Die Angune (German Edition)
leise.
Diese graue Schmiere an der edlen Klinge ekelte ihn an.
Instinktiv suchte er nach etwas an dem er sein Stilett abw ischen konnte. Doch da war nichts. Und so besann er sich wieder auf seinen Auftrag.
Ob es dieser grauen, von Räude zerfressenen Ratte gelu ngen war, Alarm zu schlagen? Resanuth Alafina hätte noch gerne ein paar Sonnenraupen langsam und genüsslich hingerichtet, aber möglicherweise fehlte ihm jetzt die Zeit dazu. Nicht, dass er sich vor auftauchenden Wachen fürchtete. Aber er hatte einen Auftrag zu erfüllen, und er durfte nicht versagen.
Und so riss er die nächstgelegene Tür auf und trat hinein. Aber der Baderaum war leer und ungenutzt.
»Cornelia?«
Cornelia hörte die Stimme des Weißelfen-Mädchens wie durch Watte. Sie war dabei, in der Badewanne einzuschlafen.
»Hm?«, antwortete sie leise.
»Schläfst du?«
»Nein! Aber fast! Warum?«
»Dort wo du herkommst, wie kleidet ihr euch da?«
»Was wir anziehen?«
»Ja! Ich meine, ... also, ich will dich nicht verletzten, ... aber deine Kleider! Was ich sagen will ...«
Da musste Cornelia lachen.
»Ich verstehe was du sagen willst. Das war nicht unbedingt der allerletzte Modeschrei was ich anhatte, oder? Und meine Klamotten bleiben vor Dreck fast stehen! Nein, ich kann dich beruhigen: so kleide ich mich nicht zu Hause!«
»Wwwekkk! Hhhhaazz!«
Erstaunt schaute Cornelia auf den kleinen Gnom der ganz aufgeregt neben ihrer Badewanne aufgetaucht war und komische Geräusche von sich gab.
»Ein Haz? Hier? Bist du sicher?«, fragte Jíntho'la.
Cornelia verstand kein Wort. Aber sie hörte wie Jíntho'la laut fluchte.
»Mist!«
»Hhhhaazz! Toooood!«
Czouh, Cornelias Badediener, stand neben ihrer Wanne und zeigte mit dem Finger auf die Wand hinter sich.
»Cornelia! Wir müssen weg!«, befahl Jíntho'la.
»Was ist los?«, fragte Cornelia verwirrt.
»Hhhhaazz!«, wiederholte der Gnom Czouh.
»Haz, das sind Hautabzieher! Dunkelalben!«, erläuterte Jíntho'la kurz. » Weg hier! Los, beweg dich!«
Cornelia sah wie Jíntho'la sich schnell in ein Badetuch w ickelte.
»Cornelia!«, kam ein schon fast verzweifelter Kommand oton.
Dann drehte sich Jíntho'la um und verschwand mit Ksor, dem anderen Gnom, in den Pflanzen an der Wand.
Und dann hörte Cornelia den Schrei. Einen schrecklichen Schrei, von Todesangst erfüllt, der durch das Gebäude schallte, und genauso abrupt endete.
Jetzt sprang auch Cornelia auf, kletterte aus der Badewanne und ergriff das große Badetuch, das ihr der Gnom Czouh hi nhielt. Mit zuckenden Armbewegungen deutete er Cornelia an, Jíntho'la zu folgen.
»Aber meine Kleider!«
Doch Czouh zeigte nur auf die tropische Bepflanzung an der Wand.
Cornelia hielt das Badetuch zusammen und trat von dem blauen fliesenähnlichen Belag vorsichtig in die Bepflanzung hinein. Noch immer konnte sie nichts in der grünen Wand vor sich erkennen. Da schoss Jíntho'las Hand zwischen den Pfla nzen hervor, ergriff Cornelias Badetuch und zog sie in die Botanik herein.
Cornelia stieß mit dem kleinen Zeh irgendwo an
»Aitsch!«
Und als dann noch ein stechender Schmerz ihre Stirn durchzog, fluchte sie laut.
»Scheiße!«
»Sch-sch-scht!«, kam eine scharfe Anweisung von Jíntho'la, doch leise zu sein.
Cornelia humpelte weiter und rieb sich die Stirn.
»Verdammt!«
Draußen im Baderaum bemühte sich der Gnom Czouh die nassen Fußabdrücke der beiden Frauen aufzuwischen. Dann schlüpfte auch er durch die schmale Öffnung in der Wand und verriegelte die geheime Tür.
Resanuth Alafina riss die Tür des Baderaumes auf und stürmte hinein. Vorsicht war jetzt nicht mehr angesagt. In ein paar Minuten würden die ersten Stadtwachen hier sein und ihn bedrängen. Einfache Stadtwachen waren keine wirkliche G efahr für einen Assassinen der Dunkelalben, selbst wenn sie zu fünft oder zu zehnt waren. Aber sie würden seinen Auftrag unnötig erschweren.
Der Assassine kannte das Ziel seines Auftrages nicht, aber der Onkel des Sonnenraupenweibchens musste eine wichtige Persönlichkeit in der Hauptstadt der Weißelfen sein. Letztendlich aber spielte es keine Rolle, wer oder was ihr Onkel war. Resanuth Alafina stellte sich nie Fragen, wenn er ein anderes Wesen in die Anderwelt schicken musste - oder wollte. Sein ganzes Bestreben lag darin, den Auftrag effizient und kunstvoll auszuführen. Na ja, bei dem Gemetzel, das er im Moment im Badehaus anrichtete, konnte von Kunstfertigkeit keine Rede mehr sein. Aber das war nicht weiter schlimm, da
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