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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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seinen Informationen rauszurücken, war er endgültig verstummt. Er hatte mich zum Teufel gewünscht, als ich ihn anrief.
    Die Wahrheit spielt keine Rolle. Die Sache ist es nicht wert, dass man dafür ins Gefängnis geht.
    Welche Informationen auch immer Ernesto besessen hatte, irgendjemand hatte davon gewusst und ihn – milde gesprochen – entmutigt, sie an mich weiterzugeben.
    Und dann hatte ich ihn erneut aufgesucht, im YMCA, wo er mit ein paar Freunden Gewichte stemmte. Und einige Zeit darauf war ich in den Liberty Park marschiert und hatte ihm die Zwangsvorladung in die Hand gedrückt. Beide Begegnungen hatten in aller Öffentlichkeit stattgefunden. Ein Fehler von meiner Seite. Ein fataler Fehler. Geboren aus einem Mangel an Alternativen.
    Jetzt blieben mir drei mögliche Vorgehensweisen. Eine bestand
darin, herauszufinden, wer den Mord an Bert Wozniak befohlen hatte. Spürte ich diese Person auf, so hatte ich Ernestos Mörder. Kein Problem, oder? Ein Sonntagsspaziergang. Bloß dass sich das FBI mit all seinen verfügbaren Ressourcen bereits die Zähne daran ausgebissen hatte und auf nichts gestoßen war. Himmel, die wussten sogar, wer der Todesschütze war, und trotzdem hatten sie die Nuss nicht geknackt. Ganz zu schweigen von unseren eigenen Ermittlern unter der Führung von Joel Lightner. Natürlich hätten wir vor Gericht nur allzu gerne mit einer alternativen Theorie über den Mord an Wozniak aufgewartet, doch niemand hatte auch nur das Geringste herausgefunden.
    Die zweite Vorgehensweise bestand darin, irgendwie in Erfahrung zu bringen, welche Informationen Ernesto besessen hatte. Gleiches Resultat, falls ich erfolgreich war. Aber schwierig. Er hatte seiner Frau nichts verraten, vermutlich, um sie zu schützen. Vielleicht hatte er einem Freund etwas davon erzählt. Aber sofern diese Person tatsächlich so etwas wie ein Freund war, hätte sie sicher der policia, die Ernestos Mord untersuchte, davon berichtet. Unter Umständen anonym. Wie auch immer, er hätte in jedem Fall die Cops informiert. Daher hielt ich es für unwahrscheinlich, dass Ernesto mit irgendjemandem darüber gesprochen hatte.
    Der dritte Weg bestand darin, Wozniak zu vergessen und folgende Frage zu beantworten: Wer wusste, dass ich gegen Ende des Prozesses noch einmal hinter Ernesto her war? Schließlich hatte man Ernesto nicht ermordet, nachdem ich das erste Mal mit ihm gesprochen hatte. Zwar schien es so, als hätte ihm jemand eine deutliche Warnung erteilt. Aber sie hatten ihn nicht umgebracht. Erst dann, am Freitag, dem 22. Januar, hatten sie ihn im Liberty Park im Vorbeifahren
erschossen. Und der Grund dafür war ich. Also hatten sie irgendwie erfahren, dass ich erneut Kontakt zu ihm aufgenommen hatte.
    Ich erinnerte mich an die beiden Gangmitglieder, Latin Lords, die mit Ernesto am Basketballplatz im Liberty Park gestanden hatten. Ein kräftiger Kerl in einem Tanktop mit einer Narbe auf der Stirn, der andere jünger und schmächtiger in einer Jeans. Würde ich mich an ihre Gesichter erinnern, falls ich sie wiedersah? Vielleicht.
    Und dann war da noch das YMCA. Dort hatten sich eine Handvoll Typen aufgehalten, und mindestens einer von ihnen kannte Ernesto so gut, dass er ihm beim Bankdrücken half. An ihre Gesichter konnte ich mich nur noch vage erinnern. Aber ich wusste, wo ich sie wiederfinden und wie ich ihre Namen ermitteln konnte, sofern sie nicht aus dem YMCA ausgeschieden waren.
    Schließlich war da noch das Diagramm, das Ernesto auf die Rückseite meiner Visitenkarte gekritzelt hatte:
    ABW → BBK → VA → CC?
    »ABW« war Wozniaks Firma. »CC« stand möglicherweise für Columbus Street Cannibals. Doch abgesehen davon tappte ich völlig im Dunkeln. Und ich tappe nicht gerne im Dunkeln.
    »Hallo, mein Sonnenschein.« Joel Lightner schlenderte in mein Büro und zog ein Wägelchen hinter sich her, auf dem drei zusammengeschnürte Kartons mit Unterlagen gestapelt waren. »Wenn es irgendwas zu entdecken gibt, dann ist es hier drin«, verkündete er. Während der Vorbereitungen auf Hectors Prozess hatten wir Unterlagen über jeden Telefonanruf
angefordert, den Wozniak in den sechs Monaten vor seinem Tod gemacht hatte; jedes Dokument aus seinem Firmen- und Privatcomputer; jede Webseite, die er je angeklickt hatte; jeden Vertrag, den seine Firma ABW-Gastronomiebedarf abgeschlossen hatte. Theoretisch konnte jede dieser Informationen einen Hinweis liefern, aber nur, wenn man wusste, wonach man suchte. Und das wussten wir nicht.

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