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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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hinausgehen, doch offenbar hatte der Sauerstoffmangel ein paar Schäden an meinem Gleichgewichtsorgan hinterlassen. Ich schwankte und musste mich an einem Schränkchen festhalten, das neben der Tür stand.
Robert eilte zu mir und fing mich auf. »Ich bring dich nach Hause«, sagte er.
»Ja, bring sie nach Hause«, sagte auch Leif. »Ich kann heute nicht noch mehr Ärger gebrauchen.« Er stand auf und kam auf mich zu. Ich zuckte zurück, weil ich meinte, er wolle mir vielleicht wieder an die Gurgel gehen, doch er schritt er an mir vorbei in den Laden, um dort meine Arbeit zu übernehmen.
    Robert brachte mich zu meinem Fahrrad, das an einer Mauer neben der Werkstatt lehnte.
»Soll ich dich im Auto heimfahren?«, fragte er mich.
Doch ich verneinte. »Frische Luft tut mir gut, denke ich. Davon hatte ich gerade nicht ausreichend.«
Robert wollte mir daraufhin das Fahrrad abnehmen und für mich schieben, aber auch das ließ ich nicht zu. »Ich brauche etwas zum Festhalten, für den Fall, mir wird wieder schwindelig.«
Schließlich gingen wir ruhig nebeneinander durch den Abend. Es war schon stockduster draußen. Zum Glück hatte Leif auch Straßenlaternen bei den Beamten in Gallburg durchgesetzt. Die waren mir vorhin gar nicht eingefallen. Vor seiner Zeit als Bürgermeister wären wir im Dunkeln gelaufen.
»Du bist in Gefahr, Moona«, sagte Robert auf einmal.
»Denkst du, Leif wird bei nächster Gelegenheit vollenden, was er heute versucht hat?«
»Nein, das nicht. Ich denke vielmehr, dass es noch viel mehr Vampire gibt, die Angst davor haben, entdeckt zu werden. Sobald sie erfahren, dass du diese Gabe hast und sie entlarven kannst, werden sie versuchen, dich umzubringen. Du darfst es niemandem sagen.«
Seine Stimme klang sehr eindringlich.
»Normalerweise begegnet man hier in Mullendorf ja auch keinem Vampir. Das mit euch ist eine Ausnahme.«
»Das muss aber nicht so bleiben. Versprich mir, dass du es für dich behältst, bitte.«
Ich tat es. »Das sind eine Menge Geheimnisse, die ich für mich behalten muss.«
Ich grinste. Als dabei mein Hals wieder anfing zu schmerzen, ließ ich es jedoch sein.
»Ich bleibe hier, um ein Auge auf dich zu haben, damit dir nichts passiert. Aber es kann sein, dass ich eines Tages nicht mehr da bin, dann musst du selbst aufpassen. Verstehst du mich?«
»Du bist wegen mir geblieben?« Offenbar war nur der erste Teil seiner Worte in meinem Hirn angekommen.
Er lächelte. »Du bist etwas Besonderes, Moona.«
Ich hoffte, er meinte nicht nur meine plötzlich aufgetretene Gabe, Vampire erkennen zu können. Denn in dem Fall, dass dieses Talent wieder verschwand, sobald sein Blut aus meinem Kreislauf getilgt war, würde er wohl sofort das Interesse an mir verlieren. »Danke.«
»Also pass auf dich auf.«
    Auch das versprach ich ihm. Wir liefen noch ein Weilchen durch die Nacht, wobei er mir mehr von seinem Leben als Vampir erzählte. Als wir vor meiner Haustür angekommen waren, blieben wir stehen. Ich stellte das Fahrrad ab, dann trat ich zu ihm und reichte ihm die Hand.
»Danke fürs Nach-Hause-Bringen. Und danke, dass du bei Leif dazwischengegangen bist. Du hast mir heute wahrscheinlich zum zweiten Mal das Leben gerettet.«
»Ich hoffe, ich muss es nicht noch ein drittes Mal tun«, erwiderte er sehr ernst.
»Heute jedenfalls ist es nicht mehr nötig. Ich werde sofort ins Bett gehen und schlafen. Und was soll mir dort schon passieren? Gute Nacht.«
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Mein Herz klopfte dabei, und ich hoffte, dass er das nicht spürte. Konnten Vampire so etwas hören oder spüren?
»Gute Nacht«, erwiderte er sanft, wandte sich ab und ging die Dorfstraße hinunter zu seinem Haus.
Ich öffnete die Haustür und trat ein. Meine Mutter und meine Schwester schliefen bereits. Leise stieg ich die Stufen zu meinem Zimmer im ersten Stock hinauf. Oben angekommen sah ich bei Licht meinen Hals an, der leicht geschwollen und gerötet war. Dann zog ich mich aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Doch der Schlaf war nicht so erquicklich, wie ich es gehofft hatte. Ich träumte wieder. Ich sah Viviane, wie sie ihr Büro im Rathaus verließ, die Tür schloss und hinaus auf die Straße trat. Jemand sprach sie an, sie lachte und folgte ihm. Dann waren da ein Haus, ein Schuppen und ein Zaun, die ich nicht erkennen konnte. Auf einmal krachte eine Schaufel auf ihren Kopf. Ihr Schädel zersplitterte. Sie schrie. Ihr Blut spritzte auf den Zaun und ein paar Tauben.

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