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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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zu seinen Absichten passte. Daher ziehen es Ankläger vor, dass ihre Informanten die ganze Zeit über einen Mikrorekorder bei sich tragen. Doch wie so oft musste auch hier das Vorgehen der konkreten Situation angepasst werden.
    Ich konstatierte das Offenkundige: »Wir kriegen mehr Probleme, wenn er mich damit erwischt.«
    Tucker gab rascher nach als erwartet. »Okay«, willigte er ein. »In diesem Fall muss ich mich eben auf Sie verlassen.«

33
    Um zehn vor neun traf ich in Ciminos Büro ein. Aus irgendeinem Grund erschien es mir ratsam, diesmal pünktlich zu erscheinen.
    »Hallo, wie geht’s Ihnen?«, begrüßte ich die Amazonenprinzessin
hinterm Empfangstresen. Keine Ahnung, wo Cimino immer diese Frauen auftrieb.
    »Sie sind tatsächlich pünktlich.« Cimino schritt vom Flur herein, wie üblich tadellos gepflegt in seinem schimmernden italienischen Anzug und glänzender Krawatte. Er marschierte einfach an mir vorbei. »Kommen Sie.«
    »Machen wir einen Ausflug?«
    »Wir machen einen Ausflug. Herzchen, sag ihnen, sie sollen meinen Wagen vorfahren.«
    Ich folgte Cimino zum Aufzug. Er weihte mich nicht in seine Pläne ein. Stattdessen starrte er stumm auf die Lifttüren, wippte auf den Zehenballen und atmete ein wenig gepresst ein und aus. Vermutlich rechnete er damit, dass ich irgendwann versuchen würde, die Stille mit nervöser Konversation aufzulockern. Außerdem ging er wohl davon aus, dass mich sein Schweigen verunsichern würde. Tat es aber nicht; abgesehen vielleicht von ein paar flüchtigen Gedanken, dass er mich irgendwohin schaffen und dort beseitigen lassen würde. Okay, abgesehen von diesen vielleicht nicht ganz so flüchtigen Gedanken. Für alle Fälle würde ich darauf achten, dass Charlie immer zuerst durch sämtliche Türen trat.
    Wir stiegen zu ein paar anderen Leuten in den Aufzug und fuhren hinunter ins Erdgeschoss. Cimino führte mich durch einen Seitenausgang, vor dem ein hellgelber Porsche bereitstand und daneben ein Angestellter in Habachtstellung.
    Cimino drückte dem Angestellten ein Trinkgeld in die Hand und stieg ein. Ich kletterte durch die Beifahrertür. Der Wagen war brandneu, mit schwarzer Lederausstattung und einer sündteuren Stereoanlage.
    »Nette Kiste«, bemerkte ich.
    Cimino schaltete in den Ersten und bog mit der flüssigen
Präzision auf die Straße ein, die man von einem Porsche erwartet. Ich fuhr zum ersten Mal mit einem dieser Sportwagen – und hoffentlich nicht zum letzen Mal.
    »Für den Winter weniger geeignet«, sagte Cimino. »Wenn es rutschig wird, lass ich ihn zuhause stehen.«
    »Wo fahren wir hin?«, fragte ich.
    »Spielen Sie Racquetball?«
    Spielte ich Racquetball? »Ja, ich schätze schon.«
    »Schön.«
    »Aber nicht besonders gut.«
    »Umso besser.« Die Fahrt dauerte zehn Minuten, aber ich hätte es auch zehn Stunden in dieser Kiste ausgehalten. Das Leder war so komfortabel und die Federung so perfekt, dass ich vermutlich weggedämmert wäre, wenn ich es nicht so genossen hätte. Ein Lufterfrischer in Form eines Nadelbaums hing am Rückspiegel und schaukelte sanft, während Cimino den Wagen durch den Verkehr manövrierte und dabei diverse Verkehrsregeln brach. Dieses grüne Wunderbäumchen wirkte ein wenig deplatziert, ja geradezu schäbig in einem Hunderttausend-Dollar-Sportwagen, aber irgendwie schien es zu Charlie Cimino zu passen: Erste Klasse mit einem Hauch von Vulgarität.
    Wir bogen auf den Parkplatz des Gold Coast Athletic Club ein und stiegen aus. »Guten Morgen, Mr. Cimino«, begrüßte ihn ein Mann in blauem Sakko.
    »Ich habe keine Trainingsklamotten dabei«, fiel mir ein.
    Charlie schien darin kein Problem zu sehen. Wir nahmen einen Aufzug in die dritte Etage und liefen durch einen elegant ausgestatteten Raum, vorbei an einem Buffet mit Früchten und Kaffee und einem Sitzbereich. Schließlich betraten wir den Umkleideraum für Männer, und Cimino sagte zu einem
Angestellten: »Mein Freund braucht Kleidung für Racquetball, Jamie.«
    »Kein Problem, Mr. Cimino. Schuhgröße?«, fragte er mich.
    »Äh, vermutlich 46«, erwiderte ich.
    Wir marschierten durch ein paar Gänge mit verschließbaren Spinden, ein Duft nach Aftershave und Seife hing in der Luft. Cimino hatte gerade seine Schuhe ausgezogen, da traf der Angestellte mit einem grauen T-Shirt, schwarzen Shorts, Socken und einem Paar leichter Trainingsschuhe ein.
    Ich öffnete einen Spind und zog mich aus. Ich hängte mein Hemd und die Krawatte auf einen Haken, mein Jackett und die Hose auf

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