanbieter.
Mit Apps, Social Media & Co. auf Kundenfang
    Die Assekuranz nutzt das Internet nicht nur zum direkten Verkauf. Es ist für sie auch Mittel zur Kundenbindung und Imagepflege. Marktführer Allianz hat sogar einen eigenen Pressesprecher für Online-Themen. Facebook, Xing, Twitter & Co. sind selbstverständlicher Bestandteil der Marketing-Aktivitäten der großen Versicherer. Mit neckischen Späßchen und Spielchen wird die Social-Media-Community versorgt, Stellenanzeigen inklusive. Auch Programme für Mobiltelefone, sogenannte Apps, setzen Versicherer immer stärker zur Kundenbindung ein. Manche Apps sind einfach nur schräg, wie das Programm von ERGO Direkt, bei dem Interessierte ein Porträtfoto hochladen und sehen können, wie sie sich in 20 Jahren verändert haben könnten. Andere versprechen dem Interessenten Hilfen etwa bei der Arztsuche, beim Führen eines Impfkalenders oder zum Vergleich von Versicherungstarifen.
    Bei Autoversicherern sehr beliebt sind Apps als »Unfallhelfer«. Sie heißen »Autounfall«, »Schadenhelfer« oder einfach nur »Helfer« und können kostenlos von den Seiten der Versicherer oder in den diversen App-Stores heruntergeladen werden. Mitsolchen Programmen können Kunden nach einem Unfall Kontakt zum Versicherer aufnehmen, außerdem haben sie Zugriff auf wichtige Notfallnummern. Darüber hinaus stehen ihnen Formulare für die Schadensmeldung zur Verfügung – und da wird die Sache kritisch. Statt später Formulare auf Papier ausfüllen zu müssen, können Kunden alle wichtigen Informationen vor Ort in verschiedene Masken eingeben und Fotos in die Schadensmeldung einfügen – und bei vielen Apps das Ganze direkt an den Versicherer schicken. Aber das sollten Verbraucher auf keinen Fall tun. Hat sich in der Aufregung ein Fehler eingeschlichen, sind Probleme programmiert. Mit den Apps geben sich die oft verstaubt wirkenden Unternehmen nicht nur einen moderneren Anstrich. Für die Versicherer ist die Bearbeitung des Schadens kostengünstiger, wenn die Meldung elektronisch kommt. Aber für den Versicherten kann die schnell und flüchtig am Unfallort ausgefüllte Meldung erhebliche Nachteile haben. Fehler sind später schwer zu korrigieren, warnt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wenn Kunden eine App überhaupt nutzen, sollten sie das nur als Gedächtnisstütze tun. »Gerade wenn es um Kaskoschäden geht, sollten Kunden bei der Schadensmeldung lieber zweimal schauen«, empfiehlt Weidenbach.
    Versicherer sagen, dass sie Schadensmeldungen gar nicht über Apps bekommen wollen. Bei manchen Apps können sie auch gar nicht sofort gesendet werden. Die Versicherer verfolgen neben der Kundenbindung einen weiteren Zweck mit diesen Angeboten: Versicherte und die von ihren Kunden Geschädigten sollen nach einem Unfall schnell Kontakt aufnehmen, damit das Unternehmen die Schadenregulierung in die Hand nehmen kann. Der Versicherer spart damit viel Geld.
    Viele Auto-Apps haben praktische Zusatzfunktionen wie die Parkplatzsuche, mit der Kunden zum Beispiel in einer fremden Stadt ihren Wagen wiederfinden können. Auch damit sollten Kunden vorsichtig umgehen. »Wer so etwas nutzt, macht sich möglicherweise kontrollierbar«, warnt Weidenbach. Gibt einKunde nach einem Schaden den Standort des Wagens geringfügig falsch an, kann er Probleme bekommen. Steht das Auto auf Parkplatz E, statt wie angegeben auf C, und Hooligans haben es nach einem Fußballspiel beschädigt, kann der Versicherer ungemütlich werden. Denn erfahrungsgemäß nutzen die Unternehmen jede Möglichkeit, um einen Schaden nicht regulieren zu müssen.

5. Exotenexkurs: Extremus und Atompool
    E igentlich müsste Dirk Harbrücker der zufriedenste Versicherungsmanager Deutschlands sein, ja vielleicht der ganzen Welt. Er ist Vorstand eines Versicherers, der seit seiner Gründung nicht einen einzigen Schaden regulieren musste. Und man kann auch nur hoffen, dass das so bleibt.

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