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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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dazwischen. Davon wusste ich nichts,  doch überraschte es mich eigentlich nicht besonders. Trotzdem spürte ich einen heftigen Stich im Herzen. So schnell tröstete er sich also mit der nächsten. Dann hatte ich das Richtige getan und er tatsächlich nicht genug für mich empfunden.
»Isabelle war schon immer sehr verliebt in ihn.«
»Sie ist nur ein bisschen zu jung für ihn. Er ist vierundzwanzig und sie noch nicht einmal sechzehn.«
Viviane grinste mich an. »Es soll Mädchen geben, die sind achtzehn und vergucken sich in einen Dreißigjährigen.«
»Oh, der glückliche Mann«, funkte Matze dazwischen. Er hatte ausgetrunken und verabschiedete sich nun von Frau und Stieftochter, um zur Arbeit aufzubrechen. Er bewirtschaftete nicht nur das Clubhaus, sondern kümmerte sich um die Instandhaltung von landwirtschaftlichen Geräten. Er war auch derjenige gewesen, der damals Gertruds Mann vom Mähdrescher gekratzt hatte.
»Ich bin heute nach der Arbeit in Moosberg beim Friseur und gehe danach ins Kino, also warte nicht auf mich mit dem Essen«, sagte Josephine Hahn, bevor auch sie ihre Tasse abstellte und die Pantoffeln gegen Pumps tauschte.
»Alles klar!«, rief er. Dann war er zur Tür hinaus.
Auch Viviane stand auf und machte sich für die Arbeit fertig. Zusammen verließen wir das Haus, munter plaudernd, als hätte ich nichts Schlimmes geträumt und als gäbe es weit und breit keine Vampire.
    Ich hing den ganzen Tag bei Viviane im Rathaus rum, wobei ich interessante Einsichten in einige Akten von Mullendorf bekam. Doch die meiste Zeit war es langweiliger Papierkram. Kurz nach dem Mittagessen gingen wir schließlich gemeinsam zum Kirchhof, wo die kleine Leonie Katzberg beerdigt wurde.
Das ganze Dorf war anwesend, wie bei jeder Beerdigung eines Dorfbewohners. Auch Leif war gekommen, doch er vermied es, mich anzusehen, als wäre ich gar nicht vorhanden. Er stand an der Seite in der Nähe der Kirche, ihm gegenüber hatte sich Robert aufgebaut.
Das Grab war erschreckend klein, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Die Kleine lag in einem schönen Eichensarg, ein riesiger Strauß Blumen befand sich in der Mitte. Ihre Mutter war ganz still, wahrscheinlich hatte sie Beruhigungstabletten bekommen, damit sie nicht hinterher sprang. –  Sie hätte nicht ins Grab gepasst.
    Pfarrer Bernhard stand an der Kopfseite des Grabes, mit einem ernsten Gesichtsausdruck und der Bibel in der Hand. Als ich ihn ansah, spürte ich auf einmal die durchwachte Nacht. Ich rieb mir die Augen, weil ich ihn nur irgendwie verschwommen wahrnahm. Aber es half nicht. Daher schwor ich mir, in der nächsten Nacht unbedingt für einen tiefen und festen Schlaf zu sorgen.
»Der Herr ist mein Hirte«, begann der Pfarrer die Grabrede. »Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Auch die kleine Leonie führte der Herr. Auch wenn sie viel zu früh aus unserer Mitte herausgerissen wurde und bei ihren Eltern eine große Lücke hinterlassen wird, größer, als man sich vorstellen kann. Auch wenn ihr Tod großes Leid und viele Tränen hervorgerufen hat, so können wir doch sicher sein, dass sie nun in den grünen Auen des Herrn wandelt. Der Herr wacht über sie, nun wird es ihr wirklich an nichts mehr mangeln. Sie spürt das weiche Gras unter ihren Füßen, labt sich am süßen Honig und spürt den Wind in ihrem Fell.« Er räusperte sich verlegen. »Entschuldigung. In ihren Haaren. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich ...«
Er sprach noch weitere ergreifende Worte, bei denen ich ebenfalls zu schluchzen begann wie die gesamte weibliche Hälfte des Dorfes. Auch bei ein paar hartgesottenen Bauern rollten Tränen, die sie verschämt wegwischten.
    Nachdem der kleine Sarg in der Erde versenkt worden war, erhob Leif das Wort. Auch er fand schöne und tröstende Worte, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Doch in meinen Augen wirkte er kurz angebunden, als könne er es nicht erwarten, schnell von hier fortzugehen. Als er fertig war, stellte sich Vivianes Stiefvater an die Spitze der Menge. »Was der kleinen Leonie passiert ist, darf in unserem Dorf nie wieder geschehen!«, rief er. »Ein Mörder ist unter uns. Wir müssen doppelt aufpassen auf unsere Kinder. Doppelt aufpassen auf unsere Frauen und doppelt aufpassen, wen wir in unser Dorf lassen.«
    Bei diesen Worten wanderten ein paar verstohlene Blicke zu

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