Die Ankunft
fünfundvierzig geworden! – setzte sich unaufgefordert. Symmachus machte ihm keine Vorwürfe. Es war deutlich zu erkennen, dass sein Freund aufgewühlt war.
»Harich – lass Wein bringen.«
»Ja«, stieß Michellus hervor. »Wein. Eine gute Idee.« Er stöhnte und seufzte. Etwas zu theatralisch für Symmachus' Geschmack, aber es erfüllte seinen Zweck: Der Besucher hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit des Gastgebers.
»Mein Freund, wie geht es deinen Söhnen?«, begann Michellus, nachdem der Wein serviert worden war und die Sklaven sich zurückgezogen hatten.
»Prächtig. Ich gehe davon aus, dass sie ihren Weg machen werden. Und deine Töchter?«, fragte Symmachus.
Michellus verzog das Gesicht. Nun musste sein Gastgeber an sich halten, nicht aufzuseufzen. Es ging wieder um seine Töchter. Nein, verbesserte sich der Senator. Es ging definitiv wieder um eine bestimmte.
»Meine Drusilla ist der Stern meines Lebens«, eröffnete Michellus seine Rede mit der unvermeidlichen Feststellung. »Voller Liebreiz und gehorsam, wie es sich für eine Tochter gehört. Sie erkennt mich als den Herrn der Familie unumschränkt an. Fromm ist sie und pflegt guten Umgang. Ich will sie bald mit einem jungen Mann vermählen. Ich suche noch, aber ja, einige sind in der engeren Wahl. Jemand von hohem Stand. Ich habe schon Angebote bekommen.«
Symmachus nickte. Seine Söhne gehörten nicht dazu, waren beide bereits verheiratet, und beide mit Töchtern aus hohen Familien. Kinder hatten im Regelfalle keine Gelegenheit, diese Entscheidung selbst zu treffen, und Töchter noch weniger als Söhne. Nachkommen waren nicht zuletzt für die senatorischen Familien Verfügungsmasse für die Zementierung sozialer Beziehungen und gegenseitiger Verpflichtungen. Symmachus konnte daran nichts Schlechtes finden. Michellus naturgemäß auch nicht. Julia hingegen …
»Julia hingegen«, seufzte sein Gast nun und warf einen anklagenden Blick gen Himmel. »Julia hingegen erklärte mir heute, dass sie Julius Aenius auf keinen Fall heiraten werde. »Nur über ihre Leiche!«, sagte sie. Eher werde sie sich entleiben, hat sie gedroht. Wir haben uns angeschrien. Symmachus. Meine Tochter schrie mich an, ihren Vater! Ich darf sie für so etwas umbringen!«
Symmachus lächelte verständnisvoll. Als Pater familiae durfte Michellus das in der Tat. Größtes Problem war jedoch, dass Julia dort, wo ihre Schwester Drusilla liebreizend war, jeden mit ihrer Schönheit überwältigte. Und das galt auch für ihren gebeutelten Vater, der ganz offensichtlich mit einer gut siebzehn Jahre alten Tochter, die neben einem extrem reizvollen Äußeren einen extrem harten Dickkopf besaß, nicht zurechtkam. Das Problem wurde dadurch verstärkt, dass des Senators edle Angetraute, Lucia mit Namen, in wesentlichen Dingen die Rolle eines Familienoberhaupts für sich beanspruchte, sodass der arme Michellus mit zwei Frauen gesegnet war, die meinten, für ihn denken zu müssen. Symmachus beneidete seinen Kollegen um dieses Problem nicht, und es war natürlich auch immer etwas Schadenfreude dabei, wenn er den Klagen seines Freundes zuhörte.
»Was habe ich getan, dass mich der Herr mit einer solchen Tochter schlägt?«, fragte Michellus halb rhetorisch. Symmachus grunzte höflich und machte eine Geste der Unwissenheit. »Ich weiß nicht, wie ich für dieses Mädchen einen Mann finden soll! Jeder, der um ihre Hand anhält, muss vollkommen verrückt sein!«
»Vielleicht solltest du sie als Mann verkleiden und zur Legion schicken«, scherzte Symmachus. »Sie würde, nach allem, was du mir erzählt hast, einen guten Tribun abgeben.«
»Oh ja«, erwiderte sein Gast mit ergebenem Augenaufschlag. »Wäre Julia als Mann geboren, so hätte ich jetzt einen ruhmreichen Soldaten als Sohn, der der Familie Ehre macht. Stattdessen habe ich ein einziges Ärgernis am Hals.«
Michellus versank in brütendes Schweigen. Symmachus kannte die Routine. Er würde noch ein paar Mal in lautes Schimpfen ausbrechen, dann einen weiteren Becher Wein trinken und schließlich nach Hause aufbrechen, etwas beruhigt, aber sicher nicht weniger verzweifelt. Der zentrale Grund dafür, warum er mit dieser Angelegenheit regelmäßig bei Symmachus auftauchte, war nicht in ihrem besonders innigen Verhältnis begründet, sondern in der schlichten Tatsache, dass sich Michellus' Stadtvilla keine zwanzig Meter entfernt auf der anderen Straßenseite befand.
Symmachus hegte den Verdacht, dass darüber hinaus der weithin bekannte und
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