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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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hängenden Mundwinkeln strahlte Verbitterung aus. Über der rechten Augenhöhle trug er einen dreieckigen Deckel aus ziseliertem Silber. Sein gesundes linkes Auge war mandelförmig nach oben geschwungen. Einen Teil der Iris wurde vom dicken Augenlid bedeckt und ließ den Blick leer und gefühllos wirken.
    Wie bei allen Meneliden standen seine langen, spitzen O hren seitlich weg. Der äußere Ohrknorpel war an mehreren Stellen durchbohrt worden um Schmuckringe anzubringen. Ein schmales Schappel auf dem Kopf sollte vermeiden, daß ihm die langen fettigen Stirnhaare ins Gesicht fielen. Zusätzlich waren die langen Strähnen der Stirnhaare an ihrem Ende mit zahlreichen Glasperlen beschwert worden damit sie sicher und ordentlich hinter den langen, spitzen Ohren liegenblieben.
    Auf seinen muskulösen Schultern ruhte ein harter Schulte rschutz aus schwerem Büffelleder der unterhalb der ausgeprägten Brustmuskulatur von einem rundum laufenden Lederband festgehalten wurde. Und auf Höhe des Herzens baumelte ein Amulett. Das gleichschenkelige Dreieck zeigte eine senkrechte Sicht auf die Schädeldecke eines Totenschädels, aus dessen nicht sichtbaren Augenhöhlen Strahlen nach unten herausschossen.
    Sein sonst nackter Oberkörper und auch seine Arme waren überall mit schwarzen Tätowierungen bedeckt.
    Die Beine steckten in Beinlingen aus Wildleder und seine Füße in halbhohen Stiefeln, ebenfalls aus Wildleder.
    Bis auf den langen schweren Dolch an seiner Hüfte war er unbewaffnet.
    Die Meneliden waren die direkten Nachkommen der Urahnen. Schriftgelehrte hatten die lineare Blutsverwandtschaft bestätigt. Bei den Sippen der Meneliden, die in der Einsamkeit der Tundra umherzogen, waren die Lebensumstände über Tausende von Sonnenumläufen gleich geblieben und die evolutionäre Weiterentwicklung hatte sich in Grenzen gehalten. Und wenn gelegentlich Veränderungen im Erbgut aufgetreten waren, dann hatten sie sich nicht durchsetzten können. Kurzum, die Meneliden sahen noch immer so aus wie die Urahnen vor tausenden von Sonnenumläufen.
    Sie waren grösser als die unterirdisch lebenden Zwerge, d enen der Mechanismus der natürlichen Selektion einen kleinen stämmigen Körperbau aufgezwungen hatte. Aber sie waren auch kleiner als die Dunkelalben wo nur die Stärksten und Härtesten überlebten, beziehungsweise als die ebenfalls großen aber nicht so kräftigen Weißelfen, bei denen der Kampf ums tägliche Überleben an Wichtigkeit verloren hatte. Sauberes Trinkwasser war bei den Elfen eine Selbstverständlichkeit geworden, genauso wie der Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit. Und während sich die Weißelfen zu einer Gesellschaft von Intellektuellen hin entwickelten, und die Dunkelalben als gewalttätiges Volk dem Waffenkult huldigten und ständig ein ausgeprägtes Bedürfnis verspürten sich mit anderen messen zu müssen, und die in der sonnenlosen und feuchten Eintönigkeit der Gebirge wühlenden Zwerge einem hemmungslosen Drang nach künstlerischer Selbstverwirklichung erlagen, hatten sich die Nachkommen der Urahnen in der Menelidischen Tundra zu einem rudimentären Nomadenvolk zurückentwickelt.
    Und in eine solch einfache und anspruchslose Familien sippe war Ganbold Gan'ka Zehnender hineingeboren worden.
    Sein Leben wäre wahrscheinlich genauso einfach und lan gweilig verlaufen wie das vieler anderer Meneliden, wenn die Natur ihn nicht bestrafft hätte.
    Grausam bestrafft!
    Das Kind war mit einem häßlichen Glotzauge geboren worden und diese körperliche Entstellung sollte sein ganzes weiteres Leben bedingen. Seine Mutter schämte sich seiner und versteckte und vernachlässigte das entstellte Kind. Als das Kind zum Jungen heranwuchs, schütteten die anderen Kinder aus der Sippe kübelweise Hohn und Spott über ihm aus. Und um seiner Frust Herr zu werden, begann er sich immer öfter zu prügeln.
    Bis zu jenem Tag, als er einen anderen Jungen de r Sippe tötete. Bei einer Schlägerei war der Junge mit dem Kopf auf einen Stein aufgeschlagen und nie wieder aufgestanden.
    Ganbold Gan'ka Zehnender lief fort und kehrte nie wieder zu de r verhaßten Sippe zurück. Doch er konnte und wollte nicht auf Immer und Ewig als Einzelgänger durch die Tundra ziehen.
    Er ging nach Norden, und ließ sich vom Heer der Weiße lfen als Fußkrieger anwerben. Er wollte ein neues Leben beginnen, und das Kämpfen war das, was er am besten konnte.
    Zuvor jedoch hatte er sich das kranke Auge ausgestochen und herausgeschnitten und die Wunde mit einer

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