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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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er mit der Wache in das Zelt der gefangenen Drachenreiterin zurück.
    Sie lag auf einer Lederhaut und war klitschnass. Man hatte mehrere Eimer Wasser über ihr ausgegossen und sie mit Grasbüscheln geschruppt, um den verkrusteten Schlamm abzuwaschen. Das lange, graubraune Haar klebte tropfend und unansehnlich an ihrem Gesicht.
    Ihr Panzer war aus tiefrotem Leder. Am beeindrucktesten war der Helm der neben ihr lag. Oben an einer Ganzgesichtsmaske aus starrem Leder waren mehrere sich überlappende Lamellen angebracht, die den ganzen Kopf bis zum Genick hin bedeckten und beschützten. Und die Lamellen waren so geschnitten, dass sie auf dem Kopf einen stacheligen Kamm bildeten.
    Auf jeder Schulter lag ein großes Stück aus hartem Leder, das von einem Lederstreifen unter der Achsel gehalten wurde. Wo das Leder den Hals berührte, war noch ein kleiner Ste hkragen angebracht, der bis zum Ohr reichte. Unter diesem Schulterschutz schoben sich fünf immer kleiner werdende Lederstücke überlappend bis zum Ellbogen vor. Die Vorderarme selbst steckten in dicken Ledermanschetten.
    Der Panzer des Oberkörpers bestand aus drei brettharten, steifen Lederstücken die vom Hals durchgehend bis zur Hüfte reichten. Der ganze Rücken war von einem einteiligen Stück geschützt, während die Vorderseite zweiteilig war. Vorne und unter den Armen wurden die drei Stücke von langen Lede rsenkel korsettartig zusammengehalten.
    Zwei große Lederschalen, die an einem breiten Lederri emen um die Taille hingen, bedeckten die beiden Hüften. Zwei weitere Schalen waren auf den Oberschenkel angebunden.
    Die beiden Beine stecken in langen Leinenstoffhosen , die an den Innenschenkel dick gepolstert waren, und mit einer rauen unbehandelten Hirschhaut geschützt waren.
    Das rechte Bein steckte noch in einem Lederstiefel, der bis über das Knie reichte.
    Der linke Stiefel, aber, war der Reiterin ausgezogen worden, um das blutbeschmierte, linke Hosenbein freizulegen und bis zum Oberschenkel aufzuschneiden. Offenbar war das Bein gebrochen. Der Arzt, den die Krieger auf Geheiß Zehnenders herbeigerufen hatten, war ein Dunkelalb namens Sunelag Alrumdat. Er beherrschte das Wissen um die Lehren der Anatomie und der Chirergia, und wurde wegen seiner Erfolge in der Kriegschirergia bewundert. Durch einen einfachen Beinbruch konnte man zum Krüppel werden, aber der Dunkelalb beherrschte alle Tricks um selbst bei schweren Knochenbrüchen spätere Fehlstellung zu vermeiden. Diese Gefangene hier hatte bloß einen einfachen Beinbruch, der von Sunelag schnell mit ein paar grob geschnitzten langen Holzstangen und mehreren Meter Leinenstoff ruhiggestellt worden war.
    »Und gegen die Kopfschmerzen habe ich ihr einen Krä utertrunk gegeben. ...«, beendete Sunelag Alrumdat seinen Bericht und schaute auf die Gefangene. »... Ihr Helm ist beim Aufprall gerissen. Sie hat eine Beule am Kopf, die manch einen Krieger getötet hätte. Ihr Schädel muss aus Akazienholz geschnitzt sein.«
    »Danke!«, sagte Zehnender, als Sunelag, der Arzt, hinau sging.
    Er blickte zu der Gefangenen hinüber und bemerkte, dass die Grauelbe ihn unentwegt wütend anstarrte. Da sein Stuhl noch immer vorhanden war, setzte er sich wieder hin und schaute sich die Grauelbe genauer an. Erst jetzt bemerkte er die feinen Züge ihres Gesichtes.
    ›Es ist ein schönes Gesicht!‹, dachte er noch, aber dann wurde ihm dieser starrende Blick langsam unangenehm.
    Ganbold Gan'ka Zehnender kniff seine Augen kurz zusammen. War dies eine Herausforderung der Gefangenen?
    › Du willst spielen! Na gut!‹, sagte sich der Menelide und starrte jetzt die Grauelbe seinerseits an. Während sie Dominanz und Bedrohung in ihren Blick legte, versuchte er abwertend auf sie herabzuschauen. Der Arkan des Krieges Ganbold Gan'ka Zehnender war zum Jylta-Pass gereist, um gegen die Drachenreiter zu kämpfen, und jetzt saß er in einem Zelt und starrte eine Frau an, die ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte.
    ›Hochnäsig, unbeugsam, stolz!‹
    Er versuchte sich die Adjektive in Erinnerung zu rufen, mit denen man die Grauelben beschrieb.
    ›Vor allem stolz!‹, fügte er gedanklich hinzu und ließ beide Hände kraftlos auf seine Oberschenkel fallen, ohne aber die Gefangene aus den Augen zu lassen.
    Beide starrten sich an, ohne mit den Wimpern zu zucken.
    »Ich bin hierhergekommen um gegen die elitären und mi tleidslosen Drachenreiter zu kämpfen, ...«, fing Ganbold Gan'ka Zehnender an. » ... und was passiert? Ich fische

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