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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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schnappte sich das Gerät, während ich zum Ausgang schlenderte. Kaum war das Ding nicht mehr in meinem Besitz, fühlte ich mich augenblicklich erleichtert.
    Anschließend fuhr ich zurück in meine Kanzlei und ließ
mich in meinen Sessel plumpsen, völlig erschöpft von diesem Vormittag. Ich hatte noch nie in meinen Leben etwas Derartiges getan, und ich hatte unterschätzt, wie anstrengend es war, sozusagen vor laufenden Kameras zu agieren. Die Unterhaltung mit Cimino hatte nicht länger als zwanzig Minuten gedauert, trotzdem hatte ich das Gefühl, als hätte ich dabei fünf Pfund verloren.
    Später am Nachmittag kam Shauna in mein Büro und ließ sich auf die Couch in der Ecke fallen. Wir hatten ziemlich großzügige Büros, und mein Bruder hatte mir die Couch überlassen; sie verlieh dem Raum einen gewissen Look, auch wenn ich nicht so genau wusste, welchen. Frühe-Neunziger-Slacker-Stil vermutlich.
    »Ich hab ein Date«, verkündete sie. »Ein Typ namens Roger. Anwalt der Gegenseite bei einer Vertragsbruchgeschichte. Wir haben uns letzte Woche geeinigt. Jetzt will er mich zum Dinner einladen.«
    Ich merkte, wie irgendetwas in mir leicht ins Trudeln geriet. Ich war mir nicht sicher, was es war, aber offensichtlich war ich nicht wirklich erbaut über diese Nachricht.
    »Geilomat«, sagte ich wie ein absoluter Schwachkopf. Geilomat? Ich hatte dieses Wort noch nie in meinem Leben gebraucht.
    »Denkst du, ich sollte gehen?«
    Ich tat so, als wäre ich mit irgendwelchen Papieren beschäftigt und zog ein Gesicht. »Klar, wenn du willst.«
    Ich vermied jeden Blickkontakt mit ihr und spürte, wie sich eine gewisse Spannung zwischen uns aufbaute. Dann rettete mich das Telefon. Marie, unsere Assistentin, auf der Interkom-Anlage.
    »Ein gewisser David Hamlin für dich.«

    »Stell ihn durch.«
    »Wer ist David Hamlin?«, fragte Shauna.
    David Hamlin war Lee Tucker.
    Ich nahm den Hörer ab. »David«, sagte ich. »Lange nichts von dir gehört. Wie lief die Beschneidung?«
    »Können Sie reden?« Tucker telefonierte mit seinem Handy und war offensichtlich inmitten einer lauten Menschenmenge unterwegs. »Treffen wir uns in zehn Minuten. Suite 410?«
    »Ein Freund eines Freundes«, erklärte ich Shauna, was nicht wirklich überzeugend klang, da wir so ziemlich denselben Freundeskreis hatten und gemeinsam aufs College und die Uni gegangen waren. Doch sie war offenbar so auf ihr bevorstehendes heißes Date mit Roger fixiert, dass sie nicht weiter darauf einging.
    Suite 410 in unserem Bürogebäude hatte bis zum heutigen Tag leer gestanden, doch nun hatte eine fiktive Firma namens Hamlin Consulting die Räume auf monatlicher Basis angemietet. Ich öffnete die Milchglastür und betrat den leeren Empfangsraum, von dem rechts und links je ein Flur abführte.
    »Schätzchen, ich bin zuhause!«, rief ich.
    In dem Flur zu meiner Linken hörte ich Tuckers Räuspern. Ich fand ihn in einem Büro sitzend, die eine Wange ausgebeult von einem Stück Kautabak und eine leere Coladose vor sich auf dem Schreibtisch.
    »Was zum Teufel soll das?«, sagte er. »Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen es langsam angehen und Cimino den ersten Schritt machen lassen. Erinnern Sie sich?«
    »Das lässt irgendwas bei mir klingeln.«
    »Und das sollte bedeuten: Gehen Sie da rein, halten Sie die Klappe, lassen Sie sich Aufträge geben und erledigen Sie die.
Damit war nicht gemeint: Gehen Sie da rein und drängen Sie sich dem beschissenen Typen auf.«
    Ich verspürte keine Notwendigkeit, etwas darauf zu erwidern. Für mein Gefühl war es bestens gelaufen.
    »Also?«, fragte er. »Gibt es irgendeinen guten Grund, warum Sie meine Anweisungen nicht beachtet haben?« Vermutlich war Lee Tucker im Allgemeinen ein recht umgänglicher Mensch, aber nicht in diesem Moment. Seine Augen funkelten zornig.
    »Sie haben versucht, sich da drin selbst zu entlasten«, fuhr er fort, aufgebracht über mein Schweigen. »Und dabei haben Sie womöglich die ganze Sache vermasselt.«
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte ich. »Dass ich alles vermasselt habe?«
    »Es ist verdammt gut möglich, ja. Vielleicht haben Sie zu übereifrig auf ihn gewirkt.«
    »Vielleicht«, stimmte ich zu, was ihn nur noch wütender machte. Ich muss zugeben, dass ich es genoss.
    »Sie tun, was ich Ihnen befehle«, sagte er und deutete mit dem Finger auf mich. »Sie sprechen alles vorher mit mir ab. Sie haben einen gewissen Spielraum, den wir nicht kontrollieren können; aber Sie spazieren nicht einfach da

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