Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
reinlassen.«
41
Dank meiner kriminellen Unternehmungen mit Charlie Cimino und der neuen Klienten, die ich dabei als Bonus erhielt, waren Januar und Februar recht geschäftige Monate. Und das war auch gut so. Ich behielt einen klareren Kopf, wenn ich beschäftigt war. Zwar verging keine Stunde, in der ich nicht an meine Frau und meine Tochter dachte, aber diese Gedanken dominierten nicht mehr alles andere. Was zum einen sicher mit der Zeit zusammenhing, die seither verstrichen war, aber auch mit den Anforderungen einer gut laufenden Kanzlei, die eine willkommene Ablenkung boten.
Doch das Ganze hatte auch einen Nachteil. Mir blieb kaum mehr Zeit für mein ursprüngliches Vorhaben, den eigentlichen Grund, warum ich mich der BBK überhaupt genähert hatte: den Mörder von Ernesto Ramirez zu finden. Ich hielt es für sehr wahrscheinlich, dass mein neuer Komplize Charlie für Ernestos Tod verantwortlich war. Aber auch wenn ich mir dessen sicher war, hatte ich keinerlei Beweise. Schließlich konnte ich schlecht auf ihn zugehen und ihn danach fragen. Es wäre ein ziemlich merkwürdiges Gespräch geworden, für
das es auch keinen wirklich sinnvollen Einstieg gab. Hey, übrigens, da wir gerade von Mord sprechen, Charlie, haben Sie einen Mann namens Ernesto Ramirez umlegen lassen?
Abgesehen von meinem Instinkt gab es nicht viel, auf was ich mich bei meinen Nachforschungen stützen konnte. Ernestos Frau Essie wusste nichts. Ernestos Kritzeleien auf der Rückseite meiner Visitenkarte waren ebenfalls kein Beweis. Die einzige konkrete Spur war die Klage, die Wozniaks Firma eingereicht hatte, nachdem sie den Getränkelieferungsauftrag nicht erhalten hatte. Womöglich konnte sie mich weiterbringen, aber ich hatte keine Ressourcen übrig, um ihr noch länger zu folgen. An Joel Lightner konnte ich mich nicht wenden, denn ich wollte ihn auf keinen Fall in diese Sache verwickeln. Christopher Moody war geradezu versessen darauf, meine Freunde zu belangen; gerade erst war es mir gelungen, Shauna durch ein nettes Schreiben der US-Staatsanwaltschaft zu entlasten, in dem bestätigt wurde, dass Shauna Tasker in dieser Affäre weder eine Verdachtsperson noch das Ziel von Ermittlungen war. Ein weiteres dieser Schreiben würde man mir wohl kaum ausstellen.
Schon allein aus diesem Grund konnte ich Lightner nicht anheuern, außerdem fehlte mir ohnehin das nötige Kapital für einen Ermittler. Vielleicht konnte ich noch einmal darüber nachdenken, wenn irgendwann das Geld aus meiner Anwaltstätigkeit zu fließen begann. Im Moment jedoch war es ausgeschlossen.
Doch dann kam mir der Zufall zu Hilfe. Charlie hatte mir eine SMS mit einer Nummer geschickt, die ich mit der Liste der wichtigsten Auftragnehmer abglich. Mein Job bestand darin, mir den jeweiligen Auftrag vorzunehmen und nach möglichen Kündigungsgründen zu suchen, sollte das Unternehmen
die Zahlungen verweigern. Während ich die Liste überflog, stellte ich fest, dass Charlie und ich inzwischen so gut wie allen größeren Auftragnehmern einen Besuch abgestattet hatten.
Nur einen der ganz Großen hatten wir ausgelassen. Und was noch bedeutsamer war, Charlie hatte ihm nicht mal eine Nummer gegeben. Dieser Firma würde ein Besuch von uns erspart bleiben.
Bei dem Unternehmen handelte es sich um Starlight Catering, die gleiche Firma, die den Getränkeauftrag erhalten hatte, nachdem Adalbert Wozniaks Firma disqualifiziert worden war.
Tja, das Leben war doch voller Zufälle.
Und endlich hatte ich einen Ansatzpunkt.
Ich fuhr zurück zum State Building und suchte sämtliche aktuellen Aufträge von Starlight Catering heraus. Anschließend kehrte ich in meine Kanzlei zurück und beendete die Arbeit an einem Antrag für einen meiner neuen Fälle. Um fünf Uhr nachmittags ging ich runter zur Suite 410 und schloss mir mit dem Schlüssel, den man mir überlassen hatte, selbst die Tür auf.
Special Agent Tucker, dessen gesamtes Büro mit Unterlagen übersät war, schien erfreut, als ich ihm von der Einladung zur Spendengala berichtete. Aus seiner Sicht etwas, das uns weiterbringen konnte. Möglicherweise würde es mir neue Türen öffnen. Dennoch wies er mich nicht an, den F-Bird zu tragen, und ich riss mich auch nicht darum.
»Hey«, sagte ich schließlich, »ich habe da eine Frage.«
»Wow. Eigentlich sind Sie doch der Mann, der immer alle Antworten parat hat.« Tucker und ich kamen gut miteinander klar. Wir hatten einen etwas holprigen Start gehabt, doch
in den letzten beiden Monaten
Weitere Kostenlose Bücher