Die Ankunft
Benz mit Salatöl gelaufen sind. Ich meine …
unser Benz hier schluckt Diesel, klar, aber ich denke mal …« Rheinberg kniff die Augen zusammen. »Wer kann über so was mehr wissen an Bord? Wir haben keinen verdammten Chemiker unter uns. Und unsere Bordbibliothek wird dazu vermutlich nicht allzu viel hergeben.« Der Gefreite zuckte mit den Schultern. »Weiß ich auch nicht, Herr Kapitän. Ich meinte nur. War so eine Idee. Hilft uns wohl nicht weiter.« Doch Rheinberg hatte bereits sein Notizbuch geöffnet und kritzelte eifrig etwas hinein. Als er es wieder geschlossen hatte, nickte er dem Fahrer freundlich zu. »Hilft uns jetzt vielleicht nicht weiter, das ist wahr. Aber möglicherweise in der Zukunft. Und wenn Sie oder einer Ihrer Kameraden wieder eine gute Idee haben – erzählen Sie diese mir oder Hauptmann Becker. Wir haben ein offenes Ohr. Wir hören uns alles an und es gibt keine dummen Einfälle – nur solche, die wir jetzt nicht gebrauchen können. Erzählen Sie das den Kameraden, jedem, der auch nur am Rande so etwas eine Idee zu haben scheint und sich vielleicht nicht traut, damit rauszurücken.«
Der Gefreite nickte zögerlich.
»Sie versprechen es mir, Maszcak.«
Der Fahrer räusperte sich.
»Ja, Herr Kapitän.«
Dann starrte er wieder auf die Straße, als würde jeden Augenblick das ordentliche römische Pflaster aufbrechen. Rheinberg lächelte und lehnte sich zurück. Sie machten langsamen, aber stetigen Fortschritt. Je weiter die Morgensonne den Himmel hinaufkletterte, desto mehr Schaulustige begleiteten die Marschkolonne. Rheinberg sah Gesichter, in denen Neugierde mit Angst kämpfte. Er sah verschlossene Gesichter, Eltern, die ihre Kinder von der Straße holten, Priester in langen Kutten, die ihr Kreuz umklammert hielten. Er sah junge Männer, die beim Anblick des Lastwagens glänzende Augen bekamen, und Handwerker, die mit zusammengekniffenen Augen die sich langsam drehenden Räder mit ihrer Bereifung musterten, als könnten sie durch bloßes Hinsehen ihre eigenen Konstruktionen verbessern. Die Passanten waren bemerkenswert leise; ob diese nun durch den Lärm des Dieselmotors eingeschüchtert waren oder schlicht nicht wussten, ob sie Beifall spenden oder ihrer Furcht Ausdruck geben sollten, war aus der Fahrerkabine des Lasters nicht erkennbar. Aber die Bandbreite an Emotionen und Reaktionen, die Rheinberg beobachtete, gab ihm zugleich Anlass zu Zuversicht wie Befürchtung. Er merkte erst jetzt, jenseits des schützenden Leibs der Saarbrücken, wie sehr er auf die Hilfe der hiesigen Machthaber angewiesen war und wie wenig ihre überlegene Technologie letztendlich bedeuten würde.
Nach zwei Stunden hatten sie die Stadt verlassen und folgten einer gut ausgebauten Straße Richtung Sirmium. Der Verkehr auf der Straße war schwach, wenige Reiter, ein paar Karren, ein paar Fußgänger – alle machten sie respektvoll Platz, als sich die Kolonne näherte. Nach dreieinhalb Stunden moderaten Marsches befahl Becker eine Pause. Die Männer setzten sich am Wegesrand ins Gras. Der Hauptmann hatte bewusst eine Gegend gewählt, in der nur von Ferne ein einsamer Hof erkennbar war. So war die Sicherheit der Soldaten in jedem Falle leichter zu gewährleisten.
Rheinberg verließ ächzend die Fahrerkabine. Als er sich zu Becker und Africanus gesellte, die sich leise unterhielten, reichte ihm der Infanteriehauptmann einen Metallbecher Kaffee.
»Genießen Sie es, Herr Kapitän«, meinte er halb scherzend. »Ich habe unseren Freund hier gerade nach der Kaffeebohne zu fragen versucht, doch er konnte damit leider überhaupt nichts anfangen.«
»Ah … ja, das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, wenn wir nichts daran ändern«, erwiderte Rheinberg lächelnd. Er zeigte zur Kaffeekanne, die über einem eilig entzündeten Feuer hing. »Wir haben zum Glück noch einen Haufen Kaffeepulver, aber selbst der größte Vorrat wird mal zur Neige gehen. Africanus, wollt Ihr einmal probieren?«
Der Trierarch sah die schwarze Flüssigkeit in der Tasse, die ihm Rheinberg reichte, misstrauisch an.
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Es ist anregend. Hier, mit etwas Süßem vielleicht?«
Becker schaufelte zwei gehäufte Teelöffel Zucker in die Tasse. Africanus, unter den aufmunternden Blicken der beiden Männer, nahm sie schließlich zögerlich zur Hand und führte sie vorsichtig zum Mund.
Die beiden Deutschen schauten dem römischen Offizier gespannt dabei zu. Africanus schluckte. Er rollte die Flüssigkeit in seinem Mund hin und
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