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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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gesagt.
»Dann ist es entschieden. Meine Herren, ich bin kein König der Alemannen, ich bin der Kaiser Roms. Sie führen diese Schlacht und treffen alle taktischen Entscheidungen. Ich werde ständig informiert, aber ich werde mich nicht einmischen.« Gratian hielt einen Moment inne. »Ich werde lernen. Seien Sie siegreiche Lehrmeister, damit sich der Unterricht nicht bloß für mich, sondern ebenso für Rom lohnt.«
Gratian tat, als habe er das stolze Funkeln in den Augen der Generäle nicht gesehen, als diese sich förmlich verabschiedeten und das Zelt verließen. Er ließ sich, sobald er allein war, auf seine Lagerstatt sinken und gähnte offen. Elevius huschte herein, räumte die kaum berührten Speisen fort und warf noch einen schnellen Blick auf seinen Herrn, der nachdenklich auf das flackernde Licht der Fackeln und Öllampen starrte. Gratian gehörte nicht zu jenen, die Hilfe beim Umziehen schätzten und auch die Abendtoilette vollbrachte er lieber allein. Dennoch …
Wieder musste der junge Kaiser darüber nachdenken, was es bedeutete, der Sohn des großen Valentinian zu sein. Sein Vater war von der Armee zum Kaiser Roms gemacht worden, hatte gegen jeden guten Rat seinen Stiefbruder Valens zum Herrscher des Ostens gekürt – in der Tat hatte sich Gratians Onkel als Zauderer erwiesen – und war berühmt geworden durch seine militärische Energie. Gratians Vater hatte Britannien davor bewahrt, von den Barbaren überrannt zu werden, hatte einen Aufstand in Afrika niedergeschlagen und eine Invasion der Alemannen hinter den Rhein zurückgeworfen. Es war letztendlich nicht erstaunlich gewesen, dass der machtvolle und tätige Kaiser bei Verhandlungen mit störrischen germanischen Gesandten wutentbrannt von einem Schlaganfall dahingerafft worden war und seinem minderjährigen Sohn den Thron überlassen hatte. Und so maßen sie ihn alle am Beispiel seines Vaters, den er kaum gekannt hatte und dessen Macht die einzige Legitimation Gratians war, gelang es ihm nicht, sich eigene zu verschaffen.
Letztlich, so dachte der junge Kaiser, war seine eigene Stellung doch nicht so verschieden von der des Priarius, nur, dass die Römer um all das eine Schale von Zivilisation und Regeln gelegt hatten, die schnell zerbröckelte, wenn irgendeine Legion in irgendeiner Provinz einen neuen Kaiser ernannte. Gratian hoffte, dass er einem solchen Aufstand niemals würde begegnen müssen, derlei hatte schon zu vielen »rechtmäßigen« Kaisern das Leben gekostet.
»Herr, noch einen Wunsch?«
»Oh ja, Elevius.«
»Was darf ich bringen?«
Gratian sah hoch und wirkte unsäglich müde.
»Ein paar mehr Lebensjahre, Elevius. Bring mir nur fünf oder acht weitere Lebensjahre, damit ich endlich weiß, was ich zu tun habe.«
Elevius erwiderte den Blick seines Kaisers und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er diente Gratian, seit dieser ein Knabe war, und konnte sich diese Art der Vertraulichkeit leisten.
»Ihr macht das schon richtig, Herr.«
»Ich zweifle manchmal an mir.«
»Ich nicht.«
Gratian sah seinen Diener dankbar an und seufzte.
»Ich gehe schlafen. Morgen will ich lernen, wie man Barbaren besiegt.«
Elevius lächelte.
»Ihr werdet ein ausgezeichneter Schüler sein, und in nicht allzu ferner Zukunft selbst zu den Meistern gehören.« Gratian spitzte die Lippen. »Weißt du, was das Schlimmste daran ist, ein Kaiser zu sein?«
»Ihr werdet mich sicher sogleich an Eurer Weisheit teilhaben lassen, Herr!«
Gratian grinste.
»Es ist so schwer, zwischen Schmeichelei und echtem Lob zu unterscheiden.«
Der Diener verbeugte sich. »Ihr seid ein Mann großer Einsichten, o mein Kaiser.« »Elevius.« »Herr?« »Leg dich schlafen.«

8

    »Nun, meine Herren, das ist die Situation. Haben Sie Vorschläge?«
Jan Rheinberg lehnte sich zurück und sah erwartungsvoll in die Runde. Neumann hatte ihn statt der angeordneten sechs ganze sieben Stunden schlafen lassen und ihn erst nach einer erneuten Untersuchung, der Auswechslung der Verbände sowie einem kräftigen Frühstück für dienstfähig erklärt. Rheinberg hatte halb grummelnd, halb dankbar akzeptiert.
Das Treffen der höchsten Offiziere der Saarbrücken hatte mit einem langen Bericht des Quartiermeisters sowie des Chefingenieurs begonnen, die beide insbesondere die bestehenden Vorräte erwähnt sowie Verbrauchsprognosen abgegeben hatten. An allem würde innerhalb der nächsten vier Wochen Mangel herrschen, und woran zuerst, das hing vor allem von der Art und Weise ab, wie der Kreuzer eingesetzt

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