Die Angune (German Edition)
Sie kramte noch einmal ihr Pergamentblatt heraus und entfaltete es: H afer, Roggen, Schwarzhafer und Hopfen sollte sie besorgen. Und hier stand sie nicht weit weg von einem Händler der Getreide verkaufte.
Nur ..., was war Hafer? Und wie sah Roggen aus?
Cornelia beschloss den Mann anzusprechen, der halbversteckt hinter einigen großen Säcken saß.
»Entschuldigung!«
Sie wartete bis der Mann sie anschaute und fuhr fort:
»Wieviel verlangen sie für Hafer?«
Umständlich erhob sich der Zwerg und kam mühselig zu Cornelia herbei gehumpelt.
»Hängt von der Menge ab. Wieviel wollen sie denn?«
Cornelia schaute nochmal auf ihren Zettel.
»300 Malter.«
Für einen Moment herrschte Stille, doch Cornelia sah in dem immer grimmiger werdenden Gesicht des Zwerges, dass in seinem Gemüt ein gewaltiges Gewitter heraufzog.
»Bei allen von den Göttern verdammten Untoten!« polterte der Zwerg plötzlich los. »Verarschen kann ich mich alleine! Dafür brauch ich keine dahergelaufene Elfe. Für wen, zum Teufel, hältst du dich denn? Zuerst ruiniert ihr mir mit euren Erlassen und Verboten das Geschäft, und dann habt ihr noch die Unverfrorenheit ...«
Der erregte Zwerg fuchtelte wild mit den Armen vor einer entgeistert dastehenden Cornelia herum.
»... hierher zu kommen um mich zu verhöhnen. Der heilige Vargas soll dich für deine Unverschämtheit beim lebendigen Leib auffressen, du Ausgeburt einer Harpyie. Los, zisch ab bevor ich mich vergesse!«
Der Zwerg machte eine Pause um Luft zu schnappen, und schaute an Cornelia vorbei.
»Was gibt es hier zu gaffen, ...«
Cornelia drehte sich um. In der kurzen Zeit waren einige Passanten stehen geblieben, um die Ursache für das Gebrüll des Zwerges zu verstehen.
» ... heh ? Los, trippelt weiter!«
Er machte eine ausholende Handbewegung, so als wolle er etwas wegscheuchen.
»Ihr alle! Schaut, dass ihr weiter kommt, verdammt noc hmal! Ich bin doch kein Schausteller! Ich bin auch nicht von Pest und Cholera befallen! Ich bin ein ehrbarer Händler, der versucht auf ehrliche und gerechte Art und Weise sein Leben zu verdienen!«
Er drehte sich um, um zu seinem Sitzplatz zurückzugehen. Doch dann überlegte er es sich noch einmal und brüllte über die Schulter zurück:
»Und damit ihr es wisst: ich lasse mich nicht vertreiben! Zwerge sind zäher als Spitzohren. Uns Zwerge wird es noch geben, wenn von euch niemand mehr redet! MERKT EUCH DAS!«
Dann stampfte er endgültig wieder in sein Häuschen hi nein.
Hinter Cornelia hatten sich in der Zwischenzeit weitere Leute angesammelt, die nach einer Weile nach und nach mit irgendwelchen verständnislosen Bemerkungen weitergingen.
Eine Frau wandte sich an Cornelia.
»Was war hier los?«
»Keine Ahnung! Ich sagte ihm, dass ich 300 Malter Hafer einzukaufen gedenke, als er anfing zu schimpfen. Mehr habe ich nicht zu ihm gesagt! Ehrlich! Ich habe wirklich keine Ahnung, warum er so ausflippte.«
Die Frau schaute Cornelia forschend an.
»300 Malter, sagten Sie?«
»Ja, warum?«
»Sie sind wohl nicht von hier, heh?«
Cornelia schaute die Frau unsicher an.
Schon wieder!
»Warum? Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte sie z ögerlich.
»Also im Prinzip nicht. Allerdings ist es so, dass niemand mehr Getreide einkaufen darf, als er für seinen häuslichen oder beruflichen Bedarf benötigt. Den Bürgern ist das Anlegen eines größeren Vorrats an Getreide verboten. Größere Me ngen an Getreide dürfen nur bei den Getreidehändlern am Kornmarkt erstanden werden. Die Lagerbestände an Getreide werden von der Stadt in ihren Kornhäusern verwaltet. Und 300 Malter, das sind 278 Doppelzentner. Die werden sie nicht bei diesem Trottel ...«
Die Frau zeigte mit dem Finger auf den Zwerg.
»... da finden. Der wird ihnen höchstens ein oder zwei Eimer verkaufen. Und dann noch zu Wucherpreisen.«
278 Doppelzentner!
Cornelia war völlig konsterniert.
»Kornmarkt! Vielen Dank«, sagte sie leise.
Sie musste 25 Tonnen Hafer kaufen!
»Es geht mich ja nichts an, aber was wollen sie mit 300 Maltern Hafer tun?«, fragte die Frau und schaute Cornelia prüfend an.
Cornelia wollte nichts von den Zwergen sagen. Sie waren entlaufene Sklaven und würden vielleicht gesucht.
»Südlich von hier bin ich auf eine kleine Gemeinschaft von armen Bauern gestoßen. Ich habe mich angeboten, um ihnen zu helfen.«
Die Frau nickte kurz mit dem Kopf.
»Dann mal viel Glück bei Euren Einkäufen.«, sagte sie und zeigte mit einer Kopfbewegung auf den
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