Die Ankunft
her. Er schluckte. Dann verzog er das Gesicht.
»Das ist widerlich«, sagte er schließlich. »So etwas könnt ihr trinken?«
»Ah, und was ist mit dieser Fischsauce …?«
»Garum.«
»Ja. Das ist mal widerlich!«, bekräftigte Becker.
»Eine Delikatesse!«, widersprach Africanus, nahm einen weiteren tiefen Schluck Kaffee und schloss die Augen. Dann trank er in tiefen Zügen den ganzen Becher leer, reichte ihn Becker und sah ihn triumphierend an.
»Was?«, wollte der Hauptmann wissen und schüttete die letzten Tropfen zu Boden.
»Ich habe alles getrunken.«
»Ja.«
»Ihr habt das Garum auf dem Fest nicht angerührt. Ich habe gesehen, wie Ihr Eure Schüssel voller gutem Fleisch abgestellt habt, wohl in der Hoffnung, niemand hätte es bemerkt.«
Becker sah etwas verlegen drein. »Hätte nicht gedacht, dass mich jemand beobachtet hat.«
Africanus zeigte ein breites Grinsen. »Ich hatte Euch gut im Blick.«
»Ich verspreche, ich werde den Genuss erneut versuchen … in Sirmium.«
»Wenn der Kaiser Euch zum Essen einlädt, dann seid wohl beraten, die Küche nicht allzu deutlich zu kritisieren«, ergänzte Africanus. »Das wäre … undiplomatisch.«
Rheinberg warf einen bezeichnenden Blick auf den Hauptmann, der offensichtlich wenig Freude daran hatte, sich mit diesem Aspekt ihrer Mission näher zu befassen.
»Ich werde diese Brücke überqueren, wenn ich sie erreicht habe«, meinte Becker schließlich.
Africanus schien das Sprichwort zu verstehen, denn er erwiderte das Grinsen und wies auf die Satteltasche seines Pferdes. »Nicht etwa, dass ich kein Garum dabei hätte, mein Freund. Wenn es Euch sogleich danach gelüstet …«
»Nein, nein!« Becker hob abwehrend die Hände. »Das ist wirklich nicht nötig … aber vielen Dank für das freundliche Angebot.«
Africanus' Grinsen war anzusehen, dass dieses Angebot alles andere als freundlich gemeint war.
Es dauerte keine halbe Stunde, da blies Becker bereits wieder zum Marsch. Diesmal beschloss Rheinberg, sich nicht faul in das Führerhaus des Benz zurückzuziehen, sondern stattdessen eine Weile mitzuhalten.
Etwa eine Stunde später fand er sich auf dem Rücken eines der Ersatzpferde wieder. Seine Füße taten weh und seine Stiefel schienen plötzlich an allen Ecken und Enden zu drücken. Er war definitiv außer Übung und hatte sich zunehmend den schadenfreudigen Blicken der Kameraden von der Infanterie ausgesetzt gesehen. Schließlich hatte er Africanus' Angebot, mit ihm zu reiten, dankbar angenommen, wenngleich er ein großes Problem hatte, ohne Steigbügel mit dem Pferd zurechtzukommen. Auf seiner persönlichen Prioritätenliste rutschte diese technische Neuerung einen großen Satz nach oben.
Als die Nacht anbrach, hatten sie einiges an Weg zurückgelegt, doch Sirmium war noch mindestens zwei Tagesreisen entfernt.
29
Unter Geiselnahme hatten sich die Männer möglicherweise etwas anderes vorgestellt. Letztlich waren sie aber sehr froh darüber, nicht in einem finsteren Verlies, sondern im Gästetrakt einer sehr vornehmen Stadtvilla untergebracht zu werden. Ihr Gastgeber war gar nicht im Lande, das Haus gehörte einem römischen Senator, der derzeit eine offizielle Position in Gallien innehatte. Doch seine Familie hatte das Anwesen zur Verfügung gestellt, und so waren die Gäste dort einquartiert worden. Volkert und von Klasewitz erhielten jeweils eine recht geräumige Zimmerflucht, Köhler und Wachtmeister Behrens teilten sich ein weiteres, großzügig geschnittenes Zimmer, und die zwei Infanteriegefreiten wiederum konnten es sich in einem eigenen Raum gemütlich machen – und das durchaus im Sinne des Wortes, denn alle Zimmer waren schön eingerichtet, mit frischem Obst auf den Tischen, gemütlichen Betten und edlem Mobiliar. Von Klasewitz schärfte allen ein, möglichst sorgsam mit den Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen umzugehen, und es war einer der ersten Befehle, an denen auch Volkert nichts auszusetzen hatte.
Der Fähnrich war mit seinen Gedanken ohnehin woanders.
Die Männer wurden in der Villa nur dezent bewacht. Die Hauseingänge und das Tor, der einzige Durchgang durch die das Anwesen umschließende Mauer, waren die wenigen Orte, an denen Soldaten erkennbar waren. Sie waren auch nur flüchtig durchsucht worden. Bedient wurden sie durch eine Reihe betont schweigsamer Sklaven, und einer dieser, ein älterer, barhäuptiger Mann, hatte Volkert in einem unbeobachteten Moment ein Stück Papier mit einer Nachricht zugesteckt.
Volkert musste den
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