Die Angune (German Edition)
Vor ihr war ein dunkelhä utiger Mann aufgetaucht!
Dunkelhäutig war nicht der richtige Ausdruck. Er war du nkelgrau und hatte hellgraues Haar. Als erstes fiel Cornelia der muskulöse Körper des Fremden auf. Die kräftigen Arme mit den dicken, runden Schultern waren nicht durch Hanteltraining künstlich aufgebläht. Diese Muskeln waren von einem harten Leben gestählt worden. Sie wirkten natürlich, ästhetisch, irgendwie schön, und strahlten trotzdem Brutalität aus. Dann fielen Cornelia die Gegensätze im Antlitz des Fremden auf. Auf der dunkelgrauen Haut war der rötliche Mund mit seinen fast schon feminin zu bezeichnenden Zügen ein echter Blickfang. Dem gegenüber standen die schmalen, bösartig drein blickenden schwarzen Augen!
Und die beiden blutbeschmierten Schwerter.
Cornelias Muskeln verkrampften sich.
›Scheiße! ‹, schoss es ihr durch den Kopf. ›Und nun?‹
Resanuth Alafina blieb stehen. Er war es gewöhnt, dass sein Anblick bei den Sonnenraupen Panik auslöste. Doch nicht so bei diesem Weibchen.
Zuerst fielen ihm die roten Haare auf, die eher zu einer Steinmade gepasst hätten, als zu einer Sonnenraupe.
Und dann blieb sein Blick auf ihrem Antlitz haften. Die Proportionen des Gesichtes waren ganz einfach perfekt. Die Sonnenraupe mit den roten Haaren blickte ihn aus großen, runden Augen an, Augen die ihn abschätzend begutachteten.
Der Assassine lächelte unmerklich. Dieses Sonnenraupenweibchen war irgendwie anders als die andern. Kein Zeichen von Panik. Im Gegenteil. Zu seiner Überraschung bemerkte er, wie ihr Körper sich plötzlich spannte. Und die schönen Augen verengten sich und funkelten ihn böse an. Sie erinnerte den Assassinen an ein kleines Raubtierjunges das spuckte und fauchte, um sich eines Feindes zu erwehren.
Nein, er würde sie nicht töten. Diese Sonnenraupe würde er mitnehmen. Sie würde eine gute Sklavin abgeben und in seinem Haus hart für ihn arbeiten.
Er wollte seine Augen noch einmal genüsslich über ihren Körper gleiten lassen, als er plötzlich eine Änderung bemerkte.
Ihre Augen!
Diese strahlend blauen Augen veränderten sich!
Der Assassine schaute genauer hin. Das Blau verwandelte sich allmählich in Rot, und aus der runden Pupille wurde ein langer , schmaler Schlitz. Ein bösartiges Reptilienauge starrte ihn an und unbewusst schlossen sich seine Hände fester um die Griffe der beiden Schwerter.
Ihre Arme wurden länger und auf der nackten Haut ihrer Schultern begannen sich Schuppen zu bilden.
Gleichzeitig veränderte sich der ganze Raum. Die Wände des schmalen Flures entfernten sich und die gewölbeartige Decke hob sich empor. Der Boden senkte sich ab und an den Kanten und Ecken entstanden schwarze Striche die immer breiter wurden, je weiter sich die Gebäudeteile entfernten.
Und dem Assassinen gegenüber hockte jetzt ein Drache mit Purpur schimmernden Schuppen.
Die Welt war einzig und allein auf den Dunkelalb und diesen Drachen begrenzt!
Und rund um diese beiden Wesen gab es nichts mehr.
Gar nichts!
Nur tiefstes Schwarz , das sich bis in alle Ewigkeit ausdehnte!
Der Assassine und der Drache, gefangen in einer unendl ichen Welt voller Dunkelheit.
Magie! Schwarze Magie!
Resanuth Alafina fluchte leise als er sich umblickte. Die Stadtwachen der Sonnenraupen bekämpften ihn jetzt nicht nur mit Pfeil und Bogen, sondern auch noch mit schwarzer Magie! Aber dadurch würde er sich auch nicht von seinem Auftrag abhalten lassen.
Sein dringendstes Problem im Moment war dieser vierhörnige Drache , von dem wahrscheinlich die ganze Magie ausging.
Aber wie groß war der Drache? Und wie weit war er en tfernt? Das allgegenwärtige Nichts um ihn herum beraubte ihn jeglicher Perspektive. Andererseits war es töricht, bei einem Angriff auf den Drachen die Distanz falsch abzuschätzen.
Immer wieder schaute sich der Assassine um, aber in di esem schwarzen, unendlich weiten Raum fand er einfach keinen Anhaltspunkt um die Distanz abzuschätzen.
War es ein kleiner Drache der ziemlich nahe stand, oder ein riesiges Tier das hundert Schritt entfernt war?
Er musste ein paar Ablenkungsmanöver starten, um die Lage besser einschätzen zu können.
Unter ihm war alles schwarz, aber als er ein paarmal hin und her trippelte, konnte er eindeutig festen Boden unter se inen Füssen spüren. Und wenn er auf festem Boden stand konnte er auch laufen und springen.
Der Assassine überlegte nicht lange. Er drehte sich sei twärts und versuchte einen Ausfall.
Doch der Drache
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