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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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eine Wahl gewinnt«, sagte ich. »Ich nicht.«
    »Richtig.« Er leerte sein Glas und schenkte sich nach. Dann rollte er den Kopf im Nacken. Nach einem langen Tag im Rampenlicht begann er sich offenkundig zu entspannen. »Wieso haben Sie aufgehört, Football zu spielen?«
    »Nach dieser Prügelei hat man mich aus dem Team geworfen. «
    »Klar, aber warum sind Sie nicht woanders hingegangen? Die hätten Sie doch überall genommen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Trägheit vermutlich. Ich war einfach dumm.«
    »Okay, und was wollen Sie hier?«
    Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf antworten sollte. Er schien es zu mögen, wenn man Klartext mit ihm redete, also wollte ich ihn nicht mit leeren Schmeicheleien abspeisen. Andererseits durfte man niemals das menschliche Ego und seine hohe Empfänglichkeit für Anerkennung und Bestätigung unterschätzen.
    »Sie scheinen mir ein Gewinner zu sein«, sagte ich und unterdrückte dabei einen Würgereflex. »Und ich stehe gerne auf Seiten des Gewinners.«
    Er musterte mich und versuchte vermutlich zu entschlüsseln, was ich ihm damit sagen wollte.
    »Man muss die Regel kennen, bevor man ins Spiel einsteigt«, fuhr ich fort. »Für mich sind Sie ein Mensch, der weiß, wie er es anpacken muss, um zu siegen. Ich will auf Seiten desjenigen stehen, der zu einer Schießerei kein Messer mitbringt, sondern eine Pistole. Ich meine, man kann nicht Gouverneur sein, bevor man Gouverneur geworden ist, richtig?« Irgendwann hatte ich das mal jemanden sagen
hören. Und vermutlich sagte sich das Carlton Snow jeden Tag selbst.
    Gott, ich hoffte, es würde funktionieren, denn ich war kurz davor, laut loszulachen. Ich versuchte, ihn in Sicherheit zu wiegen, damit er darüber plauderte, wie in seinem Amt die Grenzen des Legalen überschritten wurden. Er sollte es mir voller Stolz verkünden, als Ausdruck seiner ehrgeizigen Ambitionen.
    »Also, warum sind Sie hier?«, wiederholte er seine Frage.
    Ich glaubte zu verstehen, worauf er hinauswollte, hatte aber keine kluge Antwort parat. »Warum will man sich mit einem Gewinner zusammentun?«
    Der Gouverneur stand auf und trat zu dem großen Fenster, das die gesamte North-Side überblickte. Das Geschäftsviertel war dunkel, aber weiter oben im Norden glitzerten überall Lichter; dort genossen die Yuppies jetzt ihr spätes Dinner und die Theater- und Barszene. In diesem Moment, vor dem Hintergrund der nächtlichen Stadt – und trotz des Oxfordhemds und der Bluejeans –, wirkte Carlton Snow mehr wie ein Gouverneur als je zuvor.
    »Es ist schwer, Menschen zu finden, denen ich vertrauen kann«, sagte er. »Alle wollen irgendwas. Alle kochen sie ihr eigenes Süppchen. Mac vertraue ich, weil ich ihn schon von früher her kenne, aber er braucht immer Anweisungen von oben. Maddie, Pesh und Charlie – denen vertraue ich, weil sich ihre Interessen mit meinen decken. Sie kriegen nur, was sie wollen, wenn ich kriege, was ich will.«
    Er trank aus seinem Glas und blickte hinaus auf die Stadt.
    Er war ein umgänglicher Mensch. Das war mir gleich bei unserer ersten Begegnung an ihm aufgefallen. Das konnte natürlich antrainiert sein, wirkte auf mich aber nicht so. Im
Gegenteil, es schien mir geradezu sein Hauptcharaktermerkmal zu sein. Er bewies in keinem Bereich außergewöhnliche Intelligenz oder überdurchschnittliche politische Fähigkeiten, aber er fühlte sich in der Gesellschaft von so ziemlich jedem wohl. Diese Eigenschaft ließ ihn in mancher Hinsicht perfekt für den Job des Gouverneurs erscheinen, machte ihn jedoch in anderer Hinsicht dafür völlig untauglich. Wenn ich seine Äußerungen recht verstand, dann suchte er nach einer echten Beziehung und nicht nach Lakaien, die ihm Honig ums Maul schmierten.
    Aber warum vertraute er das ausgerechnet mir an?
    »Was ist mit Greg Connolly?«, fragte ich – was natürlich ein Risiko war, ein dröhnender Beckenschlag inmitten einer seicht dahinplätschernden Musik. Aber zum Teufel, der Alkohol machte mich ungeduldig.
    Der Gouverneur drehte kurz den Kopf zu mir, bevor er wieder aus dem Fenster sah. »Greg. Greg hat mich überrascht. Er hat mich wirklich überrascht.«
    »Wie das?«
    »Ich wusste nichts davon. Keiner von uns wusste es.«
    Wusste was?, hätte ich am liebsten gefragt. Aber ich verkniff es mir, weil der Gouverneur bereits zu einer Erklärung ausholte.
    »Ich kannte Greg schon seit Kinderzeiten. Er hatte eine tolle Familie. Er liebte seine Frau. Ich hatte keine Ahnung, dass er diese andere Seite

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