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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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ich meinen Rolodex – wobei ich mit Rolodex einen wüsten Haufen Visitenkarten in einer meiner Schreibtischschubladen meine – und fand Hector Almundos Telefonnummer. Ich rief ihn an, ohne ernsthaft damit zu rechnen, dass er abnehmen würde, und wurde nicht enttäuscht. Ich hinterließ ihm eine kurze Nachricht.
    »Hector, hier ist Jason Kolarich. Es geht um diese eine Sache, über die wir gesprochen haben.«

15
    Ich verbrachte den Abend zuhause und las bei laufendem Fernseher, doch die meiste Zeit starrte ich einfach nur aus dem Fenster. Ein leichter Schnee bedeckte alles und breitete eine gleichmäßige Decke über meine Nachbarschaft. Eigentlich bin ich kein Freund des Winters, aber diesmal hatte der Jahreszeitenwechsel eine merkwürdig reinigende Wirkung. Außerdem hatte ich genug vom Sommer und vom Herbst. Ich hatte immer gedacht, wenn Trauer eine Farbe hätte, wäre das für mich Grau. Nicht Schwarz – das war zu extrem, zu intensiv. Grau dagegen war ein verschwommener Kompromiss, ohne eigene Identität. Aber nachdem ich meine Frau und Tochter verloren hatte, färbte sich Trauer für mich grün – leuchtendes, üppiges Leben, das unsere Bedeutungslosigkeit herausstrich und grausam und gleichgültig gegenüber unserem Schmerz war. Ich wollte jeden Baum umhacken, jede Pflanze und Blume ausreißen. Ich wollte die Sonne vom Himmel holen und die Erde in Finsternis tauchen. Selbst das Braun und das Orange des Herbstes stießen mich noch ab und wirkten in ihrer schlichten Schönheit auf mich wie Spott und Hohn.

    Hector erklärte, er könne sich am späten Vormittag eine Viertelstunde für mich freimachen. Ich fuhr zum monolithischen Verwaltungsgebäude der Landesregierung, dem State Building, in der Innenstadt und fand das Amt für Wirtschaft und Gemeinwohl im dreizehnten Stock. Ein älterer uniformierter Mann hockte an einem Schreibtisch unter einem großen Hochglanzfoto von Gouverneur Carlton Snow, der einen unter
seiner dichten braunen Haarmähne hervor vertrottelt angrinste. Ich zeigte dem Mann meinen Ausweis, woraufhin ich meinen Namen und den Grund meines Besuchs in eine Liste eintragen musste.
    Diese Büros gehörten unverkennbar zu einer staatlichen Behörde: dünner Teppichboden, eintönig beigefarbene Wände, Raumteiler aus billigem Stoff. Aber da ich den größten Teil meiner Berufslaufbahn bei der Bezirksstaatsanwaltschaft zugebracht hatte, war mir diese Umgebung hier vertrauter als die luxuriös ausgestatteten Räumlichkeiten bei Shaker, Riley und Flemming. Nachdem ich eine Weile durch die labyrinthischen Gänge geirrt war, gelangte ich irgendwann in Hector Almundos Büro; nichts wirklich Spektakuläres, aber immerhin ein ordentlicher Panoramablick auf das Geschäftsviertel der North-Side. Hector war gekleidet wie üblich: ein hellgelbes Hemd, schokofarbene Hosenträger über den schmalen Schultern und dazu eine Krawatte in den Farben des Sonnenuntergangs, gehalten von einer Krawattennadel.
    »Das BBK«, lachte er, nachdem ich meine Bitte geäußert hatte. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht. Definitiv der Ort, wo es rundgeht.«
    »Aber falls Ihre Verbindungen nicht bis dorthin reichen …«, begann ich, an seinen Stolz appellierend.
    »Nein, nein.« Hector, das war mir inzwischen klar geworden, wollte mich beeindrucken. Ich hatte ihn an seinem Tiefpunkt erlebt, völlig verunsichert und verängstigt. Ich hatte von seinen dunkelsten Geheimnissen erfahren. Wenn es irgendjemanden auf der Welt gab, der Grund hatte, schlecht über Hector zu denken – abgesehen von der US-Staatsanwaltschaft – , dann war ich das. Er wollte mich zufriedenstellen. Außerdem wollte er mir demonstrieren, wie viel Macht
er immer noch hatte. Hector befand sich in der Wiederaufbauphase, nachdem er dem Zorn des FBI entgangen war, dabei aber seinen Senatssitz eingebüßt hatte. Manche Menschen würden sich in so einer Situation damit zufriedengeben, dem Gefängnis entronnen zu sein, und sich für ein ruhiges, zurückgezogenes Leben entscheiden. Nicht so Hector. Er wollte alle wissen lassen, dass er wieder zurück war – oder zumindest auf bestem Weg dazu.
    »Wie funktioniert so was?«, erkundigte ich mich. »Muss ich mich in irgendeine Liste einschreiben? Einen Antrag ausfüllen? Ein Bewerbungsgespräch führen? Wissen wir denn überhaupt, ob es eine freie Stelle gibt?«
    Hector schenkte mir ein gönnerhaftes Lächeln, noch bevor ich geendet hatte. »Es gibt eine freie Stelle, wenn wir sagen, dass es eine gibt. Eine Liste«,

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