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Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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setzte mich aufs Bett und reichte ihr eines. »Ich hoffe, das steht unserer Freundschaft nicht im Wege«, sagte ich.
    Sie spähte über ihre Brille hinweg und nahm das Glas. »Ich denke nicht.«
    Ich kannte Madison Koehler jetzt seit schätzungsweise hundertvierzig Minuten, wovon ich hundertundzwanzig Minuten über ihren Körper hergefallen war. Oder genauer gesagt, sie über meinen. Sie wusste, was sie wollte, und hatte keine Scheu, die Richtung vorzugeben. Und ich hatte mich im Wesentlichen bereitwillig gefügt, auch wenn ich bei dem russischen Akzent ein klares Veto eingelegt hatte.
    »Bin ich deine Erste?«, fragte sie.
    Die Frage überraschte mich. Sollte ich jetzt gekränkt sein?
    »Seit deiner Frau, meine ich.«
    Das überraschte mich sogar noch mehr. Offensichtlich hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht. Aber warum über mich? Ich hätte nicht einmal damit gerechnet, dass sie überhaupt wusste, wer ich war.
    »Ja«, bestätigte ich.
    Sie legte ihren BlackBerry beiseite, stieg aus dem Bett und
nahm ein paar Erdbeeren vom Tablett des Zimmerservice. Ich genoss den Anblick. So wie ich die letzten zwei Stunden genossen hatte. Vielleicht mit leichten Gewissensbissen, aber einmal hatte dieser Tag einfach kommen müssen. Schließlich würde ich nicht mein ganzes restliches Leben als Junggeselle verbringen. Und vermutlich war das genau der Weg, auf dem es passieren musste; überwältigt von einem impulsiven Verlangen, ohne Gelegenheit, lange zu zögern oder nachzudenken. Wie auch immer, der Damm war gebrochen. Ich hatte einen kleinen, aber bedeutsamen Schritt nach vorne getan.
    »Arbeitest du gerne für Charlie?«, fragte sie, auf einem Stuhl sitzend, das eine Bein untergeschlagen.
    »Tu ich nicht.«
    »Du arbeitest nicht gern für ihn?«
    »Ich arbeite nicht für ihn. Ich arbeite für mich selbst.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte sie leicht spöttisch. Dabei schob sie sich eine Erdbeere in den Mund, was ich als eine herausfordernde Geste empfunden hätte, wäre ich nicht total ausgepumpt gewesen. »Dann solltest du ihm diesbezüglich wohl besser reinen Wein einschenken.«
    Ich kommentierte das nicht weiter. Charlie hatte klargestellt, dass er keinen Spaß verstand bei mangelnder Loyalität. Wenn Sie mich hintergehen, werden Sie bedauern, meinen Weg gekreuzt zu haben, hatte er gedroht. Er hatte sogar eigens diesen Dick Baroni erwähnt; jemand, der ihm offenbar in die Quere gekommen war und dem man deswegen die Knochen gebrochen und das Büro über dem Kopf angezündet hatte.
    Madison verschwand ins angrenzende Wohnzimmer und kehrte kurz darauf vollständig bekleidet zurück. Sie warf mein Smokinghemd aufs Bett. »Carlton Snow wird diesen November
die Parlamentswahlen gewinnen«, teilte sie mir mit. »Er hat das Geld und den Amtsbonus.«
    »Wieso Amtsbonus? Der Job ist ihm doch quasi in den Schoß gefallen.«
    »Spielt keine Rolle. Jeder nennt ihn ›Gouverneur‹. Das allein ist ausschlaggebend.« Sie machte sich vorm Schlafzimmerspiegel weiter zurecht, frisierte ihr Haar und legte frisches Make-up auf. »Wir haben genügend Geld, um die Vorwahlen zu gewinnen, ohne dabei unser Bankkonto restlos zu plündern. Edgar Trotter verfügt bei den Vorwahlen über keinen solchen Luxus. Er muss sich finanziell restlos verausgaben. Wir verfügen etwa über das Doppelte an Reserven und wir werden gewinnen.«
    »Okay, aber was hat das Ganze mit mir zu tun?«
    Sie war fertig mit dem Spiegel und schnappte sich eine weitere Erdbeere. »Charlie sagt, du bist ein ganz Cleverer. Und Hector meint, du kannst sogar übers Wasser gehen.«
    »Und du hörst auf sie?«
    Sie dachte darüber nach. »Der Gouverneur tut es jedenfalls. Absolut.«
    Das schien zuzutreffen. Hector hatte mir einen Job bei der BBK besorgt, und das in einer Zeitspanne, die ich normalerweise zum Naseputzen brauchte. Vermutlich bestand Hectors Aufgabe vor allem darin, den Gouverneur im Wahlkampf zu unterstützen. Der Gouverneur brauchte die Latinowähler, und Hector war für sie im Augenblick eine Berühmtheit.
    »Und wie steht’s mit dir?«, fragte ich.
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Jeder weiß, was du für Hector getan hast. Und was Charlie betrifft: Was immer man über ihn denken mag, er ist verdammt vorsichtig. Er vertraut nicht schnell. Und die Tatsache, dass er dir vertraut, verrät mir eine Menge.«

    »Okay, der Gouverneur gewinnt also die Wahl, und ich kriege einen Orden.«
    Sie war noch immer nicht auf den Punkt gekommen. Aber offensichtlich war sie kurz davor,

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