Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Sie Charlie nicht einfach einen nächtlichen Besuch ab und machen ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann? Ich bin mir sicher, er könnte Sie mit Leuten in Verbindung bringen, die für mich unerreichbar sind.«
»Kommen Sie, Jason. Sie wissen, dass Sie einen guten Job machen bei Cimino. Sie haben das Vertrauen dieser Leute erworben. Sie haben Unsummen für den Gouverneur eingetrieben. Sie sind in der perfekten Position, die Leiter hochzuklettern. Ich bin überrascht, dass man Sie noch nicht gefragt hat.«
Ich schwieg.
Tuckers Augen wurden schmal. »Haben sie? Hat Sie bereits jemand angesprochen?«
Ich schaute auf meine Uhr. »Ich bin spät dran.«
»Sie müssen uns das sagen, wenn Sie auf solche Dinge angesprochen werden. Ich hoffe, das wissen Sie?«
»Ich weiß vor allem, dass Charlie sauer wird, wenn ich mich verspäte.«
Tucker schien die Munition ausgegangen zu sein. Seine Kiefermuskeln mahlten. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Langsam schüttelte er den Kopf. »Jason, hören Sie zu. Das Cleverste, was Sie jetzt tun können, ist ja zu sagen.«
»Wer sagt denn, dass ich clever bin?« Ich marschierte zur Tür. »Ich bringe zu Ende, was ich mit Cimino angefangen habe«, sagte ich. »Aber ich unternehme ganz sicher keine Extratour als verdeckter Ermittler durch die gesamte Landesregierung. «
53
Am nächsten Morgen war ich um acht im Büro. Der Tag war mit Terminen gepflastert, die alle nichts mit der verdeckten Operation zu tun hatten. Keine Verabredung mit Charlie. Kein Meeting mit den Sklaventreibern vom FBI. Am Vormittag hatte ich zwei Gerichtstermine und am Nachmittag eine Zeugenbefragung. Dazwischen musste ich die Erwiderung auf einen Antrag auf Klageabweisung formulieren, die nächste Woche eingereicht werden musste.
Nach den Gerichtsterminen fuhr ich zurück in mein Büro, um an dem Entwurf für die Erwiderung zu arbeiten. Mein Handy summte auf dem Schreibtisch. Auf dem Display sah ich, dass es Joel Lightner war.
»Das ging aber schnell, selbst für deine Verhältnisse«, meldete ich mich. Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, dass ich Lightner den Auftrag erteilt hatte.
»Du hast mir nicht erzählt, dass der Kerl, nach dem du suchst, Kiko heißt.«
»Ach, hab ich nicht?«
»Nein, du Blödmann. Sag mir, warum du seine Adresse willst.«
»Ich schmeiße eine Überraschungsparty für ihn.«
»Du hast keine Ahnung, wer der Kerl ist.«
»Dann stell dir bloß vor, wie überrascht er sein wird.«
»Hey, Arschloch? Du kennst diesen Typen nicht.«
Ich grunzte. Lightner meinte es gut. Er und Riley hatten Mitleid mit mir, sie sorgten sich um mich.
»Joel, ich weiß Bescheid über Kiko«, sagte ich. »Ich halte die Augen offen.«
»Das wird dir nichts nützen«, erwiderte er. »Nicht, wenn du diesen Kerl auf dem falschen Fuß erwischst. Also was soll mit ihm passieren? Überwachung? Oder eine Befragung unter vier Augen?«
Nichts dergleichen, jedenfalls nicht im wörtlichen Sinn. »Ich bin mir noch nicht sicher«, sagte ich. »Aber da wir gerade von Überwachung reden …«
»Oh, hast du noch einen weiteren hochrangigen Gang-Killer auf deiner Liste?«
»So was Ähnliches. Einen Catering-Unternehmer«, erwiderte ich. »Ich möchte, dass du einen Kerl namens Delroy Bailey ausfindig machst. Die Firma heißt Starlight Catering. Ich brauche seine Adresse. Und den Familienstand. Vermutlich ist er geschieden.«
Es hörte sich an, als ob sich Lightner etwas notierte. »Was für eine Art Name ist Delroy?«
»Keine Ahnung. Und bevor du fragst – denn ich weiß, das wirst du –, ich fische einfach nur ein bisschen im Trüben«, sagte ich. »Nennen wir es eine Ahnung.«
Zehn Minuten später klingelte mein Handy erneut. Diesmal lautete die Anruferkennung »David Hamlin«, was für Lee Tucker stand. Ich erwog, einfach nicht dranzugehen. Meine Geduld mit diesen Kerlen war erschöpft. Langsam war ein Ende der ganzen Affäre abzusehen. Was Tucker gestern gesagt hatte, traf zu – wir hatten Charlie Cimino bis auf den letzten Blutstropfen ausgequetscht. Er war ihnen sicher. Und ich hatte keinerlei Interesse, noch weitere Menschen mit hineinzuziehen. Ich hatte mich nur deshalb auf all das eingelassen, weil ich Ernestos Mörder finden wollte. Und jetzt hatte ich das
Gefühl, kurz vor der Lösung zu stehen. Sobald ich sie hatte, war die ganze Angelegenheit für mich erledigt. Tucker wollte mich zum Weitermachen bewegen, damit Chris Moody zufrieden war und mich womöglich doch nicht
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