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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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stand, und in vielerlei Hinsicht tat er das auch nicht. Doch er genoss das Vertrauen des Gouverneurs; und selbst wenn keiner aus dem inneren Zirkel ihn respektierte, so war er vermutlich dennoch gefürchtet, weil der Gouverneur mindestens ebenso sehr auf ihn zu hören schien wie auf alle anderen.
    Meine Finger umklammerten die Pistole in meiner Tasche. Ich blickte hinauf zum Schlafzimmer im zweiten Stock, wo Hector Almundo friedlich neben Delroy Bailey schlummerte. Mein ganzer Körper — jedes Glied, jede einzelne Muskelfaser — schmerzte vor Spannung, vor brennender Wut.
    »Schlafen Sie gut, Senator«, flüsterte ich. Wenn ich es gleich auf der Stelle erledigte, machte ich es ihm zu einfach.
    Ich lockerte den Griff um die Waffe. Dann ging ich zurück zum Wagen und fuhr davon, sorgfältig auf das Tempolimit achtend, während ich mich innerlich auf die letzte Station dieser Nacht vorbereitete.

    Mein nächster Besuch galt dem Mann, der für Hector die Dreckarbeit erledigt und Adalbert Wozniak, Ernesto Ramirez und Greg Connolly getötet hatte.

84
    Während der Fahrt lockerten die Wolken auf, und der prasselnde Regen verwandelte sich in einen leichten Schauer. Die Straßen waren verlassen, und ich kam gut voran, ohne es allerdings besonders eilig zu haben. Im Kopf stellte ich pausenlos Berechnungen an, die nicht aufgingen, und logische Betrachtungen, denen jede Stringenz fehlte. Vor dem Gesetz gilt die Ursache-Wirkungs-Beziehung nur eingeschränkt. Wenn jemand ein Verbrechen begeht, kann man schlecht seine Mutter dafür belangen, dass sie den Täter geboren hat, auch wenn andernfalls das Verbrechen nicht begangen worden wäre. Das Gesetz spricht von »vorhersehbarer Wirkung«, was bedeutet, dass nach menschlichem Ermessen bestimmte Folgen erwartbar sind. Aber vermutlich hatten meine Grübeleien nur noch wenig mit normalem menschlichem Denken zu tun.
    Mir fiel auf, dass diese Gedanken bereits wie eine Endlosschleife in mir kreisten, seit die ganze Geschichte begonnen hatte. Wenn Kiko Wozniak nicht getötet hätte, hätte Ernesto Ramirez keine Rolle gespielt. Und wenn er Ernesto nicht getötet hätte, wäre ich mit meiner Frau gefahren. Verschiedene Teile meines Gehirns trugen einen Streit darüber aus, aber es war klar, wer als Sieger durch K.o. hervorging.

    Als ich in die Gasse hinter den Häusern einbog, zwischen denen auch Kikos stand, hatte der Regen ganz aufgehört. Ich atmete schwer. Alles war dunkel. Die Feuchtigkeit in meinem Haar, auf meinem nassen Mantel und meinem Hemdkragen fühlte sich an wie Eiswasser.
    Ich stieg aus und schloss die Wagentür. Das verursachte ein gewisses Geräusch, aber wohl kein derart ungewöhnliches, dass es Aufmerksamkeit erregt hätte, selbst um zwei Uhr morgens.
    Ich trabte leise die Gasse hinunter, sorgfältig nach Hindernissen Ausschau haltend. Vermutlich schützte sich ein Latin Lord seines Ranges mit einem Sicherheitssystem. Außerdem hatte ein Mann wie Kiko höchstwahrscheinlich ein ganzes Waffenarsenal zu seiner Verfügung.
    Als ich eine Stelle in der Gasse erreichte, von der aus ich die Rückseite von Kikos Haus im Blick hatte, blieb ich stehen. Das Licht im Erdgeschoss brannte. Durch eine Glasschiebetür konnte ich ihn sehen: Er hockte auf dem Teppich, den Rücken gegen die Couch gelehnt, und aus dem Fernseher vor ihm drang flackerndes Licht. Selbst wenn er ein Alarmsystem hatte, war es möglicherweise nicht eingeschaltet. Außer ihm schien niemand im Haus zu sein, was mit Joel Lightners Information übereinstimmte, dass Kiko allein lebte.
    Ich hatte keinen endgültigen oder sonderlich effektiven Plan. Ablenkung war natürlich ein bewährtes Mittel. An der Eingangstür klingeln, vielleicht irgendwas davor hinterlassen – eine Nachricht beispielsweise, damit er das Haus verließ und seine Aufmerksamkeit auf die vordere Veranda konzentrierte – , während man gleichzeitig ums Haus rannte und von hinten einbrach, um ihn zu überraschen, wenn er zurückkehrte.
Außerdem gab es noch ein seitliches Fenster, möglicherweise das Schlafzimmer, als alternativen Zugang.
    All das klang plausibel. Doch während ich beobachtete, wie sich Frederico »Kiko« Hurtado auf seinem Fußboden fläzte und sich irgendwas in der Glotze anschaute, begann die Rechenmaschine in meinem Kopf erneut zu rattern. Der Mann, der mir alles genommen hatte – und nicht nur mir, sondern auch Essie Ramirez und den Familien von Adalbert Wozniak und Greg Connolly –, entspannte sich gemütlich in den eigenen

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