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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Anspannung. Erleichterung, weil es gut war, wieder in einem Hafen zu liegen, und Anspannung, weil er nicht wusste, ob Ravenna für die Saarbrücken eine Heimat werden konnte. Als das Fallreep den Pier berührte, stolzierte der Hagere, den Africanus flüsternd als Navarch Renna identifiziert hatte, ohne weiteres Zögern und ohne Begleitung an Bord.
Die grauen Augen des Marineoffiziers wurden schmal, als er seinen Blick über die Aufbauten des Kreuzers schweifen ließ. Dem unbewegten Gesicht des Navarchen war nicht anzusehen, was er dachte oder fühlte, ob und in welchem Maße er beeindruckt war. Als Rheinberg auf ihn zutrat und nach Sitte der deutschen Marine salutierte, nickte er knapp und wandte sich direkt an Africanus.
»Wie geht es Euch, Trierarch?«
»Mein Schiff ist verloren, wie der Großteil meiner Mannschaft. Die Überlebenden sind hier an Bord. Sie werden gut versorgt.« »Seid Ihr Gefangener der fremden Barbaren?« »Noch, aber mir wurde die Freiheit zugesichert.« Rennas Blick wanderte zu Rheinberg, der nichts gesagt hatte, und fixierte ihn. »Ich bin Marcus Flovius Renna, Navarch des Reiches.« »Ich bin Jan Rheinberg, Trierarch der Saravica. « Renna machte eine ausholende Handbewegung. »Dies ist die Saravica? Das ist eine Ortschaft in Germanien.« »Es ist mein Schiff.« »Welchem König dient Ihr?« »Wir hoffen, dem Ewigen Imperator Roms dienen zu dürfen.« Renna runzelte die Stirn, wechselte einen Blick mit Africanus, der ihm zunickte. »Ihr wünscht, Euch dem Befehl des Kaisers zu unterwerfen?« Rheinberg zögerte. »Ich wünsche mit ihm eine Übereinkunft zu erzielen, die für uns beide von Vorteil sein wird.« Renna schien diese Sprache zu verstehen. »Dennoch wurde meine Frage nicht beantwortet. Welchem Herrn habt Ihr bisher gedient?« »Einem Kaiser, weit entfernt von Rom. Wir können nicht zu ihm zurückkehren und benötigen eine neue Heimat.« »Flüchtlinge? In einem solch mächtigen und fremdartigen Gefährt? Gibt es davon etwa noch mehr?« »Mein ehemaliger Herr gebietet über viele.« Renna sah alarmiert aus. Rheinberg beeilte sich, hinzuzufügen: »Das Land meines alten Herrn ist unerreichbar für uns. Wir sind alleine.« Er zögerte. »Wir benötigen Hilfe«, ergänzte er. »Hilfe? Trierarch Daker berichtete mir, dass die Scipio keine Chance gegen Euer Schiff hatte.« Der Navarch machte diese Feststellung ruhig und sachlich, ohne Vorwurf in der Stimme. Rheinberg fasste etwas Mut. »Ein Missverständnis. Die Scipio griff unser Schiff in der Annahme an, wir seien eine Bedrohung. Wir wehrten uns.« »Und? Seid Ihr eine Bedrohung?«, stellte Renna schließlich die zentrale Frage. »Ich will es nicht meinen. Wir werden die Waffen schweigen lassen, wenn wir nicht angegriffen werden, und wir sind bereit, sie zum Wohle des Reiches einzusetzen, sollten wir mit dem Kaiser eine Übereinkunft erlangen.« Renna erwiderte nichts. Er wandte sich wieder an Africanus.
»Nehmt Eure Männer und verlasst dieses Schiff.«
»Herr!«
Rheinberg winkte. Köhler hatte auf das Zeichen gewartet. Er rief einige Befehle, dann trotteten die Kriegsgefangenen von Bord, die Verletzten auf Tragen mit sich führend. Zum Schluss waren nur noch Africanus sowie sein Steuermann Sepidus übrig.
»Ich habe Boten zum Präfekten sowie nach Treveri geschickt«, eröffnete Renna nun, über die leichte Abwicklung der Gefangenenfrage sichtlich zufrieden. »Ich erwarte baldige Antwort. Bis dahin bleibt Euer Schiff hier festgemacht. Niemand verlässt es und ich verspreche, meine Männer werden nicht versuchen, an Bord zu kommen.«
»Ich bin einverstanden.«
»Eure Waffen werden schweigen.«
»Wie die Euren.«
»So sei es dann.«
Renna fixierte Africanus mit seinem Adlerblick. »Trierarch, Ihr werdet hier an Bord bleiben, als mein Legat. Behaltet Sepidus bei Euch. Ihr berichtet mir täglich.
Ist das akzeptabel?« Die letzte Frage war wieder an Rheinberg gerichtet. »Selbstverständlich«, beeilte sich dieser zu antworten. »Der Trierarch ist an Bord willkommen.«
Renna zeigte erstmals so etwas wie den Ansatz eines Lächelns, als er sich brüsk abwandte und das Schiff hinter den Kriegsgefangenen verließ. Er marschierte auf den Pier und verschwand unter seinen Soldaten, die die Wachlinie am Pier vor der Saarbrücken sofort hinter ihm schlossen.
Jetzt hieß es warten.
»Ich bin beruhigt«, murmelte Rheinberg auf Latein.
»Beruhigt?«, fragte Africanus.
Rheinberg rieb sich den Nacken.
»Mein Kopf sitzt noch auf dem Hals.«
Der Trierarch

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