Die Ankunft
wieder beschäftigte, und beide misstrauten der Kirchenobrigkeit im Westen, wenngleich aus verschiedenen Gründen. Beide wussten um die Gefährlichkeit religiöser Auseinandersetzungen.
»Ich denke, dass wir vor allem eines verhindern müssen: dass die Fremden zu Dämonen gemacht werden. Ist das Volk erst aufgehetzt und die Mönche losgelassen, kann ich meine ganze Hafenwache vor dem Pier postieren und es würde nichts nützen.«
Dem konnte der Trierarch nicht widersprechen.
»Wir wollen wir das verhindern?«
Aurelius spürte, dass Renna mit den Fremden ähnliche Hoffnungen verband wie er selbst. Vielleicht hatte die Führung, die Trierarch Rheinberg ihm gestern gegeben hatte, dabei geholfen, das Potenzial der Besucher zu erkennen. Warum auch immer, der Navarch hatte begriffen, dass sie die Kontrolle über die Situation unbedingt behalten mussten. Und wenn ihnen das gelang, mochte es ihnen auch gelingen, die Chancen dieses seltsamen Zusammentreffens zu nutzen.
»Ich habe Boten entsandt. Gratian marschiert in Eilmärschen gen Osten und ich glaube nicht, dass er sich nur wegen dieses Schiffes nach Ravenna wenden wird. Ich habe dem Präfekten von Rom eine Nachricht gesandt. Und ich habe einigen ausgewählten Senatoren eine Einladung geschickt – zu einer großen Festlichkeit.«
Aurelius nickte. Er hatte schon immer gewusst, dass Renna ein tatkräftiger Mann war, und dies bestätigte den Eindruck lediglich.
»Darf ich raten, Navarch? Gemäßigte Senatoren von hohem Ansehen und persönlicher Integrität? Christen wie auch andere? Männer, die von allen respektiert werden und über die sogar die größten Fanatiker nicht einfach hinwegsehen können? Männer, die das Vertrauen des Kaisers genießen?«
Renna lächelte dünn. »Du solltest selbst Senator werden. Oder, noch besser, schau, dass du zum Navarchen befördert wirst. Diokletian mag Verwaltung und Militär getrennt haben, doch glaub mir, ohne eine Hand für Politik kommst du als hoher Offizier nicht weit. Du scheinst ein Talent zu haben.«
»Ich lerne von einem großen Meister«, erwiderte Aurelius und senkte betont devot den Kopf.
»Falsche Unterwürfigkeit beherrschst du also auch!«, lachte Renna auf. »Nun gut, hör zu: Du hast in allem recht. Sobald ich eine entsprechende Anzahl neugieriger und gelangweilter Würdenträger in der Stadt habe, werde ich zusammen mit dem Senat der Stadt eine Festlichkeit veranstalten, in der Villa von Urianus. Die ist groß und seine Köche sind die Besten. Wir werden sie alle einladen – inklusive einer Delegation der Fremden. Sie sollen sie kennenlernen, mit ihnen plaudern, dem Wein zusprechen, den Tänzerinnen zusehen – und merken, dass die Besucher zwar etwas seltsame, trotzdem normale Männer sind, vor denen niemand Angst haben muss, der guten Willens ist. Die Kunde wird sich schnell verbreiten und unseren misstrauischen Zeloten den Wind aus den Segeln nehmen. Was meinst du?«
»Ob das unter den Fanatikern wirklich für Frieden und Einsicht sorgen wird, das möchte ich erst einmal bezweifeln. Dennoch hört es sich gescheit an. Ich bin dabei!«
»Du bist sogar eingeladen. Trage dazu bei! Der Trierarch, dessen Schiff von den Fremden vernichtet wurde, mit diesen gemeinsam beim Tafeln. Eine überzeugende Darbietung.«
»Dann danke ich für die große Ehre! Ja, ich werde kommen und auf meine getöteten Kameraden anstoßen.«
Renna schlug Aurelius auf die Schultern.
»Ich verstehe deine Bitterkeit, Africanus. Doch nichts wird die Männer wieder lebendig machen. Ich bin eher daran interessiert, weitere unnötige Tode zu verhindern. Kehre zurück zum Schiff der Fremden und bereite sie auf ihre eigene Einladung vor. Ich werde Schneider schicken lassen, damit sie alle geeignete Kleidung erhalten. Sie sollen nicht nur wie normale Männer wirken, sie sollen auch so aussehen. Mach, dass es funktioniert. Dann haben wir vielleicht die Chance, von der du träumst, mein Freund.«
14
Es war kalt und regnerisch, und es war Sommer. Es gab verschiedene Gründe, warum Magnus Maximus, Comes Britanniarum, das Gebiet, über das er herrschte, regelrecht hasste. Er stand an der Brüstung der Garnisonsfestung und starrte durch den Dunst auf den Hadrianswall, dessen imposante Linie knapp in Sichtweite lag. Seit drei Wochen ritt der militärische Oberbefehlshaber Britanniens nun bereits die Grenzfestungen ab, traf seine Offiziere, lobte die Männer, besuchte die Familien. Er ließ sich zum Essen einladen und brachte frischen Wein. Er brachte Post
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