Die Angune (German Edition)
Mithril-Timonium-Gewebe bedeckt. Und auf dem Oberkörper trug er unter der grauen Tunika noch ein ärmelloses Unterhemd aus reinem Timonium-Gewebe. Mithril war robuster als gehärteter Stahl und leichter als Seide. Und das weiche Timonium konnte Magie in großen Mengen speichern. Ein Gewebe aus Mithril- und Timonium-Fäden war reißfest und schnittresistent, und wurde gerne für leichte Panzerungen genutzt.
Die einzig harte Metallpanzerung saß am schwarzen Lede rgürtel und schützte die Weichteile über und unterhalb des Gürtels. Über dem Gürtel stand eine kreisrunde Mithril-Platte und schützte den Magenbereich. Aus ihr war eine achtbeinige Spinne herausgearbeitet worden, deren Hinterleib von einem Amethyst gebildet wurde. Der Unterleib des Dunkelalbs, dagegen, war von drei Lamellen auf Mithril-Stahl geschützt.
Alles saß perfekt. Der Assassine war bereit.
Er kniete sich hin, nahm ein Handvoll Sand vom Boden auf und verrieb ihn langsam zwischen den schwieligen Händen. Dabei ließ er zu keinem Moment das Gittertor auf der gegenüberliegenden Seite aus den Augen.
Er stand auf und nickte kurz mit dem Kopf, ein Zeichen an die Wärter, dass sie an den Ketten ziehen sollten, um das Gi ttertor zu öffnen.
Langsam und lautlos öffneten sich die beiden Flügel des Gittertores, aber nichts geschah. Es dauerte noch einen M oment bis ein Zwergtroll aus der Dunkelheit heraus ins violette Licht des Areals geschlürft kam.
Der Blick des Dunkelalbs verfinsterte sich.
Der Zwergtroll war eine dürre Gestalt mit sehr langen, dünnen Armen. Der schlürfende, vornübergebeugte Knöchelgang des Zwergtrolls konnte den Assassinen nicht täuschen. Er wusste, dass Zwergtrolle schnelle Sprinter waren, die ihre Opfer aus der Distanz mit blitzschnellen Angriffen überwältigten. Dabei konnten die Sprünge der 1,50 Schritt hohen Kreatur bis zu 10 Schritt lang werden. Als schnelle und behände Räuber trugen Zwergtrolle keine Panzerung. Ihr einziger Schutz war eine Reihe von Hornplatten auf dem Rücken, neben und auf der Wirbelsäule. Ansonsten war ihr dünnbehaarter, gelblichbrauner Körper fast nackt.
Zum Töten benutzen Zwergtrolle ihre scharfen, sichelfö rmigen Krallen an den drei Fingern, während die kurzen dicken Krallen an den dreizehigen Füßen meist nur zum Klettern benutzt wurden. Und dies konnte, selbst an steilen Wänden, blitzschnell geschehen.
Der Assassine blickte einmal kurz zur Seite und fand, dass er zu nahe bei der Wand stand. Der Zwergtroll konnte in drei, vier Schritt Höhe an die Wand springen und sich wie ein Gummiball zurück katapultieren. Und diesen Gefallen wollte der Assassine der hässlichen Kreatur nicht machen. Er ging weiter in die Mitte des Areals.
Der Zwergtroll fauchte ihn an wie ein Raubtier und wich seitlich aus.
Zwergtrolle waren gefährliche Kreaturen. Auf großen Raubzügen schlossen sich manchmal zahlreiche Rudel zu einem größeren Verband zusammen, der mehrere hundert Wesen begriff. Und ein solcher Verband von blutgierigen Zwergtrollen konnte durchaus einem Heer gefährlich werden. Er würde auf jeden Fall einen hohen Blutzoll vom Heer fordern!
Aber davon ließ sich der Assassine nicht beindrucken. Er steckte beide Schwerter in die Scheiden zurück. Dem ersten Angriff des Zwergtrolls wollte er ohne Waffen ausweichen. Er war eitel und verließ sich ganz auf seine Reflexe.
Der Zwergtroll bewegte sich langsam nach links und fing an, die stachelige Umgrenzung oben auf dem Mauerabschluss zu begutachten.
Langsam und unbeteiligt schlürfte er weiter.
Es war nur eine kleine, unbedeutende Bewegung, aber Sagramit Alzamki hatte sie wahrgenommen. Der Troll blickte zwar von ihm weg, hoch zur Mauer, aber den linken Arm hatte er etwas weiter nach links zu Sagramit hin versetzt.
Und der Angriff kam blitzschnell!
Der Zwergtroll warf Kopf und Oberkörper herum, und sprang. Ein erster Satz, zwei Schritt weit. Ein zweiter Satz, drei Schritt weit. Die Krallen seiner Füße bohrten sich in den Boden und schleuderten Dreck hinter ihm hoch. Der dritte Satz war fünf Schritt weit. Die dünne Kreatur griff an wie eine Raubkatze, biegsam und kraftvoll. Der vierte Satz war sieben Schritt weit.
Dem Assassinen blieb keine Möglichkeit um die unglaubl iche Beschleunigung des dünnen Körpers zu bewundern. Als der Troll zu seinem letzten Sprung ansetzte, um sich auf den Assassinen zu stürzen, schnellte der Dunkelalb wie von einer Feder getrieben in die Höhe, und hechtete über den angreifenden Troll
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