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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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schwer gewesen, diesen Zusammenhang herauszufinden – und das wäre es vermutlich auch für Adalbert Wozniak nicht gewesen. Er hatte geklagt, dass die Bau- und Beschaffungskommission ihn unfair behandelt hatte, weil sie Delroys Firma bei der Auftragsvergabe bevorzugt hatten. War er darauf gestoßen, dass jemand aus dem unmittelbaren Umfeld der BBK, Hector, mit dem Gewinner des Auftrags schlief? Unwahrscheinlich. Wenn Wozniak so weit vorgedrungen wäre, hätte es sicher irgendwo Dokumente über diese Entdeckung gegeben. Aber ohne Zweifel hätte seine Klage eidesstattliche Erklärungen aller Beteiligten erforderlich gemacht, inklusive der von Delroy Bailey. Wozniak und seine Anwälte hätten herumgeschnüffelt, und Hector wäre in Bedrängnis geraten. Die ganze Geschichte hätte aus Hectors Perspektive katastrophal enden können: nicht nur mit einer Anklage wegen unzulässiger Einflussnahme und Begünstigung – für Politiker gehören solche Klagen zum Alltag –, sondern mit etwas viel Heiklerem für jemanden, der sich für die Demokraten um das Amt des Landesjustizministers bewarb. Es war schon schwierig genug, als erster Latino in dieses hohe Amt zu gelangen; als erster schwuler Latino wäre es vermutlich so gut wie undenkbar gewesen.
    Was hatte Hector heute Abend über Gouverneur Snow gesagt? Er ist erledigt, wenn das Gerücht um seine sexuellen Präferenzen die Runde macht. Hector hatte vermutlich etwas Ähnliches befürchtet. Wenn etwas über sein Privatleben an
die Öffentlichkeit drang, bedeutete das möglicherweise das Ende seiner politischen Karriere. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch keine Ahnung, dass so etwas ohnehin auf ihn zukam – in Gestalt einer Anklage der US-Staatsanwaltschaft. Er wusste nicht, dass das FBI an ihm dran war, dass sie Joey Espinoza bereits umgedreht hatten und gegen die Columbus Street Cannibals ermittelten.
    Wie sollte er mit Adalbert Wozniak verfahren, dem Mann, der ihn ruinieren konnte? Hector wandte sich nicht an die Cannibals. Er hatte keinen Kontakt zu ihnen. Das hatte er mir gestern Abend in der Limousine anvertraut. Die Spendenerpressung durch die Cannibals war zwar seine Idee gewesen, aber er brauchte Joey als Vermittler, der alles gemeinsam mit den Cannibals aufzog. Und bei seinem Problem mit Wozniak konnte er Joey nicht um Hilfe bitten. Schließlich konnte er schlecht zu ihm sagen: Ich schlafe mit deinem Exschwager, und die Geschichte droht aufzufliegen, wenn wir diesen Polen nicht umbringen.
    Also trat er an eine andere Straßengang heran; eine, die nicht seinen Wahlbezirk kontrollierte und die man nicht so leicht mit ihm in Verbindung bringen konnte. Er wandte sich direkt an die Spitze. Er wandte sich an Kiko, den Topkiller der Latin Lords. Und Kiko brachte Adalbert Wozniak zum Schweigen.
    Um Hectors Verbindung zu Delroy geheim zu halten.
    Hector. Ich hatte den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Die ganze Zeit befand sich die Lösung direkt vor meiner Nase. Ich hatte sicher an die fünfzig Hinweise übersehen. Und schuld daran waren die Gefühle eines Anwalts für seinen Klienten, nehme ich an.
    Wie Asteroiden aus der Dunkelheit des Unbewussten bestürmten
mich jetzt bestimmte Szenen: Dieser eine Moment während Hectors Prozess, als ich Hector und Paul Riley von dem Zeugen Ernesto Ramirez erzählt hatte, der etwas zu wissen schien und Kontakte zu den Latin Lords hatte. Vielleicht haben die Lords Wozniak getötet, hatte ich gesagt. Warum sollten sie das tun?, hatte Hector erwidert — und sich ziemlich überzeugend dumm gestellt. Ebenso gut hätte ich eigenhändig Ernestos Todesurteil unterzeichnen können.
    Und dann in der Nacht, die mein Leben veränderte, als ich in meinem Büro ungeduldig auf den Anruf von Ernesto Ramirez wartete. Dieser Anruf von Paul Riley, der mich fragte, warum ich noch im Büro war, und meine Antwort – dass ich immer noch auf diesen potenziellen Zeugen Ernesto wartete. Hector hatte im Hintergrund gelacht; er wusste, dass der Anruf von Ernesto niemals kommen und ich die ganze Nacht dort sitzen würde.
    Ich langte in die Tasche meines Trenchcoats, fühlte die Waffe, streichelte sie, wog sie in der Hand.
    Auch der Rest ergab Sinn. Greg Connolly war der Vorsitzende der BBK gewesen. Ihn hatte Hector darum gebeten, Adalbert Wozniaks Firma zu übergehen und den Auftrag stattdessen Delroy Bailey und Starlight Catering zu geben. Sicher wusste Greg über die Klage Bescheid, die Wozniaks Firma eingereicht hatte, und es machte ihn nervös, dass die

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