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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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dieser Jahreszeit und bei dem Glatteis war die Fahrt in dem 911er ein echtes Abenteuer.
    Charlie antwortete nicht. Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet, seine Kiefermuskeln angespannt. Er legte einen Gang ein und röhrte los.
    »Jetzt ist also Kinion an der Reihe«, sagte ich. Ich ging noch einmal die Details über den Kerl durch, den wir heute zum Dinner trafen, ebenso wie unsere Pläne für den nächsten Tag. »Und nach Morgen bleiben nur noch …«
    »Warum haben Sie neulich nach Starlight gefragt?« Charlie hielt den Blick eisern auf die Straße gerichtet.
    »Was? Wer … wer ist Starlight?«
    Charlie schwieg. Seine rechte Hand war zur Faust geballt. Die Linke umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel wie Elfenbein leuchteten.
    »Charlie, was …«
    »Sie haben mich neulich danach gefragt. Warum sie nicht auf unserer Liste stehen. Starlight Catering.«
    »Ach so. Jetzt versteh ich«, sagte ich. »Die Firma auf der Liste ohne Nummer. Ist mir einfach aufgefallen. Ich hab mich gefragt, warum wir mit allen anderen Firmen reden, nur nicht mit denen.«
    Wir stoppten an einer roten Ampel. Charlie wirkte völlig verkrampft. »Warum plötzlich so neugierig?«
    »Ich hab Ihnen doch gerade gesagt, warum.« Mein inneres Thermometer kletterte um einige Grad nach oben.
    Die Ampel sprang auf Grün. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.

    »Wo liegt das Problem?«, fragte ich.
    »Problem?« Charlie trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad. »Warum sollte ich ein Problem haben? Ich habe kein Problem.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte ich, als wäre alles in bester Ordnung. Doch irgendetwas lief hier gründlich schief. Mein siebter Sinn für gefährliche und beängstigende Situationen befand sich in höchstem Alarmzustand. Allerdings sah ich keinen Sinn darin, weiter nachzuhaken oder zu protestieren. Zumindest im Augenblick nicht. Stattdessen versuchte ich einzuschätzen, was mich erwartete. Vielleicht würde es bei dieser einen zufälligen Bemerkung bleiben. Womöglich war er einfach nur schlechter Laune.
    Ich nieste. Es war kein echtes Niesen, aber ich hielt es für eine ziemlich gute Imitation. Vorgetäuschte Krankheit kann in Situationen wie diesen sehr hilfreich sein. Ich hatte das Gefühl, dass Charlie an mir zweifelte. Wenn dem so war, würde er versuchen, mich auszuloten. Und es ist immer schwieriger, jemanden auszuloten, der krank ist. Ich habe einmal jemanden wegen einer Sexualstraftat verhört, der Grippe hatte. Der Kerl schwitzte und zuckte mit dem Kopf, so dass ich dachte, gleich bekäme ich ein Geständnis. Doch das Einzige, was ich bekam, war sein Mageninhalt auf dem Tisch vor mir. Es stellte sich heraus, dass er nicht der Gesuchte war. Ich hatte falsch gelegen, und es war nicht das einzige Mal.
    Ich konnte zwar nicht auf Befehl kotzen, aber ich konnte niesen und eine Erkältung vortäuschen. Ich konnte so tun, als wäre ich krank. Das würde mir einen gewissen Schutz verleihen.
    Ich nieste erneut. Dann zog ich ein Taschentuch aus der Hose. Talia hatte mir vor ein paar Jahren Taschentücher mit
Monogramm gekauft. Sie war es irgendwann müde gewesen, während der Heuschnupfensaison ständig kleine Kleenex-Klümpchen auf dem Nachttisch und in meinen Hosentaschen zu finden.
    Ich schnäuzte mich in das Taschentuch und steckte es dann in meine Manteltasche. »Himmel, ist das kalt«, sagte ich und verlieh meiner Stimme einen leicht nasalen Klang.
    Rechts vor uns lag die Abfahrt zur Interstate in Richtung Norden. Doch wir fuhren immer noch auf der linken Spur. »Das ist unsere Abfahrt«, erinnerte ich ihn.
    Er hielt sich weiterhin links und rauschte über die Kreuzung. Wir verpassten die Abfahrt. Und es war eindeutig kein Versehen.
    Nicht gut. Gar nicht gut.
    »Gibt es einen neuen Plan?«, fragte ich.
    »Es gibt einen neuen Plan. Sie wollen uns hier unten treffen. «
    Er fuhr weiter in Richtung Westen, während der Verkehr immer mehr nachließ. Er überschritt nun deutlich das Tempolimit, jagte vorbei an schick renovierten Fabriketagen und schließlich durch ein reines Industriegebiet.
    Ich täuschte ein Niesen vor. Und dann noch eines.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
    »Ist nicht weit.«
    Er bog scharf links ab, in eine Straße, die ich nicht kannte. Die ganze Gegend hier war mir fremd. Es war keine Wohngegend. Keine Bars, keine Boutiquen, keine Cafés. Stattdessen alte Fabriken. Viele davon stillgelegt. Eine einsame und düstere Ecke um diese Uhrzeit. Es war ein guter Ort für ein heimliches

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