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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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wurde. Kohlen waren das dringendste Problem, aber auch Nahrungsmittel, speziell jetzt, wo die Saarbrücken überbesetzt war, mit der Infanterie und den Kriegsgefangenen, wie sie mittlerweile genannt wurden – obgleich Rheinberg diesen Begriff ablehnte. Er wollte mit niemandem Krieg führen. Das konnte der Kreuzer auf die Dauer nicht überleben. Es musste einen anderen Weg geben.
»Neben den Kohlen wird es uns schnell an anderen Verbrauchsmitteln mangeln«, führte Dahms weiter aus. »Öle und Fette sind das nächste Problem. Dann folgen allerlei Verschleißteile, je nachdem, wie sehr wir die Maschinen strapazieren. Die gute Nachricht ist, dass die Lager voll sind. Die Frage, die ich mir stelle, ist allerdings, wie wir sie nachfüllen.«
Rheinbergs erwartungsvoller Blick ging ins Leere. An den Fakten gab es keinen Zweifel mehr. Der Vortrag über die Bestände ließ ebenfalls nicht viel Raum für Interpretation übrig. Mit strenger Rationierung und bei Vermeidung aller Kraftakte für Maschine und Mensch würde die Saarbrücken mit Mühe drei Wochen unabhängig operieren können. Danach würde sich der Mangel an diesem oder jenem schmerzhaft bemerkbar machen.
»Wir müssen eine Basis etablieren«, sagte Neumann schließlich das Offensichtliche. Von Klasewitz nickte eifrig.
»Sehr gut«, pflichtete er bei. »Wir sind in einer Zeit, die unseren Waffen nichts entgegenzusetzen hat. Wir erobern einen Hafen und zwingen die Bewohner zu Botmäßigkeit.«
»Und was bringt uns das?«, fragte Rheinberg betont ruhig. Er wusste, dass der frischgebackene Erste Offizier nicht der Einzige an Bord war, der nun mit Machtphantasien spielte. Dies musste ausdiskutiert werden.
»Nun, wir können dort …« Klasewitz Satz verlor sich.
»Gar nichts können wir«, brachte Dahms hervor. Er hatte den neuen Ersten sichtlich gefressen. »Wir brauchen Kohlen. Technik. Außer Nahrungsmitteln können wir da nichts erwarten, und die Saarbrücken wird wie eine metallene Leiche in einem feindlichen Hafen liegen. Irgendwann geht uns dann die Munition aus. Ich weiß ja nicht viel über Militärgeschichte, aber ich stelle mir gerade vor, wie wir mit unseren Säbeln und Bajonetten gegen eine gut organisierte und professionelle … Was wäre da wohl die passende Einheit?«
»Kohorte«, half Rheinberg.
»Kohorte«, nahm Dahms auf. »Wie wir wohl gegen die aussehen würden? Sicher, vorher würden wir das eine oder andere Massaker veranstalten, aber sobald da jemand merkt, dass wir auf dem Zahnfleisch kauen – und ich glaube keinen Moment, dass wir es hier mit Idioten zu tun haben –, sind wir Geschichte.«
Er bleckte die Zähne. »Im wahrsten Sinne des Wortes.«
Rheinberg sagte nichts, wollte durch eine allzu offensichtliche Zustimmung den Graben zu von Klasewitz nicht künstlich vertiefen, jedoch konnte er dem Marineingenieur nur zustimmen. Er hatte in kurzen und klaren Worten die Situation sehr treffend analysiert.
»Kapitän, Sie sind hier offensichtlich am ehesten der Experte«, sagte nun Langenhagen. »Können wir die Saarbrücken überhaupt am Leben erhalten – ich meine, in dieser Zeit?«
Rheinberg machte eine Kunstpause, ehe er antwortete.
»Nun, sicher nicht, indem wir einen Hafen erobern und die Bevölkerung ausbeuten«, konnte er sich nun doch nicht verkneifen und übersah von Klasewitz' tiefrotes Gesicht. »Ich kann diese Frage so einfach nicht beantworten. Kohle dürfte das geringste Problem sein – die Saarbrücken kann zur Not, wenn auch wenig effektiv, mit Holz oder Holzkohle befeuert werden, und man kannte in dieser Zeit offen liegende Kohlenflöze, die auch genutzt wurden, soweit ich mich erinnere. Alternativ können wir Holzkohle wohl leicht selbst herstellen. Dazu benötigen wir natürlich mehr als einen Hafen: Wir müssen auf die Möglichkeiten und Verkehrswege des Römischen Reiches zurückgreifen können. Schwieriger wird es bei Fetten und Ölen, aber ich vermute mal, dass wir hier ebenfalls, zumindest größtenteils, an praktikable Ersatzstoffe herankommen werden. Ganz schwierig wird es bei Ersatzteilen. Es finden sich bestimmt viele fähige Handwerker dieser Zeit, und wir haben selbst eine gut ausgerüstete Werkstatt mit vielen gut ausgebildeten Leuten in der Mannschaft. Jedoch fehlen die Werkzeuge, um die Werkzeuge zu bauen, mit denen wir auch nur notwendigste Ersatzteile herstellen könnten.«
Rheinberg nickte Dahms zu, der sehr nachdenklich wirkte.
»Munition ist ein anderes Problem. Auch hier fehlt uns die industrielle Basis.

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