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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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hatte ich mir wirklich einen Orden verdient. Das FBI hatte nun hieb- und stichfeste Beweise für dreiundzwanzig Fälle von Erpressung, begangen von Charlie Cimino und mir. Dieser Erfolg schien alle Differenzen auszuräumen. Zudem war Tucker mein Führungsbeamter, und offensichtlich war ihm klar geworden, dass mit Einschüchterungen und Drohungen bei mir nichts auszurichten war.
    Ich warf ihm die Liste mit den wichtigsten Auftragnehmern des Staats auf den Schreibtisch, obwohl ich ihm gleich zu Anfang schon eine Kopie davon gemacht hatte. »Seite zwei«, sagte ich. »Etwa am Ende des erstens Drittels. Starlight Catering. Denen wurde keine Nummer zugeordnet. Offensichtlich sind sie nicht als Ziel vorgesehen. Irgendeine Idee, warum?«
    Ich beobachtete Tuckers Augen. Falls er sich jetzt nicht die Mühe machte, genau hinzusehen, dann war es ihm bereits aufgefallen. Und wenn er genau hinsah, hatte er es offensichtlich noch nicht bemerkt.
    Tuckers Blick wanderte die Seite hinab und hielt irgendwo inne, vermutlich bei Starlight. Was vermutlich hieß, dass er nichts davon wusste. Oder dass er ein perfekter Täuschungskünstler war.
    »Warum?«, fragte er.
    »Ich habe Sie gefragt.«
    »Aber was spielt das für eine Rolle?«
    »Warum antwortet ihr Jungs eigentlich immer mit einer Gegenfrage? Ich bin nur neugierig.«
    »Warum fragen Sie nicht Cimino?« Tucker wirkte zufrieden mit sich. Eine weitere Gegenfrage.
    »Sie sind eine wahrhaft übersprudelnde Informationsquelle, Tucker.«

    Er kicherte. »Diese Firma – Starlight – ist ein Unternehmen, das sich in Minderheitenbesitz befindet. Daher ist es vom Gesetz besonders geschützt, okay? Selbst Cimino ist nicht so dumm, einer Firma in Minderheitenbesitz zu kündigen.«
    Das war vermutlich richtig. Allerdings hatte Cimino auch gar nicht vor, einer dieser Firmen zu kündigen. Er wollte nur Druck auf sie ausüben und ging dabei so weit, ihnen durch mich mit einer Kündigung zu drohen. Wahrscheinlich hätte Cimino nie wirklich ernst damit gemacht. Zu viel Ärger wäre die Folge gewesen. Und wie sich herausgestellt hatte, reichten die Drohungen völlig aus.
    Starlight Catering mochte ein Unternehmen in Minderheitenbesitz sein, aber das war nicht der Grund, weshalb Cimino es verschonte. Da war noch etwas anderes im Spiel. Und ich musste herausfinden, was.
    Das FBI würde mir dabei keine Hilfe sein. Und Joel Lightner oder einen anderen Privatermittler konnte ich nicht um Unterstützung bitten.
    Also musste ich mich direkt an die Quelle begeben.

42
    Die Spendengala fand im luxuriösen Ballsaal eines großen Innenstadthotels statt. Eine prachtvolle Umgebung. Zu prachtvoll für meinen Geschmack. Ich habe nie verstanden, warum solche Veranstaltungen immer so opulent ausfallen müssen. Es erschien mir jedes Mal wie eine gewaltige Geldverschwendung,
die vor allem das Ego der Teilnehmer aufwerten sollte. Konnten wir uns nicht alle auf etwas bescheidenere Häuser, Hotels, Büros und was auch immer einigen – und das überschüssige Geld den Hungernden in Afrika oder anderen Bedürftigen zukommen lassen?
    Selbstlos und menschenfreundlich gesonnen wie ich war, stand ich in meinem Smoking herum und hielt mich an meinem Martini fest.
    Mir erging es schlimmer als dem berühmten Fisch, der aufs Land geworfen wird. Ich war ein Fisch zwischen lauter fremden Fischen. Der Saal fasste etwa tausend Menschen und war bis an die Grenzen seiner Kapazität ausgelastet, aber ich zweifelte daran, dass ich auch nur einen von ihnen kannte.
    Eine Weile vertrieb ich mir die Zeit damit, die Leute zu beobachten, aber das war nicht allzu interessant. Die Menschen hier waren sich ziemlich ähnlich. Alle wollten irgendetwas. Ein Amt. Einen Gesetzentwurf durchbringen. Und wenn sie sonst nichts wollten, dann wollten sie zumindest gesehen werden. Nach etwa einer halben Stunde, als ich gerade begonnen hatte, mir einen leichten Martini-Rausch zuzulegen, schien plötzlich der gesamte Raum in Bewegung zu geraten. Wie in einer Szene von Hitchcock drehten sich alle fast synchron in die gleiche Richtung und begannen dann zu applaudieren.
    Also spähte auch ich hinüber, denn offensichtlich war der Ehrengast des Abends eingetroffen. Falls irgendjemand einen Mordanschlag auf ihn verüben sollte, würde das FBI hinterher die Bänder zurückspulen und feststellen, dass ich der Einzige war, der sich nicht umgedreht hatte – so wie der Kerl, der an einem sonnigen Tag einen Regenschirm aufspannte, kurz bevor JFK erschossen wurde –,

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