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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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den anderen, Schuhe und Socken kamen unten in den Spind. Meine Brieftasche, meine Schlüssel und das Handy deponierte ich im obersten Fach. Die Trainingskleider passten ziemlich gut; die Schuhe waren ein bisschen schmal, aber es lohnte sich nicht, deswegen einen Aufstand zu machen.
    »Schuhgröße 46«, bemerkte Cimino. »Wie groß sind Sie – eins zweiundneunzig? Eins dreiundneunzig?«
    »Irgendwas in dem Bereich.« Eins zweiundneunzig und hundertzehn Kilo damals im College, als solche Maße noch eine Rolle spielten. Ich hatte mich seit Jahren nicht mehr gewogen.
    »Sie waren Sportler?«
    »Ich hab Football gespielt im College.«
    »Welches College?«
    »State.«
    »Auf welcher Position?«
    »Im Angriff. Wide Reciever.«
    »Echt wahr?«
    Ich schloss meinen Spind. »Gibt es da ein Schloss oder so was Ähnliches?«

    Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist der Gold Coast Athletic Club.« Was offensichtlich heißen sollte, dass hier keine Schlösser vonnöten waren. Stahlen reiche Leute etwa nicht? Meiner Erfahrung nach taten sie es mehr als alle anderen.
    Man reichte mir ein Racquet, und ich folgte Cimino zu einem der Courts. Von Anfang an war klar, dass er das Spiel technisch beherrschte – er war ziemlich geschickt darin, den Ball tief gegen die Stirnwand zu schmettern, so dass er zweimal aufsprang, bevor ich drankam – aber er war knapp fünfzig, leicht übergewichtig und offensichtlich auch in der Blüte seiner Jahre nie sonderlich sportlich gewesen. Er war keine echte Herausforderung. Zwar schlug ich nicht mit derselben strategischen Präzision, aber ich konnte die meisten Bälle erjagen und zwang ihn zu einer Menge Laufarbeit, was ihm gar nicht behagte. Kurz erwog ich, ihn so lange zu hetzen, bis er einen Herzinfarkt erlitt, an Ort und Stelle den Geist aufgab und ich damit das FBI vom Hals hatte.
    Außerdem dachte ich daran, dass mir Lee Tucker, wäre er zugegen gewesen, sicher geraten hätte, Cimino gewinnen zu lassen. Um mich damit bei ihm einzuschmeicheln und dergleichen. Aber so tickte ich nicht. Wenn man mich aufs Spielfeld schickte, musste man damit rechnen, dass ich keine Gefangenen machte.
    Es fühlte sich gut an. Früher war ich geradezu ein Fitnessfanatiker gewesen, aber nachdem das mit Talia und Emily passiert war, hatte ich es ziemlich schleifen lassen. Ich hatte zwar kein Gewicht zugelegt – wenn überhaupt hatte ich eher welches verloren –, aber meine Muskeln kamen mir lose und schlabbrig vor, und ich hatte nicht viel Puste.
    »Genug. Scheiße. Genug.« Ciminos graues Hemd klebte schweißdurchtränkt an seiner Brust. Er fuhr sich mit dem
Handtuch übers Gesicht und schlang es sich dann um den Hals. Ich folgte ihm zurück in den Empfangsbereich, wo wir Orangensaft tranken und Cimino einen Teller Cantaloupe-Melone aß.
    »Hat Spaß gemacht«, sagte ich und presste das kühle Glas gegen die Stirn.
    »Scheiße, haben Sie mich abgezogen.«
    Ein Mann in einem Sportsakko und weißen Hosen trat zu ihm. »Hallo, Mr. Cimino.«
    »Hey, Rick, wie geht’s Ihnen?« Er richtete sich gerade auf, wobei er sich offensichtlich etwas unwohl fühlte, und schüttelte dem Mann die Hand.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte der Mann. Er nickte Cimino bedeutungsvoll zu. »Alles bestens.«
    »Freut mich, das zu hören, Rick. War schön, Sie zu sehen.«
    Der Mann verließ uns, und Cimino schien mich eine Zeitlang zu mustern. Dann verschlang er den Rest seiner Melone mit dem gleichen Enthusiasmus, den er sonst vermutlich beim Geldscheffeln an den Tag legte
    »In Ordnung, Jason Kolarich«, sagte er. »Jetzt ist es an der Zeit, sich zu unterhalten.«

34
    »Sie waren also Ankläger«, begann Cimino. »Warum haben Sie aufgehört?«
    Ich rieb den Daumen und den Zeigefinger gegeneinander,
das universale Zeichen für Geld. »Ich hatte es satt, für einen Hungerlohn zu arbeiten.«
    Er beobachtete mich. Es war wie eine Art Vorsprechen. Ich hatte nicht einmal direkt gelogen, was meine Gründe betraf, aus der Bezirksstaatsanwaltschaft auszuscheiden, und obendrein war das die Antwort, die er hören wollte.
    »Okay, und dann landeten Sie einen Volltreffer in einer schicken Anwaltsfirma, stiegen aber kurz darauf wieder aus. Und jetzt schlagen Sie sich auf eigene Faust mit einer schäbigen kleinen Kanzlei durch und wollen für die BBK arbeiten?«
    Ich ließ mir das einen Moment durch den Kopf gehen. »Ich wollte mehr Freiheit«, erklärte ich. »Mein eigener Boss sein und tun, was mir passt. Jetzt schaut mir niemand mehr über die

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