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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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merkte, wie elegant die mit halber Fahrt dahinrauschende Saarbrücken dem Befehl des Ruders folgte, musste der Maat bald keine Handreichung mehr geben. Auf dem Gesicht des Römers stand bald ein begeistertes Lächeln, das durch den dichten, wilden Bart hervorblitzte. Etwas von der Begeisterung schien sich auf Africanus zu übertragen. Als die Saarbrücken einen vollständigen Kreis gefahren war und auf altem Kurs lag, übernahm Börsen das Ruder wieder und Sepidus ließ es fast widerwillig los.
Was auch immer der alte Veteran von den seltsamen Ankömmlingen dachte, er war von diesem Schiff erkennbar begeistert.
Aurelius Africanus wandte sich an Rheinberg.
»Bald werden Schiffe meines Geschwaders auf uns treffen, denn die Augustus wird sie benachrichtigt haben. Ich darf Euch bitten, sie nicht anzugreifen.«
»Das werde ich nicht, wenn sie sich friedlich verhalten«, entgegnete Rheinberg.
»Das werden sie, wenn ich mit ihnen reden darf.«
»Das erlaube ich gerne.«
»Wenn wir in Ravenna einlaufen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit der Regierung Kontakt aufzunehmen«, fuhr Aurelius fort. Er hatte Rheinbergs Ansinnen, den Kampf nicht fortsetzen zu wollen, sondern stattdessen offiziellen Kontakt mit dem Reich aufzunehmen, erst ungläubig, dann aber mit beginnendem Ernst aufgenommen. Schließlich hatte er sich bereit erklärt, soweit er das konnte, mäßigend auf eventuelle Hitzköpfe einzuwirken und den Kontakt zu erleichtern, sollte Rheinberg sein Versprechen einhalten, ihn und die Seinen freizulassen.
»Der erste Kontakt wird sicher mit dem Navarchen sein, der das Marinekontingent in Ravenna befehligt. Das ist Marcus Flovius Renna, mein direkter Vorgesetzter. Der Hafen untersteht in militärischen Dingen seinem Befehl und er ist ein sehr durchsetzungsstarker Mann. Es werden sich bestimmt Männer der Stadtverwaltung melden, im Grunde jedoch gehe ich davon aus, dass man sogleich Boten zum Kaiserhof schicken wird. Dies alles ist zu wichtig, um es Subalternen zu überlassen.«
Rheinberg hatte etwas Zeit gefunden, seine Kenntnisse über das Römische Reich und dessen Verwaltung in seinen mitgebrachten Büchern aufzufrischen. Seit den Reformen des Diokletian waren Zivil-und Militärverwaltung im Reich strikt voneinander getrennt. Die Ankunft der Saarbrücken, davon war auszugehen, wurde als vor allem militärische Angelegenheit betrachtet. Bevor kein höherrangiger Offizier zugegen war, würde Renna der Mann sein, mit dem Rheinberg zu tun haben würde.
»Wie ist Renna?«
Africanus überlegte kurz, als müsse er seine Worte sorgfältig wählen.
»Er ist ein Karrieresoldat, der sich von einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Er hat in eine der Senatorenfamilien eingeheiratet. Alle sagen, dass er nach diesem Posten Aussicht auf eine Stellung bei Hofe haben könnte, möglicherweise vom Militärdienst zurücktritt und eine hohe zivile Stelle antritt. Vielleicht als Präfekt in einer der unruhigen Provinzen, wo militärische Erfahrung auch einem Zivilbeamten gut zu Gesicht steht. Er ist ein untadeliger Vorgesetzter. Ich kann über ihn keine Klage führen.«
Rheinberg nickte. Er hatte keinesfalls erwartet, dass Africanus hier schmutzige Wäsche waschen würde. Aber wenn auch nur ein Teil dessen zutraf, was er eben erzählt hatte, bestand eine gute Chance, dass man mit Navarch Renna vernünftig würde reden können.
Navarch, so musste der Kapitän sich erinnern, entsprach dem Rang eines Admirals oder zumindest eines Geschwaderkommodores. Er würde mit Renna nicht wie mit einem Gleichgestellten reden können. Er fühlte, wie seine Handflächen feucht wurden. Diplomatie gehörte nicht zu seinen Stärken und gleichzeitig ohne Zweifel zu den Fähigkeiten, die er sich schnell würde aneignen müssen.
Africanus hatte eine gute Beobachtungsgabe. Er schien Rheinbergs Unruhe erkannt zu haben und lächelte.
»Renna macht auch mich nervös«, sagte er leise. »Er ist einer von denen, die das Reich zusammenhalten. Dazu gehört ebenso das rechte Maß an Härte und Grausamkeit. Ich habe einmal beobachtet, wie er persönlich einem Deserteur den Kopf abgeschlagen hat. Der Navarch stand da, über und über mit Blut besudelt, das Schwert erhoben, und sah die aufgestellten Männer an, eine stumme und sehr eindringliche Drohung. Er ist nicht leicht zu beeindrucken.«
Africanus machte eine umfassende Bewegung.
»Ich bin jedoch zuversichtlich, dass dieses Schiff seine Ruhe auf eine harte Probe stellen wird.«
»Ich möchte ihn gerne

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