Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
Ermittlungen zufolge – und wir hatten einen gründlichen Blick auf Joey Espinozas Finanzen geworfen wegen eventueller Bestechungsgelder – hatte Lorena in den letzten zehn Jahren weder gearbeitet noch sonst irgendwie zum Familieneinkommen beigetragen.
Und doch saß sie hier in einem geräumigen, gut ausgestatteten Büro als Angestellte besagten Ciriaco Ciminos.
Das Leben war voller merkwürdiger Zufälle.
21
Am nächsten Tag hatte ich mir gerade den Auftrag für die Strafvollzugsbehörde vorgenommen, als Patrick Lemke in mein Büro platzte.
»Sie sichten gerade die Angebote für das Sanitärprojekt der
Strafvollzugsbehörde«, stellte er fest. »Die zwei günstigsten Bieter.« Er ließ ein paar dicke Aktenordner auf meinen Tisch fallen. »Hier sind die Hintergrundinformationen. Sieht so aus, als hätten beide schon Probleme bei Aufträgen gehabt. Vermutlich wird es nicht allzu schwer sein, sie als untauglich einzustufen.«
Wieder einer dieser Spezialausdrücke. Alle Bieter, die einen Auftrag erhielten, mussten außerdem »tauglich« sein. Andernfalls hätte jeder irgendein Dumpingangebot einreichen und einen lukrativen Auftrag an Land ziehen können, ohne die geringste Ahnung von der Durchführung zu haben.
Ich schaute zu Lemke auf, aber wegen seines Blickkontakt-Problems starrte er an die Wand. »Wer hat gesagt, dass ich sie als untauglich einstufen werde?«
»Na ja …« Patrik scharrte mit den Füßen und stopfte seine Hände in die Taschen. »Ich meine, warum sollte Mr. Cimino Sie sonst auffordern …«
»Dann lassen Sie mich mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte ich. »Cimino will die beiden günstigsten Bieter abservieren. Also hat er vermutlich irgendwelche Gründe dafür, dass der dritt günstigste den Auftrag erhält?« Ich blätterte in einem Ordner. »Higgins Haustechnik ist der drittgünstigste. Charlie will es also so drehen, dass Higgins den Zuschlag kriegt, und ich soll die Voraussetzungen dafür schaffen?«
Es schien Patrick nicht zu behagen, dass ich die Dinge so unverblümt aussprach. Doch ganz offensichtlich entsprach meine Zusammenfassung den Tatsachen.
»Patrick, was ist das eigentlich für ein Kerl, dieser Cimino? Ich meine, was genau ist seine Funktion in dieser Kommission? «
Patrick stand einen Augenblick lang völlig still und sagte dann: »Er ist Berater des Gouverneurs. Inoffiziell. Er gibt Empfehlungen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Empfehlungen umzusetzen.«
Mich beschlich das Gefühl, dass er das nicht zum ersten Mal sagte. Es klang ein wenig wie auswendig gelernt.
Patrick marschierte wieder zur Tür, stoppte dann aber so abrupt ab, dass ich dachte, er müsste sich dabei einen Muskel gerissen haben. »Jason?«, sagte er zur Wand, auch wenn er vermutlich mich meinte.
»Ja, Patrick?«
»Sie sollten Mr. Ciminos Anweisungen besser befolgen«, sagte er. Dann war er verschwunden.
22
Während Hector Almundos Prozess, in dessen Mittelpunkt illegale Spenden für seinen Wahlkampffonds gestanden hatten, hatte ich häufiger die Webseite der staatlichen Wahlbehörde besucht. In ihrer Online-Datenbank konnte man jede einzelne Wahlkampfspende und den jeweiligen Empfänger recherchieren.
Ich startete eine Suche nach dem Unternehmen, dem Charlie Cimino helfen wollte, Higgins Haustechnik.
Aus den gespeicherten Daten ging hervor, dass Higgins im vorigen Kalenderjahr insgesamt null Dollar für den Wahlkampf gespendet hatte. Keinen einzigen Cent.
Im laufenden Jahr jedoch hatte er sich als wesentlich spendabler erwiesen. In den letzten neun Monaten hatte Higgins Haustechnik unserem neuen Gouverneur Carlton Snow zwei größere Beträge zukommen lassen, insgesamt rund dreißigtausend Dollar.
Ein weiterer Zufall, da war ich mir sicher.
Als Nächstes nahm ich mir das andere Projekt vor, das ich im Sinne Charlies regeln sollte – den Schulbusauftrag, bei dem ich behaupten sollte, nur eine einzige Firma im gesamten Staat könne ihn ausführen. Die Firma, die Charlie für den Job wollte, hieß Swift Transporte. Keine politischen Spenden von Seiten dieser Firma.
Aber dann sah ich unter Gouverneur Snows Wahlkampffonds nach. Als ich nach Swift suchte, fand ich zwar nicht die Firma, doch ein gewisser »Swift, Leonard J.« hatte Beiträge eingezahlt.
Es stellte sich heraus, dass auch Leonard J. Swift dreißigtausend Dollar für Gouverneur Snow gespendet hatte. Und ich brauchte nur zwei Minuten, um mir von Google bestätigen zu lassen, dass Leonard J. Swift Gründer
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