Die Angune (German Edition)
Linken die Karbidlampe. Sie zitterte so heftig, dass die kleine, weißleuchtende Flamme tausende von Geister auf der zerklüfteten Felswand zum Leben erweckte.
Behutsam stellte sie die Karbidlampe auf einem Felsen ab und kletterte weiter, den Dolch immer auf die beiden schm alen Durchgänge gerichtet.
Vorsichtig spähte sie in die erste und dann in die zweite Öffnung hinein. Auf der anderen Seite ging es wieder mit e inem breiteren Gang weiter. Die beiden schmalen Öffnungen waren bloß eine Säule, die mittig im Gang stand. Allerdings waren die Durchlässe so schmal, dass sich Cornelia seitlich hindurch zwängen musste.
Das Licht der Karbidlampe, das durch die beiden Durc hlässe fiel, genügte Cornelia um zu erkennen, dass auf der anderen Seite der Boden fast eben war und nicht mit der bisherigen Felskletterei zu vergleichen war. Am Anfang lag kleines Geröll das etwas weiter in groben Sand überging.
Die zweite angenehme Erkenntnis war, dass sich kein Hö hlenbär, und auch kein Neandertaler vor ihr aufbäumte.
Und die dritte und wohl größte Überraschung war, dass sich der Gang nach rechts wandte, denn Cornelia konnte den schwarzen Umriss der Felswand klar und deutlich in den fa hlen Lichtreflexionen der Gegenwand erkennen. Und dieses reflektierte Licht stammte nicht von ihrer Grubenlampe.
Licht?
LICHT!
Cornelias Herz hüpfte vor Freude.
L-I-C-H-T!
Irgendwo fiel Licht in die Höhle!
Cornelia war zum Weinen zumute. Aber diesmal Tränen der Freude.
Licht!
Sie hatte es fast geschafft!
Von irgendwo fiel Licht in diese Höhle hinein!
Die ganze Spannung fiel mit einem einzigen Mal von ihr ab. Ehe sie ihre Sachen holte, wollte sie schnell einen Blick um die Ecke werfen und schauen wie es weiter ging. Das Knirschen des Gerölls unter ihren Sohlen war eine echte Wohltat. Sie brauchte nicht mehr über scharfkantiges Gestein zu rutschen, sondern konnte aufrecht und normal gehen.
Sie stockte! Was war das?
Cornelia blieb regungslos stehen. Hatte der Fels sich eben bewegt?
Ihre Augen schossen hin und her, aber es war zu dunkel um Details zu erkennen.
Und dann sah sie, wie der Fels sich nochmals bewegte. Im fahlen Widerschein der Felswand erkannte sie, wie sich etwas Großes ... mit vielen ... Hörnern ... vom Boden erhob!
Cornelias Schrei schallte durch die Höhle.
Sie ließ den Dolch los, der zu Boden fiel und mit dem schweren, weißen Perlmuttgriff zwischen zwei Steinen aufrecht steckenblieb.
Mit aufgerissenen Augen, und unfähig sich zu bewegen, starrte sie ... auf den Umriss des gehörnten Teufels!
Der Teufel warf seinen mit den dicken langen Hörnern bewehrten Kopf herum. Doch der Höhlengang war zu niedrig. Die mächtigen Hörner krachten in die Felsen an der Decke und rissen ein paar lose Steine heraus.
Der Teufel grollte wütend. Dann drehte er den Kopf vo rsichtig zur Seite.
Cornelia wusste nicht von woher der Schlag kam, aber sie fühlte den Schmerz, als etwas sie traf und zu Boden warf.
Beim Sturz auf den Boden meldete sich ihre linke Schulter schmerzhaft und ließ sie laut aufstöhnen.
Und auch der Teufel brüllte diesmal wütend.
Vor Cornelia war plötzlich die ganz Wand in Bewegung geraten.
Sie verstand nicht was geschah, und hatte auch später nur bruchstückhafte Erinnerungen an die folgenden Ereignisse. Doch ihr Körper kroch reflexartig zur Wand und versuchte sich an der Felswand in Sicherheit zu bringen.
Oder eher, sich zwischen zwei Felsblöcke zu pressen.
Der Umriss eines mit drei armdicken Krallen bewehrten Fußes schoss auf sie zu, doch die Krallen rammten einen Fel sblock und schrammten an ihm herunter.
Zur ihrer linken vernahm Cornelia das Knurren des Te ufels, und zu ihrer Rechten schoss ein Schatten peitschenartig auf sie zu, donnerte gegen die Felswand, und ließ die ganze Höhle erbeben.
Der Teufel konnte Cornelia zwischen den beiden Felsbl öcken nicht erreichen und versuchte seinen Körper etwas nach hinten zu schieden. Für einen Augenblick stand der Fuß mit den drei Krallen vor Cornelia und sie erkannte ihren Dolch, der knapp über den Zehen eine Handbreit tief in des Teufels Fuß eingedrungen war.
Mein Dolch!
Cornelia warf sich nach vorne, ergriff den Dolch und zog ihn mit einem Ruck heraus.
Wieder brüllte der Teufel.
Cornelia sah noch wie der Teufel seinen mit Krallen bewehrten Fuß hochhob, und versuchte den Schlag mit der linken freien Hand abzuwehren. Aber der Schlag war zu hart, zu heftig.
Des Teufels Fuß traf zuerst ihren rechten Arm und trieb
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