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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Gegensatz zu dem, das ich hier vorbereitet habe.«
    Erneut blickte er auf das Dokument, las aber nicht darin. Er dachte nach.
    »Sie brauchen einen juristischen Experten«, sagte ich. »Jemand, der professionell argumentieren kann. Der Fakten, die nach Scheiße stinken, so hindrehen kann, dass jeder glaubt, sie duften nach Parfüm. Oder der zumindest alles so vernebeln kann, dass unsere Position plausibel erscheint.«
    Er stieß einen Seufzer aus. »Und ich nehme an, dieser Mann sind Sie?«
    »Fragen Sie Hector Almundo, ob ich es bin.«
    Den vom FBI belauschten Gesprächen zufolge schienen diese Jungs eine hohe Meinung von meinen Fähigkeiten zu haben. Vermutlich war das auch der einzige Grund, warum ich trotz meiner Sturheit diesen Job noch hatte – wegen Hector und dem, was ich für ihn getan hatte.
    »Oder lassen Sie es meinetwegen bleiben«, fügte ich hinzu. »Ist mir egal. Aber ich bin kein Anwalt für Vertragsrecht, Charlie. Wenn Sie jemanden brauchen, der ein dreißigseitiges Dokument durchackert und roboterhaft das Gesetz darauf anwendet – ehrlich, dann bin ich der Falsche. An so was bin ich nicht interessiert. Wenn Sie allerdings jemanden für den wirklich spannenden Kram benötigen – jemanden, der überzeugende Argumente findet –, dann bin ich Ihr Mann.«
    Er nickte langsam.
    »Und ich betreibe nach wie vor eine Anwaltskanzlei, die einen umfassenden Service bietet«, sagte ich. »Jederzeit geöffnet, wenn Kunden vorbeischauen wollen. Ich bin immer dankbar für neue Klienten.«
    Seine Miene schien sich zu entspannen. Vermutlich klang
das in seinen Ohren alles sehr plausibel. Ich malte ihm die Welt genauso, wie er sie selbst sah. Und das tat ich so dezent wie möglich. Ich verwendete keine Wörter wie Betrug oder geheime Absprachen. Stattdessen teilte ich ihm wortreich mit, dass ich die Regeln jetzt kapiert hatte und mir das Spiel zusagte.
    Cimino griff in die Schale mit Süßigkeiten auf seinem Schreibtisch und warf ein paar Jelly Beans in seinen Mund. Dann schaufelte er noch ein paar mehr heraus, als wollte er ihr Gewicht abschätzen, und musterte mich dabei. »Wie lief das damals bei Hector?«, fragte er. »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Glaubwürdige Bestreitbarkeit«, sagte ich, ohne zu zögern. »Aber bei Hector war es schwieriger, weil das FBI ihn auf Band hatte. Wir mussten mit den vorliegenden Fakten arbeiten. Wir mussten jeden Satz auseinandernehmen, den er und Espinoza geäußert hatten, und zeigen, dass Hector Espinoza nicht ernst genommen hatte. Die Jury hielt das für plausibel.«
    Er nickte unablässig mit dem Kopf. Ich hielt das mehr für nervöse Energie als für Zustimmung.
    »Also, jetzt mal rein hypothetisch gesprochen: Wenn ich in der komfortablen Lage bin, einen Klienten bereits vorher beraten zu können und nicht erst, wenn der Karren im Dreck steckt«, sagte ich, »dann ist es leichter. Ich befasse mich mit den rechtlichen Konsequenzen bestimmter Aktivitäten, und der Klient muss lediglich sagen: ›Okay, ich akzeptiere Ihren Rat.‹ Anschließend kann der Klient in kritischen Situationen immer die magischen Worte wiederholen – ›anwaltlicher Rat‹ –, während ich mich auf die rein theoretische Natur meiner rechtlichen Überlegungen beziehen kann. Das ist doch gerade das Tolle am Recht, richtig? Es gibt keine konkrete Antwort. Es ist alles Auslegungssache.«

    »Es ist alles Blödsinn, wenn Sie mich fragen.«
    Was ich unkommentiert ließ. Ich würde Charlie Cimino nicht davon überzeugen können, dass er den Anwaltsberuf respektierte oder gar das Gesetz selbst.
    »Okay. Gut.« Ich erhob mich aus meinem Stuhl. »Falls das unser letztes Gespräch sein sollte – danke noch mal für den Hauser-Fall. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich denke, ich verstehe jetzt die Zusammenhänge ein wenig besser. Und wenn Sie mich für die, sagen wir mal, etwas komplexeren Angelegenheit wollen, dann wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«
    Cimino spielte immer noch mit den Jelly Beans in seiner Hand, als ich sein Büro verließ. Ich betrat den Aufzug und wartete darauf, dass die Türen sich hinter mir schlossen. Dann stieß ich einen langen Seufzer aus, der gefühlte zwanzig Minuten dauerte.

32
    Ich hielt an einem Coffee Shop ein paar Blocks von meinem Büro entfernt. Dort bestellte ich an der Theke einen großen schwarzen Kaffee, und als ich zahlte, legte ich das kleine Aufzeichnungsgerät – den F-Bird – auf eine Papierserviette. Der Nächste in der Schlange hinter mir, Lee Tucker,

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