Die Ankunft
Erzbischofs von Ravenna«, näselte von Klasewitz. »Er ist gekommen, um uns kennenzulernen.«
»Uns kennenlernen?«, echote Volkert. »Welch besondere Ehre.«
»In der Tat«, sagte nun Petronius. Er hatte eine durchdringende Stimme. Der Priester war sicher ein hervorragender Prediger oder ein begnadeter Demagoge. Volkert war sich nicht sicher, ob zwischen beidem in dieser Zeit immer ein besonders großer Unterschied lag.
»Was dürfen wir Euch anbieten, Pater?«, ölte von Klasewitz. Seine Sprachkenntnisse hatten sich, das musste Volkert einräumen, seit ihrem Aufenthalt hier stetig verbessert. Damit bei den Reichen und Mächtigen Roms Anerkennung zu finden, hatte den Ersten Offizier sichtlich beflügelt.
»Wasser, danke«, betonte Petronius die Bescheidenheit, der sein äußeres Erscheinungsbild entsprach. »Mein Meister, der Erzbischof, hat viele wundersame Geschichten über Euch gehört. Er ist begierig herauszufinden, inwieweit sie der Wahrheit entsprechen.«
»Was sind das für Geschichten?«, wollte Volkert wissen und ignorierte den strafenden Blick von Klasewitz.
»Geschichten von Feuer und Donner, von einem stählernen Schiff ohne Segel und Ruder, von der Leichtigkeit, mit der die fremden Besucher sich in die Herzen jener eingeschlichen haben, die in dieser Stadt das Sagen haben – und darüber hinaus!«
»Darüber hinaus?«
»Römische Senatoren, so hörte mein Meister, haben Gefallen an Eurer Macht gefunden und begleiten Euren Trierarchen sogar derzeit zum Kaiser.«
»Ob sie Gefallen gefunden haben, dürfte wohl erst feststehen, wenn der Kaiser seine Entscheidung getroffen hat«, erwiderte Volkert. Er bekam ein ungutes Gefühl bei diesem Mann, und es wurde durch das falsche Lächeln auf dessen Lippen nur noch bestärkt.
»Ich versichere Euch«, warf nun von Klasewitz ein und schob sich betont einen Schritt zwischen den Priester und den Fähnrich, »dass wir ausschließlich gute Absichten haben. In der Tat haben wir diese unter Beweis gestellt, indem wir einen berüchtigten Piraten zur Strecke gebracht haben.«
Petronius nahm einen Becher Wasser von einem Sklaven entgegen.
»Ja, davon habe ich auch gehört. Entweder eine edle Tat, die den Beifall meines Herrn verdient, oder der geschickte Trick, sich Vertrauen zu erschleichen, um es später auszunutzen.«
»Auszunutzen – wofür?«, fragte Volkert. Die Leichtigkeit, mit der Petronius wüste Anschuldigungen in den Raum stellte, verstörte ihn und er wunderte sich, warum von Klasewitz nicht deutlicher reagierte – bis er sich eingestand, dass dies exakt der Konversationsstil des Ersten Offiziers war. Der Adlige merkte es offenbar nicht einmal.
Petronius sah Volkert forschend an, ehe er antwortete.
»Wofür, ja … wofür?«, wiederholte der Priester sinnierend. »Eine sehr gute Frage. Könnt Ihr mir darauf eine Antwort geben?«
»Uns stellt sich die Frage eigentlich nicht«, entgegnete Volkert. »Wir hegen keine finsteren Absichten, falls Ihr uns dies unterstellen wollt.«
Petronius hob abwehrend die Hände.
»Niemand will etwas unterstellen«, rief er aus. »Keinesfalls! Ich sammle nur Informationen für den Erzbischof, nichts weiter. Ich fälle keine Urteile, das ist allein die Aufgabe meines Herrn.«
Volkert glaubte ihm kein Wort. Petronius kam ihm nicht wie ein bloßer Agent seines Herrn vor, wie ein niederer Handlanger, der getreulich zuhört und berichtet. Der Mann vor ihm war mehr als ein einfacher Priester, und die Art und Weise, wie er seine Fragen stellte, ließ nur den Schluss zu, dass er schon eine sehr genaue Meinung davon hatte, was er dem Erzbischof zu berichten gedachte.
Und das hieß, er hatte einen Plan, eine Absicht, verband mehr mit diesem Gespräch als bloß den Wunsch, die Deutschen kennenzulernen.
»Vielleicht sollten wir selbst ein Gespräch mit dem Erzbischof führen«, schlug Volkert nun vor. Von Klasewitz nickte begeistert, wenngleich der Fähnrich vermutete, dass er dies aus ganz anderen Gründen tat, als Volkert lieb sein konnte.
»Eine ausgezeichnete Idee, Fähnrich! Eine Audienz beim Erzbischof! Mit Freude würde ich auch einen Gottesdienst besuchen!«
Petronius nickte gemessen. »Ja, sicher wird sich eine solche Audienz in absehbarer Zeit einrichten lassen. Und ich freue mich, dass Ihr mit uns die Messe feiern wollt. Dafür wird es sicher gleichfalls baldigst Gelegenheit geben. Welchen Gottesdienst wollt Ihr besuchen?«
Von Klasewitz sah etwas verwirrt drein. »Nun, am liebsten einen, der vom Erzbischof selbst zelebriert
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