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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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als hätte der Schamane der Bergziegen ihn im Streit getötet. Aber der Schamane der Bergziegen war noch nicht eingetroffen. Dafür war dieser Jäger hier. Und eine Bergziege war so gut wie jede andere!
    Die schwarzen Augen des Assassinen brannten Löcher des Hasses in den Rücken des Waldläufers, als dieser zur Herberge hochging.
    Heute Nacht würde Sagramit Alzamki Genugtuung erfahren. Der alten Sonnenraupe würde er einen unauffälligen, schnellen und gnadenvollen Tod bereiten. Dann würde er die Befragung der rothaarigen Spionin genießen. Und noch vor Sonnenaufgang würde er die Bergziege gefangen nehmen und in die Berge tragen. Und er würde sich jede Zeit der Welt nehmen, um die Ehre des toten Assassinen wieder herzustellen - wer auch immer er gewesen war.

    Chinato'Oral saß im großen Saal der Herberge und löffelte eine Schüssel heißer Schafsmilch mit gequetschtem Berghafer, in die er zwei frische Eier hatte einlaufen lassen. Drei Scheiben von duftendem, ofenfrischem Brot vervollständigten die Spe ise. Der dazu gereichte Milchtee war ihm etwas zu bitter im Geschmack. Wahrscheinlich war die verwendete Himmelsflechte nicht lange genug eingeweicht worden, um die Bitterstoffe herauszulösen. Ansonsten aber war es ein kräftiges Mahl, das ihm mundete und in dieser kaltfeuchten Berggegend seine Lebensgeister wieder erweckte.
    Und wem das Mahl nicht so schmeckte, der konnte sich ganz leicht beim Essen ablenken lassen, denn die Herberge bot viel Abwechslung. Nur in der Winterhälfte, wenn meterhoher Schnee den Pass bedeckte, war es einsam und verlassen hier oben. Ansonsten kamen immer wieder neue Gäste herein, und manche blieben sogar mehrere Tage. Sie vermittelten Geschä fte und tauschten Informationen. Gelegentlich tauchte ein Bänkelsänger auf, der schaurige Verbrechen in wortreichen Bildern schilderte. Und so manchem betrunkenen Gast wurde der Goldbeutel von einer Hure entwendet.
    Wem es also draußen in den Bergen zu langweilig war, der konnte in der Herberge von Rassagard sowohl Magen als auch Gemüt bedienen.
    Und so begutachtete der Waldläufer die anderen Gäste die sich am frühen Abend des 56. Tages im 3. Sternenhaus in der Herberge aufhielten.
    Am Kamin saß eine junge, gutaussehende Elfe, die ihr Neugeborenes wiegte. Die feinen Züge des schlanken Gesic htes strahlten Selbstsicherheit aus, und jedes Mal wenn sie den Kopf zur Seite neigte, um ihr Neugeborenes anzulächeln, ließ ihr Mund eine kleine, dünne Falte an den Mundwinkel entstehen, die der Waldläufer sehr niedlich fand.
    Hätte sie nur nicht diese kupferroten Haare gehabt, die jedem Unterirdischen zur Ehre gereicht hätten!
    Und dann war da diese ältere Weißelfe, die schon dreimal die Treppe herunter gekommen war. Jedes Mal starrte sie die junge Mutter verstohlen, aber ziemlich auffällig und lange an. Dem Waldläufer gefiel dieses unhöfliche Verhalten der Alten nicht. Beim dritten Mal kreuzten sich ihre Blicke, und mit e inem düsteren Blick unter seinen zusammengezogenen Augenbrauen ließ er die Alte wissen, dass er dieses Anstarren missbilligte. Trotzdem konnte er nicht umhin, bei der Weißelfe etwas Besonderes festzustellen. Sie hatte etwas Charismatisches an sich. Sie beindruckte den Waldläufer durch eine sehr edle Ausstrahlung, einen Ausdruck, der nur von innen heraus durch geistige Reife entstand.
    An einem anderen Tisch saßen zwei menelidische Händler oder Vierzüchter. Sie hatten schon dort gesessen als Chinato'Oral hereingekommen war, und hatten sich seitdem nicht mehr bewegt. Anscheinend hatte der Alkull, der Palme nschnaps aus den Weiten Ebenen, den beiden hart zugesetzt. Die Meneliden kannten nur vergorene Getränke, die sie aus wilden Beeren herstellten, und die nicht so stark waren wie gebrannter Palmenwein.
    Chinato'Oral schüttelte den Kopf. Irgendwann würden sie ihren Rausch ausschlafen müssen und beim schmerzvollen Aufwachen ihre Goldbeutel vermissen.
    Ansonsten war nicht viel los in der Herberge, als die Tür aufging und eine Wache der Festung hereinkam. Der Bogenschütze schaute sich kurz um, erkannte den Waldläufer und kam an seinen Tisch.
    »Du wünschst vom Fürsten von Rassagard angehört zu werden, Jäger vom Volk der Grauelben?«
    Chinato'Oral schaute die Wache an und stand auf ohne eine weitere Anweisung abzuwarten.
    »Ja, es ist wichtig und dringend!«
    »Der Fürst hat entschieden, dir ein paar Minuten seiner wertvollen Zeit zu schenken. Folge mir und halte dich kurz, denn der Fürst ist

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