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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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beeindrucken, aber ihm nicht drohen«, meinte Rheinberg offen.
»Eine große Herausforderung«, orakelte Africanus.
»Ihr müsst mir helfen«, erneuerte Rheinberg seine Bitte.
»Ich tue, was ich kann. Allerdings bin ich lediglich ein Trierarch.«
Rheinberg musste ob der etwas dick aufgetragenen Bescheidenheit lächeln, war sich aber dann keinesfalls mehr so sicher, ob Africanus wirklich nur bescheiden oder nicht sehr realistisch war. Rheinberg wusste so vieles über diese Zeit nicht, und das nicht bloß, weil auch die Historiker über manches nur Mutmaßungen hatten anstellen können. Es war etwas völlig anderes, ein Buch zu lesen und eine Vorstellung über die ferne Vergangenheit zu entwickeln, als diese persönlich zu erleben. Immer wieder hatte Rheinberg das unwirkliche Gefühl, als würde er alles lediglich träumen und bald, sehr bald aufwachen. Nur, dass dieses Aufwachen nicht stattfand und er sich an den Gedanken zu gewöhnen begann, dass letztlich doch alles sehr real war.
»Herr Kapitän, drei Schiffe zehn Grad Steuerbord!«
Die Stimme Langenhagens riss Rheinberg aus seinen Überlegungen. In der angegebenen Richtung schälten sich drei Triremen aus dem nachmittäglichen Dunst. Die Landlinie war mittlerweile deutlich zu erkennen, und ebenso deutlich zeichnete sich der Hafen von Ravenna in der Ferne ab.
»Kleine Fahrt!«, befahl Rheinberg.
»Kleine Fahrt!«, bestätigte Langenhagen. Gespannte Ruhe senkte sich über die Brücke, als mehr und mehr Schiffe erkennbar wurden. Neben den drei Kriegsgaleeren wurden Segler aller Art sichtbar, massige Schiffe mit großen Segeln ebenso wie kleine Fischerboote. Je näher sie dem Hafen kamen, desto dichter wurde der Schiffsverkehr, doch wo die augenscheinlich zivilen Einheiten so schnell wie möglich abdrehten, als ihre Steuerleute die sich nähernde Saarbrücken erkannten, hielten die drei Triremen unbeirrbar auf den Kreuzer zu.
»Mut haben sie«, murmelte Rheinberg. Aurelius sah den Kapitän an, und er hatte sicher nicht verstanden, was Rheinberg da sagte, aber dennoch reagierte er mit präziser Ahnung.
»Sie werden kämpfen, auch, wenn sie ahnen, dass sie verlieren werden«, sagte der Trierarch auf Latein. »Die Augustus ist dabei!«
»Langenhagen, die Flüstertüte für den Trierarchen.«
Bald hielt Africanus das trichterförmige Metall in den Händen und führte das Mundstück intuitiv an seine Lippen.
»Nach draußen«, wies Rheinberg den Weg. »Wir gehen nach draußen! Langenhagen, alle Maschinen stopp!«
Er hörte die Bestätigung des Befehls schon nicht mehr. Zusammen mit Africanus stand er an der Reling, zu ihnen gesellten sich Becker und Neumann. Rheinberg sah sich um. Überall waren Männer in Position, die Sturmgewehre schussbereit. Die seitliche 5-cm-Kanone hatte ihre Mündung auf die sich nähernden Triremen gerichtet. Rheinberg hatte den Männern mehrmals eingeschärft, auf keinen Fall ohne seinen ausdrücklichen Befehl zu feuern. Ein Gemetzel unter den Römern würde ihre Chancen, hier Aufnahme zu finden, völlig zerstören.
Africanus setzte das Megafon an.
» Augustus, hier spricht Aurelius Africanus!«, schallte seine Stimme zu den Galeeren hinüber. »Vicius! Nicht angreifen! Hör auf mich! Greife nicht an! Ihr würdet den Angriff nicht überleben! Die Fremden wollen verhandeln!«
Rheinberg kniff die Augen zusammen.
Erst kam es ihm vor, als würde nichts geschehen, doch dann sah er mit Erleichterung, wie die vorderste der drei Galeeren beizudrehen begann. Ein Mann stand auf dem Oberdeck und winkte Aurelius zu.
»Wie geht es dir?«, brüllte er mit erprobter Stimme herüber.
»Es geht mir gut!«, tönte es aus dem Metalltrichter zurück. »Begleitet uns in den Hafen. Es wird keinen Kampf geben! Hörst du? Keinen Kampf! Benachrichtige den Navarchen! Lasst den Pier abriegeln! Es soll niemand kämpfen! Sie wollen verhandeln!«
Der Mann auf der Trireme winkte und brüllte etwas Unverständliches zurück. Alle drei Triremen drehten bei, manövrierten um die Saarbrücken herum und nahmen sie in ihre Mitte.
Africanus wandte sich an Rheinberg, ein Lächeln auf seinen Lippen.
»Sie werden nicht angreifen.«
»Gut.« Rheinberg wandte sich zur Brücke. »Langenhagen!«
»Herr Kapitän!«
»Kleine Fahrt. Bleiben Sie innerhalb des Geleitschutzes. Halten Sie Abstand! Folgen Sie in das Hafenbecken!«
»Kleine Fahrt und folgen, jawohl!«, schallte es zurück. Das sanfte, rhythmische Stampfen der Maschinen wurde wieder deutlicher spürbar, als die Saarbrücken denkbar

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