Die Angstmacher
Restschuldversicherungen immer dreister werden. Die Unternehmen verschlechtern die ohnehin ungünstigen Bedingungen noch weiter. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat den Versicherer Credit Life International N.V. abgemahnt, der mit der Santander Consumer Bank Restschuldversicherungen verkauft, die hier Ratenschutzversicherungen heißen. Der Versicherer Credit Life International N.V. sitzt im niederländischen Venlo und ist eine Tochter der Rheinland Versicherungsgruppe in Neuss. Der Grund für die Abmahnung: Der Versicherer versucht, den Kunden für mindestens drei Jahre an den Vertrag zu binden. Das gilt auch dann, wenn er das Darlehen vorzeitig zurückzahlt, der vorgesehene Versicherungsfall also gar nicht mehr eintreten kann.
Policen bei Penny
Versicherer verkaufen ihre Policen nicht nur über haupt- oder nebenberufliche Vermittler und Banken. Auch Einzelhändler sind beliebte Partner. Bei C&A gibt es Versicherungen, im Autohaus auch, beim Fahrradhändler ebenso und im Reisebüro erst recht. Die Händler bekommen dafür gute Provisionen. Die Versicherer wissen, dass die Empfehlung von einem Fachmann oder einer Fachfrau schwer wiegt. Eben weil sie für den Kunden in dieser Funktion in Erscheinung treten und nicht als Versicherungsvermittler oder je nach Rechtsstatus als »Tippgeber«, was sie aber sind. Tippgeber sind formal gesehen keine Vermittler, sondern weisen Kunden »nur« auf Verträge hin. Dafür sind die Versicherer bereit, gut zu zahlen, genauso wie für die Leute am Bankschalter.
Der Trend, im Einzelhandel immer neue Partner zu finden, ist offenbar gebrochen. Der Kaffeeröster Tchibo hat den Verkauf von Policen des Direktversicherers Asstel aufgegeben – es hat sich einfach nicht gelohnt. Nach anfangs gutem Absatz ist das Interesse der Kaffeetrinker an den Policen der Tochter des Kölner Versicherers Gothaer erlahmt. Man hat sich getrennt. Tchibo setzt jetzt auf Mobilfunk und Ökostrom. Asstel hat neue Partner, zum Beispiel eine Vertriebsvereinbarung mit der Internet-Apotheke DocMorris. Die Düsseldorfer Gesellschaft ARAG hat gemeinsam mit der Rheinland Versicherung probeweise über den Discounter Plus die »Deutschland-Rente« angeboten. Zuvor hatte ARAG ebenfalls als Test über die Einzelhandelskette Penny Verträge verkauft. Dabei hat der Kunde die »ARAG Kids&Klar Kinderschutz«, eine kombinierte Unfall- und Rechtsschutzpolice, im Laden mit 49 Euro bezahlt und einen Umschlag bekommen. Per Fax, Internet oder Post konnte er den Vertrag zu Hause »aktivieren«, die dazu erforderliche Pin-Nummer erhielt er auch im Laden. Später wurde das Projekt allerdings gerichtlich untersagt, weil der Handelskonzern Rewe, zu dem Penny gehört, als Versicherungsvermittler aufgetreten sei. Wer Versicherungen vermittelt, braucht dafür eine Gewerbeerlaubnis. Und da Penny die Policen nicht umsonst feilgeboten hat, sondern Provisionen dafür bekam, handelte es sich nach Auffassung des Gerichts eindeutig um eine Vermittlung.
Andere Allianzen scheiterten schon vor dem Beginn der Zusammenarbeit. Mit der HUK-Coburg und Schlecker klappte es nicht. Eine Kooperation zwischen ALDI und SIGNAL IDUNA kam ebenfalls nicht zustande. Das Scheitern schrieb sich der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) als Erfolg auf die Fahnen. »Damit waren wir mit unserem Protest sehr erfolgreich«, erklärte dessen Präsident Michael Heinz, nachdem das Platzen des Plans bekannt wurde. »Der Rückzug von ALDI aus der Kooperation mit der SIGNAL IDUNA zeigt, dass die Position der Versicherungskaufleute Gewicht hat und die Kritik des BVK gehört wird.« Mit den Plänen zur »Verramschung von Versicherungen« hätte ALDI seinen Kunden einen Bärendienst erwiesen, erklärte der Verband: »Denn Versicherungen sind im Unterschied zu Kaugummi und Chips hochkomplex und beratungsintensiv.«
Das Beratungsargument ist fast lustig. »Vor diesem Hintergrund ist es uns unverständlich, wie ein angesehenes Unternehmen wie die SIGNAL IDUNA ihre qualifizierten Vermittler hintergeht und ihre eigenen Versicherungsprodukte ohne Beratung verhökert«, schimpfte Heinz. 45 Als würde es den Vertretern nicht vor allem um die eigenen wirtschaftlichen Interessen gehen. Für Versicherer und Einzelhändler sind Kooperationen nicht nur aus rechtlicher Hinsicht wegen der strengen Aufsichtsregeln heikel. Unternehmen mit eigenen Vertretern müssen den Aufstand der Fußtruppen fürchten. Auch unabhängige Vermittler freuen sich nicht über die
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