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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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gegenüber war er allerdings weniger vorsichtig. Ich hatte
sein Vertrauen gewonnen; ich hatte ihm die Idee geliefert, bereits vom Staat beschäftigte Unternehmen zu schröpfen, und ihm dabei geholfen, unser Vorgehen detailliert zu planen. All das tat ich unter dem Vorwand, unsere Machenschaften vor neugierigen Blicken schützen zu wollen. Charlie hielt mich inzwischen für den risikoscheuesten Menschen, dem er je begegnet war; doch das zementierte meine Vertrauenswürdigkeit in seinen Augen nur noch weiter. Ich hatte sogar darauf bestanden, den Unternehmern, die angesichts der ganzen Geschichte übermäßig nervös wirkten, nicht weiter auf den Pelz zu rücken. Und so erklärte ich Cimino auch, dass ich bei diesem Kerl meine Bedenken hatte. Er beschloss, meinem Instinkt zu vertrauen, wenn auch mit einem herablassenden Lachen. Mir war das egal, denn auf die Art entstand bei ihm der Eindruck, dass ich ebenso viel zu verlieren hatte wie er, was mich zusätzlich unverdächtig machte.
    Kurz nachdem wir unseren Plan in die Tat umzusetzen begonnen hatten, wurde klar, das wir auf irgendeine Art von Technologie vertrauen mussten, um miteinander zu kommunizieren. Bisher hatte Charlie E-Mails und Handys immer vermieden – alles, worauf das FBI Zugriff hatte. Er hatte Gespräche unter vier Augen bevorzugt. Aber dafür arbeiteten wir inzwischen zu schnell. Also einigten wir uns auf SMS-Nachrichten. Und wir entwickelten eine Art Code. Charlie hatte eine Hauptliste von allen Firmen, deren Auftragsvolumen im Jahr hunderttausend Dollar überstieg. Charlie fand, hunderttausend böten einen ausreichenden Anreiz für die Firma, eine Wahlkampfspende zu tätigen – beziehungsweise Charlie oder mir ein kleines Nebengeschäft zuzuschanzen –, um den Auftrag zu behalten.
    Charlie hatte die Liste aufsteigend von kleineren Aufträgen
zu größeren geordnet und jedem eine Nummer gegeben. Wenn wir ein Unternehmen ins Auge fassten, dann schickte er mir eine SMS, in der irgendwo die Nummer versteckt war. So bedeutete ein Text wie Draußen muss es um die 25 Grad sein, dass unser nächstes Opfer das Unternehmen mit der Nummer 25 war. Haben Sie den Artikel auf Seite 11 in der Zeitung gelesen?, bedeutete, Unternehmen Nummer 11 war an der Reihe. Damit hatte ich den Namen des Auftragnehmers und die Art des Auftrags. Anschließend suchte ich nach Möglichkeiten, den Vertrag zu kündigen und die Firma abzuservieren. Nach einem Treffen wie dem mit Mitch DeSantis eben bestand mein Job darin, die Folgeschritte einzuleiten. Wenn der Auftragsnehmer in irgendeiner Weise Schwierigkeiten machte oder sich gar nicht bei mir meldete, dann schickte ich Charlie eine Nachricht mit der codierten Nummer des Unternehmens.
    All das war aus Charlies Sicht akzeptabel. Er war nicht sonderlich begeistert vom SMS-Schreiben, aber die Nachrichten selbst waren von keinem Außenstehenden zu entziffern. Die einzige Person, die sie außer ihm übersetzen konnte, war ich. Und mir vertraute er.
    Wir beide profitierten nicht schlecht von diesen Deals. Cimino wählte unsere Opfer aus – die mit den lukrativeren Aufträgen, die bei einer Kündigung mehr zu verlieren hatten – und stellte sicher, dass seine Scheinfirmen in der Folge Beratungsaufträge erhielten. Und auch ich bekam ein paar neue Klienten. Mein Terminkalender im Büro begann sich zu füllen. Selbst Shauna war beeindruckt, auch wenn sie immer noch ein wenig skeptisch wirkte. Das FBI und ich mussten einen Weg finden, wie wir meine Anwaltstätigkeit handhabten. Auf der einen Seite hatte ich diese Arbeit auf illegale
Weise erhalten, durch Erpressung. Auf der anderen Seite versah ich ganz legale juristische Dienste für diese Klienten, wie auch immer sie den Weg in meine Kanzlei gefunden hatten, und man konnte schlecht von mir erwarten, dass ich das umsonst tat. Das Arrangement mit der US-Staatsanwaltschaft sah vor, dass ich das übliche Stundenhonorar für Privatanwälte erhielt, die von Bundesbehörden engagiert wurden. Jeder Anwalt, der Mitglied der Anwaltskammer war, konnte solche Fälle übernehmen; zu dem dürftigen Stundenhonorar, das wir normalerweise kriegen, wenn wir ehrenhalber Bedürftigen Rechtsbeistand gewähren – wobei es in meinem Fall nicht die Bedürftigen waren, sondern die Erpressten.
    Lee Tucker konnte sich nicht beschweren. Wir trafen uns täglich, und er staunte über unsere Effektivität – und über das, was er bereits gegen Charlie Cimino in der Hand hatte. Das FBI dokumentierte jeden einzelnen

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