Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
setzte ein paarmal an und hielt dann wieder inne, während ihm die Leute irgendwelche nichtssagenden Schmeicheleien zuriefen. In Wahrheit gab er sich keine allzu große Mühe, sie zu bremsen. Er sonnte sich in seinem Glanz, aufrecht stehend in seinem makellosen Frack, in einer Hand ein Mikrofon, mit der anderen die Menge beschwichtigend wie der Papst in Rom.
»Sie und der Gouverneur kennen sich von früher«, sagte ich zu Greg Connolly.
»Oh ja. Wir sind beide in der George Street aufgewachsen. Haben zusammen die Schulbank gedrückt, von der Vorschule bis zum Abschluss am State College.«
Das klang so, als hätte Connolly diese Verbindung zum Gouverneur im letzten Jahr schon häufiger herausgestrichen. Dieser Kerl war ein Mitläufer, wie er im Buch stand.
»Ich war auch auf dem State«, bemerkte ich.
»Wirklich? Wann haben Sie …« Er unterbrach sich. Dann dämmerte es ihm, und er musterte mich. »Jason Kolarich. Wide Reciever?«
Ich nickte.
»Sie haben ihm die Nase gebrochen, richtig?«
»Hm«, sagte ich. »Aber er hat angefangen.«
»Himmel.« Er gluckste. »Er hat ein paar Jahre für die Steelers gespielt, wussten Sie das?«
Allerdings. Nach unserer Auseinandersetzung im Umkleideraum musste Tony Karmeier zwar den Rest seines Seniorjahrs aussetzen; trotzdem erhielt er bei der zweiten Auswahlrunde einen Platz in der Profiliga und scheffelte Millionen, während ich aus dem Team gefeuert wurde, mein Stipendium verlor und um ein Haar von der Uni ausgeschlossen wurde. Alles in allem war Tony wohl doch als der Gewinner aus der ganzen Sache hervorgegangen.
»Wir haben ein paar gute Dinge bewirkt«, verkündete Gouverneur Snow der Menge. »Wir haben die Gesundheitsversorgung für Kinder verbessert. Wir haben tausend neue Polizisten eingestellt. Und wir sind noch nicht fertig. Wir haben gerade erst angefangen. Genau deshalb ist Ihr Beitrag heute Abend so wichtig.«
»Ich denke, da müsste doch auch was für mich drin sein«, sagte Connolly und trat dicht an mich heran. »Können Sie sich da nicht was ausdenken?«
Ich zuckte mit den Achseln. Es war nicht mein Problem. So, wie die Dinge im Moment liefen, hatte ich nicht die Absicht, noch mehr Leute ins Spinnennetz des FBI zu locken; beziehungsweise in Connollys Fall ihn noch tiefer hineinzulocken, als er ohnehin schon drinsteckte. »Reden Sie mit Charlie«, sagte ich.
Ich langweilte mich. Ich führte fruchtlose Gespräche mit einem Kerl, der unwissentlich darum bemüht war, sich noch mehr Probleme mit den Bundesbehörden aufzuhalsen. Dabei war ich einzig und allein wegen Charlie hierhergekommen, der nun nirgendwo zu finden war. Und verdammt, wozu sollte ich ihn überhaupt treffen? Ich sah ihn doch ohnehin ständig. Es war definitiv an der Zeit, von hier zu verschwinden.
»Hey«, sagte Connolly, »wollen Sie vielleicht ein paar Leute kennenlernen?«
Und dann wurde es um einiges interessanter.
43
Die Party zog sich weitere zwei Stunden hin. Ich kippte diverse Martinis und quälte mich durch den gefürchteten Smalltalk. Es stellte sich heraus, dass ich einige Anwälte im Saal kannte, und ein paar andere kannten mich vom Almundo -Prozess. Greg Connolly hielt sich ständig in meiner Nähe
auf, was einigermaßen gruselig war. Er hatte mir versprochen, mich dem Gouverneur vorzustellen, sobald der Raum sich etwas geleert hatte, wobei ich ihn nicht darum gebeten hatte und mich auch nicht sonderlich darauf freute. Tatsächlich war ich vielleicht der einzige Mensch in diesem Raum, der keinen Wert darauf legte, Carlton Snow zu treffen. Connolly schien diese Begegnung jedoch für eine geradezu atemberaubende Aussicht zu halten und bewegte sich im Verlauf des weiteren Abends ständig in meinem Blickfeld, um mir zu signalisieren, dass er es nicht vergessen hatte.
Greg wollte sich bei mir einschmeicheln. Er schien wirklich zu glauben, dass ich hinter den Kulissen die Fäden zog. Da ich die anderen Mitspieler alle nicht kannte – Charlie eingeschlossen, der für mich in vieler Hinsicht immer noch ein völlig Unbekannter war –, hatte ich keine Ahnung, wie Greg darauf kam. Trotzdem hatte er mich ganz offensichtlich in den Status der Prominenz erhoben.
Ich spähte über die Schulter eines der Anwälte in unserer kleinen Plauderrunde und bemerkte eine Frau in Connollys Gesellschaft. Ich kannte sie nicht, aber aus irgendeinem Grund erregte sie meine Aufmerksamkeit. Greg winkte mich eifrig herüber, und ich entschuldigte mich.
»Jason Kolarich, Madison Koehler. Maddie ist
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