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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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mit Kurt meckerte ich, weil er nicht an sein Handy gegangen war, das in seiner Jacke im Aufenthaltsraum steckte. Beide schien das nicht im Geringsten zu stören.
    Zweimal Glück gehabt heute, dachte ich, und trabte erleichtert in die Tankstelle nebenan, um Leif zu fragen, ob ich die fehlenden Stunden vom gestrigen Abend nacharbeiten sollte.
Er behielt mich tatsächlich da und ließ mich schuften, was mir ganz recht war, weil ich so unauffällig in Vivianes Nähe sein konnte.  Nach Kurts Feierabend hing sie mit ihm im Bistro ab und trank zwei Bourbon-Cola.
Ich war mir nicht sicher, ob Leif bemerkte, dass Viviane ihn anders betrachtete, seit sie wusste, wer er wirklich war. Auf jeden Fall war er unglaublich nervös und unruhig. Jedes Mal, wenn ein Wagen zum Tanken vorfuhr oder sich die Tür öffnete, zuckte er zusammen und sah ängstlich auf, als würde er ein AVEK-Team erwarten. Doch es waren nur Touristen und ein paar Mullendorfer, die sich mit Sprit für ihren Wagen und für ihre Wohnstuben versorgten. Irgendwann wurde er schließlich ruhiger, sagte sich wohl, dass offenbar niemand weiter etwas von seinem Geheimnis ahnte.  – Da wusste ich, dass ich von ihm nichts mehr zu befürchten hatte.
    Sobald die Sonne untergegangen war, ließ ich Viviane allein nach Hause gehen. In meinem Traum war sie tagsüber ermordet worden, nicht nachts. Ich war mir sicher, dass heute nichts mehr passieren würde. Als meine Schicht vorüber war, verabschiedete ich mich von Leif. Doch ich wollte noch nicht heim. Kurz vor meiner Haustür bog ich ab und radelte weiter. An Roberts Haus angekommen, stieg ich ab.
Es brannte noch Licht. Ich klingelte.
Er öffnete und sah mich erstaunt an. »Hallo, solch ein Besuch zu so später Stunde. Ich hoffe, du bist nicht krank.«
»Nein, nein. Ich wollte dich nur etwas fragen.«
Er bat mich hinein.
Drinnen sah ich mich um. Das Haus war noch in genau dem Zustand, in dem es der letzte Mullendorfer Arzt verlassen hatte. Die Tapete stammte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, die Teppiche waren schmutzig und teilweise mit Blutflecken bedeckt, so dass ich lieber nicht wissen wollte, welche Behandlungen damals hier durchgeführt worden waren. Es gab kaum Mobiliar, nur einen wackligen Tisch und drei weiß gestrichene Stühle, ein kleines Schränkchen, einen Kachelofen und in einem Nebenzimmer ein Bett mit rostigen Bettfedern und alten Decken.
»Ich war noch nie so froh, gesund zu sein«, seufzte ich aus tiefstem Herzen bei diesem Anblick.
Er lachte. »Wer bisher noch keine Bakterien, Viren oder Pilze hatte, bekommt sie hier ganz bestimmt.«
»Sind die von dir? Ich meine, hast du hier getrunken?« Ich deutete auf die Blutflecken auf dem Boden.
»Nein. Die waren schon hier. Ich habe heute ein Reh getroffen, das so nett war, mir seinen Hals zu leihen und ein paar Liter zu spenden.«
Ich muss ihn so entsetzt angesehen haben, dass er schnell hinzufügte: »Es lebt noch und springt wieder fröhlich durch den Wald.«
Ich atmete innerlich auf.. »Das Haus ist entsetzlich trostlos«, klagte ich.
Er nickte zustimmend. »Es ist ja nicht für immer. Und wenn sich doch mal ein richtiger Arzt hier niederlassen will, bekommt er bestimmt Förderung und eine Praxis-Erstausstattung vom Staat geschenkt.«
»Bist du kein richtiger Arzt?«
Er lächelte. »Ich weiß nicht, ob mein Doktortitel von 1869 noch anerkannt würde, wenn ich den vorzeige.«
Da musste ich ihm recht geben, der hätte nur peinliche Fragen herausgefordert.
»Wie hast du es angestellt, dass du im Krankenhaus arbeiten durftest?«
Er räusperte sich verlegen. »Ich habe meine Bewerbungsunterlagen gefälscht. Es gab da einen Freund, der das für mich gemacht hat.«
»Gab? Was ist mit ihm?«
»Er wurde ins Reservat gebracht. Er ist also vermutlich tot.«
»Tut mir leid.«
»Mir auch. Er war nicht nur ein guter Fälscher, sondern auch ein guter Freund.«
Ich betrachtete ein Aquarell, das schief an der Wand hing und von der Sonne ganz ausgeblichen war.
»Aber du bist sicherlich nicht hier, um über meinen Doktortitel zu plaudern. Also, was hast du auf dem Herzen?«, fragte er.
Ich sah ihn an. »Ich brauche Schlaftabletten! Ich will keine Träume mehr haben.«
Er runzelte die Stirn. »Mal davon abgesehen, dass ich nur ein paar alte, seit fünfzehn Jahren abgelaufene Pillen hier habe, weiß ich nicht, ob es gut wäre, wenn du die Träume unterdrückst. Irgendeine Macht, nenn es das Universum oder das Schicksal, will dir offensichtlich eine Botschaft senden, eine

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