Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
sie hinter den Rücken geschoben hatte, um mir dort buchstäblich die Stange zu halten.
Moses’ Exodus durch die Wüste erschien mir wie ein Sprint, verglichen mit dieser Aufzugfahrt. Jede einzelne Person vor uns schien auf einem anderen Stockwerk auszusteigen. Ich war kurz davor zu explodieren, und Madison trug nicht gerade dazu bei, meine gespannte Erwartung abzukühlen. Hätte sich ihre Hand nur ein klein wenig schneller bewegt, hätte ich es wohl kaum mehr bis zum Hotelzimmer geschafft. Aber sie wusste genau, was sie tat; sie hielt ihren neuen Freund bei bester Laune, ohne dabei den eigentlichen Höhepunkt zu ruinieren.
Als die Gruppe im Lift ausdünnte und unsere heimlichen Aktivitäten augenfälliger wurden, löste sie sich von mir. Sie kramte in ihrer Handtasche nach irgendetwas, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich hielt meinen Blick angemessen gesenkt – oder vielmehr unangemessen, denn ich starrte wie
gebannt auf dieses Kleid. Etwa zwanzig verschiedene pornografische Szenarios bombardierten meine Fantasie, während ich stoisch in diesem Aufzug ausharrte. Diverse Positionen, Rollenspiele, schweißnasse Körper, die aufeinanderklatschten, Satinbettwäsche und in die Luft gespreizte Beine …
Ihr Hotelzimmer entsprach mehr einer Suite, mit einem großzügigen Wohnraum und einem Schlafzimmer. Da sie ihre Sache bisher ziemlich gut gemacht hatte, beschloss ich, ihr weiterhin die Führung zu überlassen – für den Augenblick zumindest. Sie schloss die Tür hinter sich und legte ihre Handtasche vorsichtig auf einen kleinen Tisch.
Sie taxierte mich mit ihren alles verschlingenden, bernsteinfarbenen Augen. Dann trat sie auf mich zu und legte die Hände sanft auf meinen Smoking. »Immer diese albernen Verkleidungen«, sagte sie. Mit einem geschickten Griff löste sie meine Fliege.
»Und ich war so stolz darauf, dass ich den Knoten hinbekommen habe.«
Sie zupfte die Fliege von meinem Hals und legte sie um ihren. »Dann bind sie gleich noch mal«, schlug sie vor.
Was ich auch tat, jedenfalls so gut ich es vermochte. Allerdings hatte ich etwas Probleme mit der Konzentration. Denn sie langte währenddessen hinter sich und öffnete den Reißverschluss ihres Kleids. Noch bevor ich letzte Hand an die Schleife um ihren langen schlanken Hals legen konnte, war ihr das Kleid auf die Knöchel gerutscht. Kurz darauf landeten auch ihr trägerloser BH und ihr Höschen auf dem Teppich.
»Ich glaube, wir brauchen ein wenig mehr Intimsphäre«, sagte sie. Erst jetzt bemerkte ich das Fenster, das auf ein weiteres Hotel in einiger Entfernung blickte. Ich sah zu, wie sie zum Fenster schritt, wobei sie nichts anderes trug als hochhackige
Schuhe und die Schleife. Langsam zog sie die Vorhänge zu. Vielleicht hatte irgendein Glücklicher einen netten Blick erhascht. Ich war mir ziemlich sicher, dass auch sie etwas Ähnliches dachte.
Dann kam sie langsam auf mich zu, mich mit jedem bewusst gesetzten Schritt ihrer hochhackigen Schuhe weiter aufstachelnd. Sie nahm meine Hand und führte mich ins Schlafzimmer. Es war ein Queen-Size-Bett, doch in diesem Moment hätte es meinetwegen auch eine schmutzige Liege sein können. Sie setzte erst ein Knie auf den Rand des Betts, dann das andere und krabbelte schließlich in die Mitte.
Immer noch in dieser Position, auf allen vieren, blickte sie über die Schulter zu mir.
Vielleicht waren solche Spendengalas doch nicht so langweilig wie vermutet.
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Liebes Playboy-Forum, ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte …
Es klopfte. Ich zog einen Hotelbademantel über und ging zur Tür. Wir hatten Champagner und etwas Fingerfood bestellt. Ich brachte beides ins Schlafzimmer.
Das Schlafzimmer hatte zwei wilde Stunden über sich ergehen lassen müssen. Eine der Lampen war umgestürzt. Auch der Radiowecker hatte wohl einen Schlag abbekommen, denn er stand mit dem Display nach unten auf dem Teppich. Die
Bettdecke war auf dem Boden zerknüllt, ebenso wie die Laken. Nur zwei Kissen waren im Bett verblieben und dienten jetzt als Rückenlehne für Madison Koehler, die gerade ihren BlackBerry kontrollierte und dabei nur drei Dinge trug: ihre Brille, mein Smokinghemd und ein seidenes Höschen.
»Hast du mal ein Buch über männliche Sexfantasien gelesen oder so was?«, fragte ich.
»Ich hab’s geschrieben«, erwiderte sie, sichtlich zufrieden mit sich selbst. Sie beendete die Lektüre ihrer E-Mail oder Textnachricht und blickte zu mir auf.
Ich füllte die Gläser mit Champagner,
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